Lichtjahr 2015

Katinka Corts
28. Oktober 2015
11 Monate Lichtjahr, 650 Veranstaltungen (Bild: jahr-des-lichts.de)

Das «Internationale Jahr des Lichts» begann Ende Februar 2015: Zeitgleich zur Eröffnung des neuen Zeiss-Planetariums fanden sich im Deutschen Museum München Lichtbegeisterte aus Forschung, Industrie, Wirtschaft und Kultur ein. Ausgerufen haben das Lichtjahr die Vereinten Nationen, die UNESCO koordiniert die über das Jahr verteilten Themen unter anderem mit der Europäischen Physikalischen Gesellschaft. «Das Jahr soll an die Bedeutung von Licht als elementare Lebensvoraussetzung für Menschen, Tiere und Pflanzen und daher auch als zentraler Bestandteil von Wissenschaft und Kultur erinnern», heißt es seitens der UNESCO. Je mehr wissenschaftliche Erkenntnisse über das Licht gewonnen werden, desto besser verstünden wir den Kosmos und umso genauere Behandlungsmöglichkeiten seien beispielsweise in der Medizin möglich.

Licht-Klang-Tanz-Performance TRACING_O.S. im März in Stuttgart (Bild: Kiên Hoàng Lê | Photography)

Das Motto des Lichtjahres heißt denn auch «Light for Change – Licht für Wandel». Doch worin genau besteht dieser Wandel? «Wir wollen das Jahr des Lichts nutzen, um junge Menschen und die Öffentlichkeit für neue Technologien zu begeistern», so formulierte Edward G. Krubasik, der Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, seine Vorstellungen bezüglich des Lichtjahres. «Im Laufe des Jahres wollen wir viele Beispiele für einen erfolgreichen und schnellen Technologietransfer von Forschung zur Anwendung zeigen.»

Eine Möglichkeit, wie Technologie euphorisch und interessant vermittelt werden kann, nutzen die Veranstalter gleich selbst: Die Eröffnungsfeier wurde von Astrophysiker Harald Lesch moderiert, der dank seinen regelmäßigen Fernsehsendungen (Leschs Kosmos, ZDF) genau diese Art der Wissensvermittlung beherrscht. «Ohne Licht gäbe es auf unserer Erde nichts», formulierte Lesch knapp. Etwa 15% der Technologien, die wie heute verwenden, seien zudem direkt abhängig vom Licht – und damit auch von unserem Verständnis vom Licht.

Viele Disziplinen kommen beim Thema Licht zusammen; und so sind es neben Leuchtmittelhersteller unter anderem auch zahlreiche Forschende von Institutionen wie dem Fraunhofer-Institut, der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Wissenschaftsgemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft. Dies spiegelt sich auch in den vielfältigen Jahresprogramm wieder, in denen sich Veranstaltungen zu Optik, Biochemie, Astrophysik und Lichtkunstprojekte fanden und noch bis Jahresende finden. In den vier inhaltlichen Gruppen Lichtforschung, Lichttechnologie, Licht und Kultur sowie Licht und Natur werden unter anderem Themen wie Lichtverschmutzung, Energieeinsparung und die Entwicklung günstiger energieeffizienter Lichtquellen für Entwicklungsländer in den Fokus gestellt.

Oliver Stefani entwickelt am Fraunhofer-Institut künstliche Lichtsysteme (Bild: Videostill)

Auch das «gesunde», also biodynamische Licht findet seinen Platz, beispielsweise am Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Lichtforscher Oliver Stefani entwickelt dort  neue Lichtsysteme wie den «Virtual Sky» und untersucht die Wirkung auf den Menschen. «Wir wollten ein Stück Natur wieder ins Gebäude bringen», erklärt Stefani das Vorhaben im Gespräch. Dazu gehört die Veränderung des simulierten Lichts im Verlauf des Tages, was im Büro Arbeitende zum Beispiel weniger ermüden soll. Das statische, künstliche Licht hat für den menschlichen Organismus kaum Qualität – das Tageslicht hingegen wechselt in Helligkeit und Intensität, kann wach machen und wirkt belebend. Und obwohl wir das wissen, halten sich die meisten von uns während eines Großteils des hellen Tages in tageslichtfernen oder gar verdunkelten Räumen auf. Bis heute wird im Verhältnis mehr Aufwand betrieben, Kunstlicht zu installieren, als das Tageslicht besser zu nutzen. Oliver Stefani sieht das Ziel der Forschung daher auch im Tageslicht: Im Idealfall, so der Lichtforscher, sollte man Systeme in Zukunft so entwickeln können, dass wir unsere Räume mit ideal gesteuertem Tageslicht für alle Tätigkeiten ausreichend beleuchten können.

Die Velux Group schrieb zusammen mit dem Unternehmen Little Sun den internationalen Designwettbewerb «Natural Light» aus. Gewonnen hat ein Vorschlag aus Buenos Aires.

Bis Ende des Jahres finden noch mehr als 100 einzelne Veranstaltungen statt, darunter sind Einblicke in Forschungen möglich, es können Sternenwanderungen gemacht oder aktuelle Beleuchtungslösungen erkundet werden. Und obwohl sie sich aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommend mit dem Thema befassen – alle eint der Wunsch, Licht besser zu begreifen und anwenden zu können. Dann werden wir künftig nicht nur, wie es sich der Generaldirektor des Deutschen Museums Wolfgang Heckl im Februar wünschte, unsere Kinder für ein Astronomie- oder Physikstudium begeistern. Sondern dann werden wir auch wirklich in der Lage sein, Licht energieeffizient, bedarfsgenau und ressourcenschonend einzusetzen. Und dies nicht nur in ausgewählten Vorzeigeprojekten.


Aus dem aktuellen Veranstaltungskalender

3.11., Heilbronn: Robert-Mayer-Lecture 

«Das älteste Licht im Universum – Ein Blick zum Anfang der Zeit»
Im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. T. Enßlin, Max Planck Institut für Astrophysik, Garching, stehen aktuelle Forschungsergebnisse, die aus den Daten des Planck-Satelliten folgen. Details
 
5.11., Stuttgart: Selux Licht Plus: Lighting – Next Level
Die technischen Grenzen der Lichtausbeute scheinen in absehbarer Zeit erreicht zu sein. Was aber bedeutet Nachhaltigkeit dann für die Beleuchtungsplanung? Welche Konsequenzen hat die lange Lebensdauer ihrer Produkte für die Leuchtenindustrie, wenn manche Beleuchtungsanlagen erst nach 50 Jahren erneuert werden müssen? Eine Diskussionsrunde mit Vertretern aus Design, Planung und Zukunftsforschung. Details

6.11., Konstanz: Zukunftsfähige Beleuchtungssysteme für Gebäude
Professoren aus dem Fachbereich sowie Vertreter aus der Wirtschaft werden kurze Vorträge halten und das Thema Energieeffizienz beleuchten. Vorgestellt werden auch neuartige Leuchten, die Studierende im Rahmen des Forschungsprojekts «ZAFH LED OASYS» an fünf baden-württembergischen Hochschulen entwickelt haben. Details

14.11.–6.12., Lüneburg: Licht als Signal
Ein transdisziplinäres Kunstprojekt mit Glühwürmchen

Der «Danse nuptiale des Lucioles» und die Installation «Cubulus» werden als interaktive Lichtinstallation mit Pet Flaschen, LEDs und Sensoren auf Bewegungen reagieren. Im Museum zeigt Sibylle Wickbold die Ergebnisse des Workshops, den sie mit Kindern zu Themen wie Biolumineszenz und Lichtverschmutzung eine Woche im Juli unternommen hat.
Veranstaltungen und Vorträge zum Thema. Details

 11.&12.12., Schleiden: Natürliches Licht in der Nacht – Sternenwanderung
Der Nachthimmel über dem 110 qkm großen Sternenpark Nationalpark Eifel bietet ein einmaliges Naturerlebnis – der sternenreiche Nachthimmel fasziniert Jung und Alt. Details

Den kompletten Kalender zu den in Deutschland laufenden und noch kommenden Veranstaltungen finden Sie unter jahr-des-lichts.de, das internationale Programm hier.