Reisen mit Palladio

Carsten Sauerbrei
18. Juli 2017
Zitate aus Goethes «Italienischer Reise» ergänzen die ausführliche Schilderung von Palladios Leben im ersten Band der Palladio-Aldinen. (Bild: Ulrike Eichhorn)

Sommerzeit ist Reisezeit. So wie schon vor Jahrhunderten Johann Wolfgang Goethe zieht es immer noch viele Deutsche in den Süden, auf den Spuren italienischer Künstler und Architekten der Vergangenheit und Gegenwart. Unter den Baumeistern der italienischen Architekturgeschichte ist sicherlich Andrea Palladio einer derjenigen, die bis in die jüngste Vergangenheit großen Einfluss auf zeitgenössische Architektur sowie Architekten in Deutschland besitzen, vor allem die der Postmoderne und des Rationalismus wie Oswald Mathias Ungers oder Josef Paul Kleihues.

Bei El Grecos «Portrait eines Mannes» (um 1570) könnte es sich um ein Bildnis Andrea Palladios handeln. (Bild: Wikimedia Commons)

Die Berliner Architektin und Autorin Ulrike Eichhorn begibt sich in ihrem unlängst in der Edition Eichhorn erschienen ersten Band der Palladio-Aldinen «Palladio und sein Leben 1508-1580» auf die Spuren von Leben und Werk des Renaissance-Baumeisters in seiner Heimatregion, dem Veneto. Dabei stehen nicht die Werke Palladios im Mittelpunkt des attraktiv gestalteten Buches, sondern der Mensch Palladio, seine Familiengeschichte, Wurzeln, Einflüsse und Zeitgenossen. Anhand der Lebens- und Schaffensorte Palladios im Veneto, den Städten Padua, Vicenza, Verona, Udine, Venedig, Montagnana und Brescia zeichnet die Autorin das Leben des Architekten detailliert nach und entwirft ein ausführliches Portrait seiner Lebensumstände.

Palladios 1550-1560 erbaute Villa Foscari ist eine der repräsentativen Villen, die im Zuge der von Venedig betriebenen Terraferma-Politik entstanden. (Bild: Hans A. Rosbach / Wikimedia Commons)

Da Portraits der Protagonisten des 16. Jahrhunderts im Veneto, aber auch der Lehrmeister und antiken Vorbilder Palladios, darunter zahlreiche Maler, Mathematiker, Schriftsteller und Philosophen zusammen mit der Schilderung von Palladios Leben den Hauptteil des Buches ausmachen, ist es eher zur Reisevorbereitung, denn zur konkreten Orientierung vor Ort geeignet. Aktuelle Karten und Stadtpläne hätten hier den praktischen Nutzen des Reiseführers erhöht. Ausgespart bleiben auch die Lebensjahre Palladios in Rom und eine ausführliche Werkschau, die Inhalt von den im Herbst erscheinenden Bänden 2 und 3 der Reihe sind. Dennoch ist der kompakte Band im Oktavheft-Format, dessen Bezeichnung als Aldine von den Büchern der venezianischen Druckerdynastie Manutius entliehen ist, bestens geeignet, um in die Renaissance- Welt im Veneto einzutauchen.