Weiterbauen am Welterbe

Carsten Sauerbrei
16. Juni 2017
Das Ensemble aus Theater-Altbau und neuen Baukörpern liegt am Übergang zwischen der Stadt und dem Park Sanssouci. Bild: Marcus Ebener

Potsdam und zeitgenössische Architektur – das ist eine schwierige Beziehung. Zu oft setzen Stadtpolitik und Bürgerschaft auf Abriss von Bauten der Moderne und Rekonstruktion vormoderner Ensembles. Oder die Qualität neuer Gebäude enttäuscht trotz Architekturwettbewerbs, wie beim vor Kurzem fertig gestellten Sport- und Freizeitbad «blu». Umso erfreulicher, wenn Architekten wie Volker Staab mit Bauten wie dem am 8. Juni eröffneten Wissenschafts- und Restaurierungszentrum zeigen, dass zeitgenössisches Weiterbauen die bessere Alternative ist.

Die neuen, teilweise miteinander verbundenen Baukörper bilden eine kleinteilige Struktur mit Innenhöfen und Vorplätzen. Bild: Marcus Ebener

Im Auftrag der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg entstand seit September 2013 hinter dem denkmalgeschützten Gebäude des ehemaligen Hans-Otto-Theaters ein neues Gebäudeensemble, das Restaurierungswerkstätten, ein Dokumentations- und Informationszentrum mit Bibliothek, die Graphische Sammlung und das KPM-Archiv beherbergt. Im Theater-Altbau befinden sich nach denkmalgerechter Sanierung und Umbau die Büros der Abteilung Schlösser und Sammlungen und eine Kantine.

Details wie die an die einstige Gewächshausbebauung erinnernden Verglasungen oder die asymmetrische Dachneigung sorgen für ein zeitgenössisches Erscheinungsbild. Bild: Marcus Ebener

Staab Architekten, Berlin entwarfen für die Neubauten eine teilweise über Zwischenzonen miteinander verbundene Struktur, von fünf, zwei bis dreigeschossigen Baukörpern, die neue Innenhöfe und Vorplätze bilden. Aufgrund ihres kleinteiligen Maßstabs und ihrer Dachneigung vermitteln die neuen Baukörper gelungen zwischen Parklandschaft und Stadt. Auch mit der Wahl eines beigefarbenen Ziegelmauerwerks und der ebenfalls ziegelgedeckten Dächer stellen die Architekten einen Bezug zum Theater-Altbau und zu anderen historischen Gebäuden im Umfeld des Parks Sanssouci her.

Mit dem beigefarbenen Ziegelmauerwerk stellen die Architekten den Bezug zum Altbau und weiteren Gebäuden im Umfeld des Park Sanssouci her. Bild: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Dennoch besitzen die Neubauten auch ein dezidiert zeitgenössisches Erscheinungsbild. Dafür sorgt zum Beispiel die asymmetrische Dachneigung einzelner Baukörper, aber auch Details wie die nahezu bündig abschließenden Traufkanten, die in Dach und Wand integrierte Entwässerung oder großzügig verglaste Gebäuderückseiten. Mit diesen greifen die Architekten abermals ein historisches Motiv auf, das der einst dort zu findenden Gewächshausbebauung und interpretieren dieses erfolgreich für die Gegenwart.

Der Theater-Altbau wurde außen und innen aufwändig denkmalgerecht saniert. Bild: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg