Neues Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW)

Fassade als Versuchslabor

Carsten Sauerbrei
28. November 2017
Dank einer modularen, immer gleich aufgebauten Unterkonstruktion lassen sich Fassadenelemente gegen Photovoltaik-Module austauschen. (Bild: ZSW Baden-Württemberg)

CO2-Reduzierung und Energiewende sind beides hierzulande hochaktuelle politische Themen und große gesellschaftliche Herausforderungen. Dabei hat gerade auch der Gebäudesektor großen Aufholbedarf, was das Erreichen der CO2-Einsparziele der Bundesregierung anbetrifft. Da trifft es sich gut, dass Anfang Juli das baden-württembergische Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung in Stuttgart-Vaihingen seinen vom Münchner Standorts des dänischen Architekturbüros Henning Larsen entworfenen Neubau einweihen konnte.

Das neue Gebäudeensemble besteht aus ineinander verschachtelten Baukörpern für die verschiedenen Abteilungen. (Bild: ZSW Baden-Württemberg)

Eine Besonderheit des Forschungsneubaus besteht in der Nutzung der Fassade als Erprobungsfläche für die vom ZSW am eigenen Institut entwickelten Dünnschicht-Photovoltaikmodule. Dank der gleichen, modular aufgebauten Unterkonstruktion von Fassaden- und PV-Elementen können diese gegeneinander ausgetauscht und damit Neuentwicklungen gleich im Praxiseinsatz getestet werden. Den Architekten von Henning Larsen gelang außerdem, die Solartechnik wie selbstverständlich in die Sichtbeton- bzw. Aluminium-Fassade einzubinden.

Alle Abteilungen des ZSW besitzen einen Innenhof als kommunikatives Zentrum. (Bild: Jens Willebrand)

Um die verschiedenen Forschungsabteilungen des ZSW abzubilden und gleichzeitig vielfältige Begegnungs- und Kommunikationsmöglichkeiten untereinander zu schaffen, entwarfen die Münchner Architekten von Henning Larsen den Neubau als ein aus mehreren miteinander verflochtenen Baukörpern bestehendes Ensemble. Jeder einzelne Baukörper besitzt außerdem mit einem glasgedeckten Innenhof sein eigenes Zentrum, um das herum die Architekten öffentliche, kommunikative Funktionen anordneten.

Eine der energieintensiven Forschungsanlagen des ZSW, die Solarzellen erzeugt. (Bild: Jens Willebrand)

Auf den ersten Blick verwundert es, dass ein Gebäude für Sonnenenergieforschung nicht als Passiv- oder Plusenergiegebäude ausgeführt wurde. Ursache dafür sind die energieintensiven Forschungsanlagen am ZSW, die in der Photovoltaik- und der Wasserstoff-Forschung eingesetzt werden. Immerhin liegt der Primärenergiebedarf des Neubaus 30 % unter der zum Zeitpunkt der Planung relevanten EnEV 2009 und unterschreitet auch die aktuell gültigen Werte. Mit weiteren, heute noch keineswegs selbstverständlichen Maßnahmen wie der Nutzung von 32 Geothermie-Sonden verbessert sich die Energiebilanz ebenfalls, sodass am Ende nicht nur ein elegant schwarzes, sondern auch durchaus zukunftsweisendes Gebäude in Stuttgart-Vaihingen entstand.