Poesie beim Geheimdienst

Manuel Pestalozzi
26. Januar 2018
Bild: Hatje Cantz

Der «transparente Geheimdienst» – das tönt hier so drollig wie der «vegetarische Jägerteller» auf der Menükarte eines Restaurants. Doch tatsächlich durften sich die Gäste des Verlags Hatje Cantz und des Architekturbüros Kleihues + Kleihues ein paar Schritte ins Innere des Palastes des Bundesnachrichtendienstes in Berlin vorwagen. Wie der Deutschlandfunk berichtete, gab es dort «zwei Stunden der Führung mit klaren Grenzen». Sein Reporter kam zum Schluss, dass der Geheimdienst nicht nur mit dem Standort in Berlin, sondern auch mit der Architektur des Gebäudes verdeutlichen will, dass er zentral im 21. Jahrhundert steht – und Transparenz schafft.
 
An der Gesprächsrunde in der BND-Zentrale beteiligten sich die Professorin für Architekturtheorie Claudia Kromrei, Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Architekt Jan Kleihues, und Hanns Zischler, Schauspieler und Spaziergänger. Sie äußerten sich über die Schönheit des Baus und den Einfluss des neuen Gebäudes auf das Berliner Stadtbild. Offenbar fanden sie im Neubau, der das Geheime körperhaft macht, die Monumentalität und Poesie, die dem Austausch die Überschrift gab. Für jene die nicht dabei waren, mag das etwas gespenstisch tönen. Aber die neue Werkmonographie, die mit dem Anlass gefeiert wurde, kann womöglich tatsächlich eine entmystifizierende Wirkung haben. Man urteile bei Bedarf selbst.
 
Jan Kleihues / Kleihues + Kleihues
BND. Die Zentrale / The Headquarter of the Federal Intelligence Agency
Text(e) von Arno Lederer, Walter A. Noebel, Fotografien von Alexander Ludwig Obst & Marion Schmieding, Stefan Müller
Deutsch, Englisch
128 Seiten, 80 Abb., gebunden 26,00 x 29,00 cm
€ 40,00
ISBN 978-3-7757-4350-1
2017, Hatje Cantz