Massiv schwebend

Carsten Sauerbrei
9. Oktober 2017
Klar strukturiert wirkt die Betonfertigteilfassade auf der Nordseite des neuen Lehrzentrums Maschinenbau der TU Darmstadt (Bild: Yohan Zerdoun)

Architektur kann auf viele Arten beeindrucken, aufgrund von Formen- und Materialvielfalt, mit dem gelungenen Einsatz von Farben, aber oft auch allein durch das Zusammenspiel ihrer lastenden und tragenden Elemente. Genau solch ein attraktives Wechselspiel von «baulicher Masse, Leichtigkeit und Beweglichkeit» wollte auch das Kölner Büro kister scheithauer gross architekten und stadtplaner beim Neubau des Lehrzentrums Maschinenbau (LZM) der TU Darmstadt inszenieren, wie Entwurfsverfasserin Prof. Susanne Gross in der Pressemitteilung zum Projekt betont.

In der Maschinenhalle inszenieren die Architekten das massive Tragwerk mittels der Lichtführung und betonen damit auch die massiven, aufgehängten Deckenträger. (Bild: Yohan Zerdoun)

Das neue, dreigeschossiges Gebäude mit vier Computer-Pool-Räumen für 320 Studierende sowie einer Maschinenhalle für rund 20 unterschiedliche Prüfstände sollte sich mit seiner Nutzung und seiner Formensprache in die vorhandene Struktur der denkmalgeschützten Institutsgebäude aus den 1970er-Jahren einfügen. Daher wählten ksg eine monolithische Sichtbetonfertigteilfassade für die Maschinenhalle, die in ihrer Materialität Bezug auf die östlichen und westlichen Bestandsgebäuden nimmt. Kontrastierend dazu erhielt der Bürobereich im südlichen Gebäudeteil eine vorgehängte, hinterlüftete Metallfassade.

Aufgrund des Luftraums unterhalb der Vouten wirken die massiven Deckenträger fast so, als ob sie schwebten. (Bild: osd / Philipp Kohler)

Wirkt der massive Stahlbetonbau von außen eher ruhig und zurückhaltend gestaltet, wird im Inneren der 52,5 Meter langen und neun Meter hohen Maschinenhalle deutlich, dass die Planer mehr wollten, als nur einen modularen, flexiblen und klar zonierten Raum. Insbesondere betonen sie das massive Sichtbetontragwerk, indem sie mittels eines Fenster- bzw. Oberlichtbandes eine nahezu schattenlose Ausleuchtung des Raumes im Verlauf eines Tages ermöglichen. Außerdem lassen die Architekten die massiven Deckenträger an den Schnittstellen mit den Außenwänden so mit Vouten abschließen, dass durch die Aufhängung der Träger und aufgrund des Luftraums unterhalb der Vouten, der zunächst irritierende, aber auch faszinierende Eindruck entsteht, als ob die Träger in der Luft schwebten. Abgerundet wird die sehr gelungene Formensprache des neuen Gebäudes durch weitere, ebenfalls attraktive Farb- und Materialakzente in Fluren und Treppenhäusern.

Attraktive, warm wirkende Farb- und Materialakzente kontrastieren die sachlich kühl gestalteten Wände und Decken. (Bild: Yohan Zerdoun)