Mehr Museum für Kärcher – der Sieger

Manuel Pestalozzi
20. Februar 2018
Das gegliederte Volumen würde Winnenden zur Zierde gereichen. Bild: Barkow Leibinger

Mit der Hoheit über Nachrichten und deren Prioritäten ist es so eine Sache. In diesem Fall war der Dritte der Erste, der die Botschaft über die Platzierung im Wettbewerb für das Museum in Winnenden verkündete. Die Medien nahmen das begierig auf – was dem Ersten auffiel, dessen Projekt nun als zweites hier präsentiert werden soll. Doch zuerst der Ordnung halber noch die Reihenfolge, die uns der Sieger übermittelte: Den Wettbewerb gewann das Projekt von Barkow Leibinger, aus Berlin, den 2. Platz belegten Metaraum Architekten aus Stuttgart, gefolgt von J.Mayer.H und Partner aus Berlin.
 
Aufgabe des Kärcher-Museums ist es, der Faszination für die Geschichte und Praxis der Reinigungstechnik Raum zu geben. Ein wesentliches Ziel des siegreichen Entwurfs von Barkow Leibinger bestand darin, die große Baumasse auf dem lang gestreckten Grundstück und in das Gesamtgefüge des Kärcher-Campus einzugliedern. Gleichzeitig sollten wesentliche Bestandteile der Identität des Unternehmens in einem einladenden, selbstbewussten, zugleich aber unaufdringlichen Gebäude ihre bauliche Umsetzung finden. Der Weg durch die Ausstellung verspricht, so sind die Autorendes Projekts überzeugt, ein einprägsames Raumerlebnis auf dem Weg durch die Geschichte der Reinigungstechnik, durch die Kärcher-Unternehmensgeschichte und im Umgang mit Kärcher-Produkten.
 

Der Besurcherrundgang ist als Kaskade angeordnet. Bild: Barkow Leibinger

Das Volume des Entwurfs ist unterteilt in drei leicht zueinander versetzte und in der Höhe gestaffelte Kuben mit einer Kantenlänge von jeweils ca. 24 x 24m. Es entsteht eine treppenartige Abfolge, die in zwei Stufen ansteigende Silhouette prägt den Umriss und die Skyline. Das Thema Staffelung bestimmt auch den Raumeindruck im Inneren und ist ein wichtiges Motiv des in einer Kaskade verlaufenden Besucherrundgangs.
 
In der Höhe steigen die Kuben von 9 auf bis zu 16m an. Sie sind in der Ansicht weitgehend geschlossen, schweben aber über einem verglasten Band im Erdgeschoss und öffnen sich dort, wo sie seitlich zueinander versetzt sind, für gezielte Ein- und Ausblicke nach außen. Die gefaltete Dachlandschaft trägt ebenfalls dazu bei, dass die Gebäudefigur in der Nah- und Fernwirkung rhythmisch, dynamisch und differenziert erscheint – eine Impression, die das Projektteam auch im historischen Kärcher-Logo wiederentdeckt hat.

Reinheit ist die Botschaft des Unternehmens, dessen Firmenfarbe da und dort aufscheinen soll. Die Belichtung ist noch nicht erkennbar. Bild: Barkow Leibinger

In den geschlossenen Bereichen ist für den Stahlbeton-Bau eine Vorhangfassade aus Betonfertigteilen vorgesehen, deren Oberflächen eine wellenartige Struktur aufweisen. Im Inneren ist die Betonkonstruktion sichtbar und prägt den Raumeindruck.
 
Der Ball liegt nun bei der Auftraggeberin, die die Chance hat, Winnenden auf der Architektur-Landkarte in einen Hotspot zu verwandeln. Die Kuratierung der Ausstellung gibt Anlass zu Neugierde. Da müsste doch irgendwo das Thema Hochdruck, sein Entstehen und seine Folge zur Geltung gebracht werden?

Die Betonfassaden sind diagonal strukturiert. Das sollte für interessante Witterungs- und gegebenenfalls Reinigungsspuren sorgen. Bild: Barkow Leibinger