Wohnen + Arbeiten in Kleve, D

Holzfassade unverändert

Thomas Geuder
2. Dezember 2015
Im Klever Stadtteil Kellen hat der Klever Architekt André Lemmens ein Doppelhaus erbaut, das einen besonderen Bezug zur umgebenden Landschaft herstellt. (Bild: Peter Leenders)

Projekt: Wohnen + Arbeiten auf dem Sand (Kleve, D) | Architekt/Landschaftsarchitekt/Bauherr: Lemmens Architekten (Kleve, D) | Hersteller: Woodland Internationale Holzagentur GmbH (Weingarten, D), Kompetenz: Dura Patina

Die Landschaft um Kleve – tief im Westen, an der deutsch-niederländischen Grenze – ist geprägt von den Rheinauen mit ihren zahlreichen Überresten des ehemaligen, sich immer wieder verändernden Flusslaufs. Entsprechend reichhaltig ist hier die Natur, immer wieder gibt es kleine Seen und Teiche, wie ein Flickenteppich, in dem man die früheren Flussstrukturen noch erkennen kann. In solcher Umgebung zu bauen, bedeutet für einen ernsthaften Entwerfer, auf diese Vorlage zu reagieren und die Natur einzubeziehen. So dachte sich das auch der Architekt André Lemmens, der – nachdem er mit seinem Büro aus dem Klever XOX-Fabrikgebäude ausziehen musste, weil die Halle dort neuer Investorenarchitektur weichen musste – auf einem langgestreckten Grundstück ein Haus für sein Unternehmen mit integrierter Wohnung entwickeln wollte. Das Grundstück liegt an einem ehemaligen Deich, die Bebauung im Umfeld besteht zumeist aus eineinhalb- bis zweigeschossigen Wohnhäusern. Hierfür entwarf André Lemmens eine Art eingeschossigen Bungalow, der sich zwar zwischen die umgebenden Wohngebäude duckt, dafür aber umso mehr in die Breite läuft. «Ein Haus, das einlädt zum Verweilen, das die Natur respektiert», erläutert er.

Das eingeschossige Gebäude ist kompakt organisiert, viele Einbaumöbel bestimmen den Innenraumcharakter. (Bild: Peter Leenders)

Der Grundriss ist längs in der Mitte zweigeteilt: Die eine Hälfte beherbergt das Architekturbüro, in der anderen wohnt nun ein ehemaliger Praktikant und jetziger Jungkollege. So bleibt die Grundrissaufteilung für die Zukunft gewappnet: «Ein flexibler Grundriss ermöglicht, dass das Bürogebäude auch ein eingeschossiges Wohnhaus wird. Aus dem Besprechungsraum wird dabei ein Wohnbereich, aus Arbeitsräumen werden Schlafbereiche», so Lemmens. Der Innenraumcharakter ist geprägt von Einbaumöbeln, natürlichen Materialien und hellen Farben sowie vom starken Bezug zum Außenraum durch große Fensteröffnungen, vor allem nach hinten zum Garten. Wichtig war dem Architekten auch die Wirkung im Außenraum: Der Baukörper scheint über der Natur zu schweben und nimmt, so der Entwurfsgedanke, «respektvollen Kontakt mit der Natur auf». Nischen für die Terrassen, Rücksprünge wie eine Art Veranda und die Eingänge verstärken diesen Effekt.

Die Fassade zieht sich wie eine Haut über den gesamten Bau, womit die Architekten dem besonderen Bezug zum Ort am Randes des Naturschutzgebiets gerecht werden will. (Bild: Peter Leenders)

Die hinterlüftete Außenhülle besteht aus Weißtanne, ein im Bauwesen gefragtes Holz, das elastisch, belastbar, harzfrei, tränkfähig und wettberbeständig ist. Bekanntestes Beispiel: Das größte freitragende Holzdach, das anlässlich der Expo 2000 in Hannover erbaut wurde. In Kleve wurde dieses Holz mit dem sogenannten Floatbrushed-Oxidationsverfahren veredelt, bei dem die Oberfläche eine gleichmäßige Vorvergrauung erhält (Dura Patina, Woodland). Das bietet mehrere Vorteile: Nahtlose Übergänge zu nicht verwitterten Zonen, unschöne Wasserränder etwa, werden durch die Hydrophobierung stark eingeschränkt. Ebenso blättert die Oberfläche nicht ab und schützt gegen oberflächlichen Pilzbefal. Die Vorvergrauung geht außerdem mit der Zeit in die natürliche Vergrauung über, sodass das Holz jahrelang sein Aussehen behält – ein Effekt, der sonst nur mir küntlichen Oberflächen machbar ist. André Lemmens setzt das Material gerne ein: «Ich habe das Material schon sehr oft verarbeitet und mag die haptische Qualität und die Präzision, mit der man die Kanten hinbekommt. Es wirkt warm und sehr harmonisch.» Nicht zuletzt schont man damit die Umwelt, denn eine regelmäßige Renovierung ist nicht erforderlich.

Rückansicht: Die Architektur des Doppelhauses soll durch die universellen Zusammenhänge zwischen Natur, Material, Region und Handwerk bestimmt werden. (Bild: Peter Leenders)
Lageplan (Quelle: Lemmens Architekten)
Grundriss (Quelle: Lemmens Architekten)
Die gleichmäßige Vorvergrauung geht mit der Zeit in die natürliche Vergrauung über, wodurch die Fassade auch nach Jahren noch unversehrt aussieht. (Bild: Peter Leenders)
Viel Platz auf dem Grundstück: «Wohnen und Arbeiten mit Ferienhauscharakter» soll in dem neuen Haus möglich sein. (Bild: Peter Leenders)
Profilhölzer aus Weißtanne mit feinem Bandsägeschnitt sind das Grundmaterial der Fassade. Das Holz ist allseitig auf Leinölbasis per Floatbrush-Oxidationsverfahren veredelt. (Bild: Peter Leenders)

Projekt
Wohnen + Arbeiten auf dem Sand
Kleve, D

Architekt/Landschaftsarchitekt/Bauherr
Lemmens Architekten
Kleve, D

Hersteller
Woodland Internationale Holzagentur GmbH
Weingarten, D

Kompetenz
Dura Patina

Energieberater
F. J. Schoofs
Kleve, D

Fertigstellung
2015

Fotografie
Peter Leenders
 


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