Learning from Düsseldorf

Ulf Meyer
19. Dezember 2017
Bild: Friedhelm Krischer

Wer vom Flughafen Düsseldorf aus in die Innenstadt fährt, findet ein Relikt der Auto-Begeisterung der Nachkriegszeit Jahre vor: Von einer Hochstraße aus fällt der Blick links und rechts auf zwei Hochhäuser: Das Arag-Hochhaus von Foster/RKW und das Sky-Office von Ingenhoven. Neuerdings leitet ein drittes Hochhaus Blick und Verkehr in Richtung Rhein um: Das neue Hauptgebäude der Firma L‘Oréal in Deutschland wurde vom Architekturbüro HPP entworfen. Fünfzig Jahre zuvor hatten HPP mit dem Dreischeiben-Haus der Thyssen AG nicht nur Düsseldorfs bis heute bekanntestes Hochhaus entworfen, sondern auch eine Ikone des deutschen Wirtschaftswunders und des „rheinischen Kapitalismus“ geschaffen. Zu dessen Fuße wurde unlängst die „Tausendfüßler“-Hochstraße abgerissen, aber am nördlichen Stadtrand passen Hochhaus und -straße noch zusammen. Dass Friedrich Tamms, der „Architekt der Reichsautobahn“, später Leiter des Stadtplanungsamtes von Düsseldorf wurde, ist hier spürbar.

Das 60 Meter hohe L’Oréal-Gebäude ist als „Eingangstor im Düsseldorfer Norden“ auf die Betrachtung aus dem vorbeifahrenden Auto hin ausgelegt. HPP haben von Robert Venturis Studien für „Architektur vom Lenkrad aus betrachtet“ gelernt, dass sie großer Zeichen bedarf und zitieren sich selbst: Denn die Idee des Scheibenhauses für Thyssen, die Bürotrakte durch eine Verschiebung besser zu belichten und eleganter zu gestalten, trägt bis heute.
Die horizontale Hochhausscheibe für L‘Oréal hat gegeneinander verschobene Geschosse und wirkt wie ein um 90 Grad gekipptes Scheibenhochhaus. Die gestapelten Etagen-Kästen lassen das Gebäude leichter und rhythmischer erscheinen. Durch die Verschiebung hat jede Büroetage an ihrer Schmalseite eine Terrasse mit Blick auf den Rhein oder den Flughafen. Die Doppelfassade mit perforierter äußerer Glasverkleidung erlaubt es die Fenster zu öffnen, um frische Luft an die Arbeitsplätze zu bringen. Die 800 Mitarbeiter des französischen Kosmetikkonzerns, die sich nun auf neun der 16 Etagen ausbreiten, werden es danken.

Bild: Ralph Richter
© HPP Architekten; Bild: Ralph Richter