Hotelneubau von HPP Architekten eröffnet

Mehr Architektur für wenig Geld

Carsten Sauerbrei
16. Januar 2018
Der Hotelneubau nimmt mit seinem Baukörper Bezug auf den historischen Stadtgrundriss und mit seiner Fassade auf das gegenüberliegende Kulturhistorische Museum. (Bild: Jochen Stüber)

Die Hotelbranche tut viel, um auch ihre preisgünstigen Angebote der 1- bis 2-Sterne-Kategorie als mehr als nur billig erscheinen zu lassen. Euphemistisch bewirbt man Low-Budget- oder Economy-Hotels. Zu diesem Segment gehören ebenfalls Design-Budget-Hotels. Diese zeichnen sich jedoch durch ihr eigenständiges Konzept – mehr fürs Auge, dafür weniger Service – aus. Dennoch wird auch bei diesen nicht allzu häufig der Anspruch einer hochwertigeren Architektur eingelöst. Anders jedoch verhält es sich beim äußeren Erscheinungsbild des Anfang Dezember eröffneten und vom Leipziger Standort des Düsseldorfer Büros HPP Architekten entworfenen Neubaus der B&B-Kette in Magdeburg.

Das Zusammenspiel von Glas, verputzten Laibungen und verklinkerten Flächen erzeugt eine in sich stimmige Materialvielfalt, die geschossweise versetzte Anordnung der Fenster Lebendigkeit. (Bild: Jochen Stüber)

Der in der Magdeburger Innenstadt im Umfeld von aufgelockertem Wohnungsbau der Nachkriegszeit gelegene, fünfgeschossige Neubau befindet sich direkt gegenüber dem Kulturhistorischen Museum und schließt eine seit dem Zweiten Weltkrieg existente Baulücke. Als Beitrag zur Wiederherstellung der Vorkriegsstadtstruktur orientierten sich HPP Architekten bei der Gestaltung des neuen, im Grundriss L-förmigen Baukörpers an der Höhe des benachbarten Wohnblocks sowie am ursprünglichen, von Blockrandbebauung geprägten Stadtgrundriss.

Die öffentlichen Bereiche der Innenräume gestalteten HPP Architekten stärker farbig und dennoch unaufdringlich. (Bild: Jochen Stüber)

Dem klar strukturierten, kubisch wirkenden Baukörper gaben HPP Architekten ein lebendiges Erscheinungsbild, indem sie die straßenseitig raumhohen Fenster geschossweise versetzt anordneten. Die schräg gestellten, verputzten Laibungen der ohnehin großen Fensterflächen lassen diese nochmals größer erscheinen und erzeugen zusammen mit den glas- und klinkerverkleideten Fassadenflächen eine harmonische Materialvielfalt. Das hellgraue, nahezu weiße Äußere des Neubaus fügt sich dabei in die durch Gebäude mit ebenfalls hellen Fassaden geprägte Nachbarschaft ein. Möglich wurde die hochwertige Ausführung der straßenseitigen Fassaden erst durch die Entscheidung der Architekten, die Hofseite des Neubaus lediglich als eine den Mindeststandard erfüllende, mit einem WDVS bekleidete Fassade auszuführen.

Den Hotelzimmern hätte mehr Zurückhaltung bei der Farbgestaltung gut getan. (Bild: Jochen Stüber)

Das Gebäudeinnere, das nicht von HPP Architekten, sondern von den Frankfurter Innenarchitekten des Büros Designer House verantwortet wurde, zeichnet sich durch eine im Vergleich zum Äußeren deutlich stärker farbige und weniger geschickte Gestaltung aus, die in vielen Bereichen zum Glück nicht allzu aufdringlich wirkt. Leider trifft dies auf die 113 Zimmer nicht zu, denen mehr Zurückhaltung gut getan hätte. Typische Motive der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt wie der «Magdeburger Reiter» und immer wieder mögliche Ausblicke auf den Dom verorten die Innenräume angenehm in der Stadt. Mit dem innerhalb von nur 11 Monaten entstandenen Hotelneubau beweisen die Leipziger Planer von HPP, dass Low-Budget und städtebaulicher Gestaltungsanspruch kein ganz so großer Gegensatz sein müssen - jedenfalls dann, wenn man klare Prioritäten setzt.