In Nachbars Schatten

Katinka Corts
4. April 2018
Besonders das einfallende Licht beeindruckte früher im Kirchenbau. Heute wird die Friedrichswerder Kirche zunehmend umstellt (Bild: Arnold Paul [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons)

Vor zwei Jahren berichtete Carsten Sauerbrei im Artikel "Einstürzende Altbauten", dass Baustellen neben der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin den Kirchenbau in seiner Substanz gefährdeten. Nun sind die Baucontainer, die jahrelang das Kirchentor verdeckten, entfernt, und das neue Stadtbild von Kirche und benachbartem Luxuswohnen wird erlebbar. Was Außen ein "auf die Pelle rücken" ist, wird im Inneren ebenso zum Störfaktor: "Man kann es noch auf alten Fotografien sehen, wie das Licht das Kircheninnere durchflutete und man von außen hindurchschauen konnte, von Ost nach West. Damit ist es vorbei [...]", schrieb Regina Mönch kürzlich in der FAZ. Wenn die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hier zukünftig wieder Marmorskulpturen ausstellen möchte, wird auch dafür ein anderes Lichtkonzept überlegt werden müssen – die frühere Lichtstimmung existiert nicht mehr. Und die Sieger? Das sind diejenigen, die die neuen Luxuswohnungen mit Vermerken wie  "einmalige Sichtachsen durch Berlins historische Mitte" und "Nachbarschaft zu Schinkels Bauwerken" für 1.3–5.8 Millionen Euro bis Anfang 2019 an Käufer und Käuferin bringen werden.