Museumsbau in Lahr eröffnet

Zeichenhaft erweitert

Carsten Sauerbrei
3. April 2018
Das neue Stadtmuseum Lahr präsentiert sich als gelungene Kombination aus historischem Bestand und zeitgenössisch skulpturaler Formensprache. (Bild: Ronald Buck Design)

Stadtmuseen, vor allem in der Provinz, haben es oft schwer, wahrgenommen zu werden. Dabei helfen kann unter anderem eine attraktive Museumsarchitektur. Das Stadtmuseum des rund 45 000 Einwohner zählenden Lahrs im Schwarzwald bekam jetzt mit dem Ende Februar eingeweihten Museumsbau des Dubliner Büros Heneghan Peng Architects tatsächlich die Chance, über die Region hinaus Beachtung zu erfahren. Die Dubliner Architekten planten rund um die Welt bereits einige namhafte Museumsprojekte, darunter auch das Kanadische Kanumuseum. Sie bauten in Lahr nicht nur den denkmalgeschützten Ziegelbau der einstigen Tonofenfabrik zum modernen Museum um, sondern vervollständigten den im Grundriss L-förmigen Bestand mit dem neuen, skulpturalen Treppenhaus auch zu einem geschlossenen Baukörper.

In der einstigen Tonofenfabrik zeigen die Architekten den denkmalgeschützten Bestand, ergänzt um technisch notwendige Einbauten und eine moderne Ausstellungsgestaltung. (Bild: Ronald Buck Design)

Der skulpturale, mit rötlich eingefärbten, reliefierten Betonfertigteilen verkleidete Treppenhausanbau ermöglicht nicht nur einen störungsfreien Rundgang durch die Ausstellungsgeschosse, sondern soll mit seiner Präsenz im Stadtraum und dem hohen Wiedererkennungswert zukünftig auch deutlich mehr Besucher als am alten Standort zum Museumsbesuch bewegen. Unterstützt wird dies durch die Öffnung des Ensembles zur Umgebung mittels eines neuen, transparent gestalteten Haupteingangs und zwei ebenfalls neuen, gläsernen Fassadenöffnungen auf der Nordseite.

Die Umgestaltung des Straßenraums vor dem Museum durch das Freiburger Büro AG Freiraum komplettiert das attraktive Erscheinungsbild des historisch bedeutsamen Stadtraums im Zentrum Lahrs, der mit Resten der mittelalterlichen Stadtmauer, dem Standort der einstigen Tiefburg und der Tonofenfabrik wichtige Zeugnisse der Stadtgeschichte an einem Ort versammelt.

Denkmalschutz, Präzision, Sinnlichkeit
​Im Gebäudeinneren entschieden sich Heneghan Peng Architects für zwei unterschiedliche Gestaltungsansätze. In den Ausstellungsbereichen in der einstigen Tonofenfabrik hielten sie sich mit eigenen Akzenten zurück und zeigen lediglich den sanierten, größtenteils weiß gestrichenen Bestand, ergänzt um sichtbar belassene, technisch notwendige Einbauten. Die Raumwirkung überlassen sie dabei ganz der von MuseoConsult und Studio Kernland gestalteten Ausstellungslandschaft.

Im neuen Treppenraum dagegen setzen die Architekten ihre schon im Äußeren praktizierte, ausdrucksstarke und die Sinne ansprechende Formensprache fort. Die präzise Geometrie des neuen Treppenhauses zusammen mit der attraktiven Kombination von abermals rötlich eingefärbtem, diesmal jedoch Ort-Beton und dem Metall der Treppenwangen und Gitteroste machen den Gang von Geschoss zu Geschoss zu einem ästhetischen Erlebnis. Bleibt nur zu hoffen, dass die Investition in die Architektur sich am Ende auch tatsächlich mit höheren Besucherzahlen auszahlt.

Der skulpturale Treppenhausanbau besitzt eine große Präsenz und einen hohen Wiedererkennungswert im Stadtraum. (Bild: Ute Zscharnt)
Das Innere des neuen Treppenhauses zeichnet eine präzise Geometrie und attraktive, die Sinne anregende Materialkombinationen aus. (Bild: Ute Zscharnt)