Verwaltungs- und Sozialgebäude Karl Köhler GmbH in Besigheim

Eine neue Mitte

Thomas Geuder
12. Juli 2016
Das neue Verwaltungs- und Sozialgebäude der Karl Köhler GmbH in Besigheim ist die neue Visitenkarte des Bauunternehmens. (Bild: Brigida González)

Projekt: Verwaltungs- und Sozialgebäude der Karl Köhler GmbH (Besigheim, DE) | Architektur: wittfoht architekten bda (Stuttgart, DE) | Bauherr: Karl Köhler GmbH (Besigheim, DE) | Hersteller: Sattler GmbH (Göppingen, DE), Kompetenz: Leuchten Atrium und Wartebereich: Serie Circolo

Die Karl Köhler GmbH dürfte zumindest Bauschaffenden ein Begriff sein, denn der Bauunternehmer aus Besigheim in Baden-Württemberg, etwa 25 Kilometer nördlich der Landeshauptstadt Stuttgart, zählt zwar nicht zu den ganz Großen in der Branche, dafür zu den guten Partnern für Architekten und Planer. Das zumindest bescheinigen die Kunden auf der Firmen-Website, die von angenehm kurzen internen Wegen und geringer Bürokratie schwärmen. Womöglich aber wirkt auch der Ort, an dem sich der Firmensitz befindet, durchaus positiv auf die Stimmung der Belegschaft aus. Hier in Besigheim schlängelt sich der Neckar malerisch durch die Landschaft und wird teilweise eingefangen von Weinbergen. Im Rücken haben die Mitarbeiter quasi das beschaulich dahinfließende Wasser, nach vorne blicken sie auf weite Felder und die «Hessigheimer Felsengärten», eines der bedeutendsten Geotope Deutschlands. Eine gewisse innere Ruhe ist hier garantiert. Kein Wunder also, dass die Karl Köhler GmbH diesen Standort weiter ausbauen wollte, und so entschied man sich im Jahr 2013, die bestehenden Gebäude durch einen Neubau zu erweitern. Der sollte nicht nur Raum für Büros schaffen, sondern auch als Sozialgebäude für die Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Ein Ort also, der die Kommunikation und den Teamgeist fördert. Den Entwurf dafür lieferten die Wittfoht Architekten aus Stuttgart, die für diesen weithin sichtbaren Ort einen klaren, architektonisch in sich ruhenden, zweigeschossigen Baukörper aus Sichtbeton entwickelten, der fortan als Visitenkarte für das Bauunternehmen fungiert.

Weithin sichtbar und daher prägend für die Wahrnehmung des Unternehmens war es wichtig, dass sich der Baukörper harmonisch in sein Umfeld einfügt. (Bild: Brigida González)

Offenheit und Transparenz waren für die Architekten wichtige Entwurfsparameter, außerdem ein Höchstmaß an Funktionalität, Orientierbarkeit und Durchlässigkeit. Das drückt sich zunächst in den großen Fensteröffnungen aus, wodurch ein weiter Blick auf die umgebende Landschaft ermöglicht wird. Zwei längliche, innenliegende Stahlbetonkerne ermöglichen außerdem die komplette Stützenfreiheit des Innenraums, der dadurch vielfältig und offen gestaltet werden kann. Wichtigster Entwurfsgedanke ist die Organisation des Grundrisses: Entlang der Fassade des nahezu quadratischen Gebäudes reihen sich die Arbeitsplätze auf, die beiden Stahlbetonkerne nehmen die Erschließung bzw. die Nebenräume auf. Im Zentrum schließlich befindet sich ein großes, über beide Stockwerke reichendes Foyer, das über zwei Oberlichter an den Kernen mit viel Tageslicht versorgt wird. Dieser Raum ist das neue Herz des Unternehmens, in dem sich die Mitarbeiter treffen können, das aber auch für Veranstaltungen, Schulungen oder Ausstellungen genutzt werden kann. Um den Charakter als Zentrum noch hervorzuheben, wird dieser quadratförmige Raum an seiner Decke von drei Lichtkreisen (Circolo, Sattler) nicht nur beleuchtet, sondern auch geprägt. Für Jens Wittfoht trägt das Motiv des Kreises ideal zur Ausbildung einer Mitte, eines Treffpunkts im Gebäude bei: «Das Design der Leuchte unterstützt unsere Architektursprache durch ihre Reduktion, Qualität, Leichtigkeit und Transparenz.» Geprägt wird dieser zentrale Raum stark von dem Licht, das an dem hellen, beigefarbenen Beton – erreicht durch Hochofenzement mit Juraschotter von der schwäbischen Alb – der Stahlbetonkerne entlang streift, dessen Oberfläche zusätzlich grob gespitzt wurde. Die konstruktiv besondere Rolle der Kerne wird so noch einmal überall leicht ablesbar hervorgehoben. Auch energetisch verhält sich der Neubau übrigens vorbildlich: Durch die Nutzung von Geothermie wird der geforderte EnEV-Wert um 20 % unterschritten. Die Temperierung erfolgt über eine oberflächennahe Aktivdecke sowie eine mechanischen Be- und Entlüftung.

Eine zentrale, zweigeschossige Halle ist das Herzstück des Neubaus und die neue Mitte für die Mitarbeiter des Unternehmens. (Bild: Dietmar Strauß)
Jens Wittfoht ist «von der Qualität der Leuchten, der Lichtfarbe sowie der Lichtstreuung [der Circolo-Leuchten] überzeugt». (Bild: Brigida González)
Lageplan (Quelle: Wittfoht Architekten)
Grundriss Obergeschoss (Quelle: Wittfoht Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Quelle: Wittfoht Architekten)
Schnitte (Quelle: Wittfoht Architekten)
Im das Atrium und (im Bild) im Wartebereich wurden insgesamt vier runde Leuchten in drei verschiedenen Durchmessern abgependelt. (Bild: Dietmar Strauß)
Die Außenfläche der beiden Stahlbetonkerne ist grob gespitzt, in ihrem Inneren bleibt die Oberfläche glatt. (Bild: Dietmar Strauß)
Die Gesimse sind mit einem Innengefälle versehen, um Verschmutzungen durch Regenwasser an der Fassadenoberfläche zu vermeiden. (Bild: Brigida González)
Im Eingangsbereich ist das Firmenlogo mit transluzentem Beton mit 7189 einzelnen Lichtleitfasern nachgezeichnet. (Bild: Brigida González)

Projekt
Verwaltungs- und Sozialgebäude der Karl Köhler GmbH
Besigheim, DE

Architektur
wittfoht architekten bda
Stuttgart, DE

Hersteller
Sattler GmbH
Göppingen, DE

Kompetenz
Leuchten Atrium und Wartebereich: Serie Circolo

Weitere Hersteller
Rolläden/Jalousien/Sonnenschutz: Warema
Beleuchtung Flur, Besprechungsräume und Teeküchen: nimbus
Beleuchtung Arbeitsplätze und Kerne: Altena Licht
Möblierung: Walter Knoll, Assmann, Züco
Trennwandsysteme : Feederle Fecoplan
Textilien: Kvadrat
Beschläge: FSB
Urinale: Laufen
WC: Toto
Armaturen: Vola
Lichtschalter/Elektroinstallation: Crestron, Berker

Bauherr
Karl Köhler GmbH
Besigheim, DE

Tragwerksplanung
Helber + Ruff
Ludwigsburg, DE

Bauphysik
Bobran Ingenieure
Stuttgart, DE

HLS-Technik
Detlef Steger Ingenieurbüro für Versorgungstechnik
Neuhausen, DE

Klima
Transsolar Energietechnik
Stuttgart, DE

Fertigstellung
2015

Fotogfrafie
Brigida González
Dietmar Strauß


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