Kostengünstiger Holzhybrid

Carsten Sauerbrei
22. September 2017
62 geförderte Mietwohnungen entstanden mit dem Neubau «Wohnen am Anger» als Teil des Wohngebiets «Am Campus» in Berlin-Adlershof. (Bild: Stefan Müller)

3000 geförderte Wohnungen pro Jahr sollen in den kommenden Jahren in Berlin entstehen, der größte Teil davon errichtet von den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. Anders als in München, wo Wettbewerbe für kommunale Wohnungsbauvorhaben die Regel sind und wie bei der «Parkplatzüberbauung Dantebad» innovative Ergebnisse zeitigen, setzen die Berliner Wohnungsbaugesellschaften bisher zu wenig auf Wettbewerbe und die Zusammenarbeit mit erfahrenen Architekten sondern planen lieber mit den hauseigenen Bauabteilungen. Diese haben zwar auch die Baukosten im Blick, weniger jedoch eine nachhaltige Architekturqualität der Neubauten. Eine erfreuliche Ausnahme davon machte die Gesellschaft «Stadt und Land» mit dem im August fertig gestellten Bauvorhaben «Wohnen am Anger» in Berlin-Adlershof, entworfen und gebaut roedig.schop architeken, Berlin.

Auf der Hofseite des Neubaus befinden sich Mietergärten für die Wohnungen im Erdgeschoss und ein großer Gemeinschaftsgarten. (Bild: Stefan Müller)

In der Pressemitteilung zur Fertigstellung ihres Projekts betonen die Architekten, dass es ihnen gelungen sei, «trotz der enormen Sparpolitik eine hochwertige Gestaltung und eine nachhaltigere Bauweise durchzusetzen». Sichtbar wird dies unter anderem an den nach beiden Seiten orientierten, variantenreichen Grundrissen, dem kleinteilig strukturierten Baukörper oder auch der Vielfalt an privaten Freiräumen mit Loggien und Dachterrassen, aber auch Gemeinschafts- und Mietergärten. Hochwertig wirkt auch die zwar etwas zu graue, jedoch mit Qualität im Detail ausgeführte, mineralwollegedämmte Fassade aus hinterlüfteten Faserzementplatten.

Offene und variantenreiche Grundrisse prägen die nach zwei Seiten orientierten Wohnungen. (Bild: Stefan Müller)

Eine nachhaltige und dennoch kostengünstigere Bauweise als üblich erreichten die Architekten vor allem durch die Nutzung von vorgefertigten Holzaußenwandelementen, aber auch mit dem kompakten Baukörper und wirtschaftlichen Deckenspannweiten. Durch eine gute Kooperation mit der Bauherrin konnten roedig.schop mit offenen Wohnungsgrundrissen und materialsichtig belassenen Oberflächen Kosten einsparen, die die hochwertiger als üblich ausgeführte Fassadenkonstruktion erst ermöglichten. Es bleibt zu hoffen, dass die hier beispielhaft gelungene Zusammenarbeit zwischen kommunalem Auftraggeber und im nachhaltigen Wohnungsbau erfahrenen Architekturbüros auch in Berlin nicht die Ausnahme bleibt, sondern zur Regel wird.

Die Holzhybridkonstruktion besteht aus Betonschotten ausgefacht mit vorgefertigten Holzaußenwandelementen. (Bild: Stefan Müller)