Kleine Häuser, große Ideen

Carsten Sauerbrei
8. August 2017
Mehr als ein Dutzend «Tiny Houses» bilden den Bauhaus-Campus am Berliner Bauhaus-Archiv. (Bild: CC-BY-SA Tinyhouse University)

Das Bauhaus war nicht nur eine Architektur- und Designschule, sonder auch eine Studien- und Lebensgemeinschaft, in der soziale Utopien ersonnen und ausprobiert wurden. Ein ganz ähnliches Ziel besitzt der Mitte März eröffnete «Bauhaus-Campus» auf dem Gelände des Berliner Bauhaus-Archivs. Dabei handelt es sich um ein temporäres Dorf bestehend aus mittlerweile mehr als einem Dutzend Minihäusern auf Rädern, den «Tiny Houses». Auf dem Campus diskutieren und erproben Menschenrechtler*innen, Wissenschaftler*innen und Umweltaktivist*innen Hand in Hand mit Gestaltern und Geflüchteten Antworten auf drängende Zukunftsfragen, wie zum Beispiel: «Wie baut man eine gerechte Stadt?» oder «Wie lebt es sich in den Wohnungen der Zukunft?».

Das Tiny House «35 Kubik HEIMAT» wurde von Innenarchitekturstudent*innen der FH Rosenheim entwickelt, finanziert und aufgebaut. (Bild: Philipp Obkircher)

Dass Ressourcen, auch Flächen eingespart werden müssen, da sind sich alle am Bauhaus-Campus Beteiligten einig. Eine der interessantesten Antworten auf die Frage nach der Gestaltung des Lebens auf möglichst wenig Raum gibt das Tiny House «35 Kubik HEIMAT», das Innenarchitekturstudent*innen der FH Rosenheim unter der Leitung von Prof. Denise Dih entwickelt, finanziert und aufgebaut haben. Alle notwendigen Einbauten wie Bett, Tisch oder Schränke, aber auch Küche und Toilette sind so in die Holzkonstruktion integriert worden, dass sie zum Gebrauch herausgezogen, -geklappt oder aufgebaut werden und danach wieder hinter Holz verschwinden. Damit entsteht trotz einer Grundfläche von nur 10 qm ein großzügiges Raumgefühl.

Trotz viel Stauraums soll das Tiny House «35 Kubik HEIMAT» mit Hilfe eines raffinierten Systems von Türen und Einbauten ein großzügiges Raumerlebnis ermöglichen. (Bild: Philipp Obkircher)

Das Nachdenken über Alternativen zum herkömmlichen Bauen und Wohnen geht aber auf dem Bauhaus- Campus weit über die rein architektonische Gestaltung hinaus. So sind Solarzellen, Komposttoiletten, Grauwasserecycling und Regenwasserfilter Bestandteil der autarken Mini-Häuser. Um allzu langwierige Genehmigungsverfahren zu umgehen, darf ihre Grundfläche auch nur maximal zehn Quadratmeter, also parkplatzgroß sein und steht auf Anhängern. Auf soziale Fragen geben «integrierte Notschlafplätze» oder auch ein «Fairteiler» für vor dem Wegwerfen gerettete Lebensmittel Antworten.

Alle notwendigen Einbauten wie Bett, Tisch oder Schränke, aber auch Küche und Toilette sind beim Tiny House «35 Kubik HEIMAT» in die Holzkonstruktion integriert und verschwinden nach Benutzung wieder. (Bild: Philipp Obkircher)

Hoffentlich lassen sich die Verantwortlichen in Planungsverwaltungen und Bauämtern von den inspirierenden Ideen des Bauhaus-Campus überzeugen. Schließlich haben bisherige Konzepte für eine sozialere und nachhaltigere Architektur- und Stadtentwicklung nur wenig Fortschritt gebracht. Ganz konkret fordert der Kurator des Bauhaus Campus Berlin und Initiator diverser Tiny-House-Bauaktionen Van Bo Le-Mentzel, dass Stadtbrachen besser für das temporäre Wohnen genutzt werden. »Mein Traum ist es, temporäre Tiny House Nachbarschaften in brachliegende Innenstadtflächen zu bauen, weil alle Menschen Recht auf Stadt haben«, so Le-Mentzel zu seinen Zukunftsplänen.