Sachs Ausstellung der ZF Friedrichshafen AG in Schweinfurt

Kleid aus Stahl

Thomas Geuder
1. März 2016
In Schweinfurter Werk der ZF Friedrichshafen AG ist zum 100-jährigen Firmenjubiläum ein Showroom über die bewegende Geschichte der Marke Sachs entstanden. (Bild: Gerhard Hagen / poolima)

Projekt: Sachs Ausstellung der ZF Friedrichshafen AG (Schweinfurt, DE) | Architektur, Innenarchitektur, Technische Ausrüstung, Statik Bau 045: BAURCONSULT Architekten Ingenieure (Haßfurt, DE) | Bauherr: ZF Friedrichshafen AG (Schweinfurt, DE) | Hersteller: GKD – Gebr. Kufferath AG (Düren, DE), Kompetenz: Sonderanfertigung Edelstahlgewebe Typ Sambesi 350 und PC-Sambesi 350 | weitere Projektdaten siehe unten

Weder an ZF noch an Sachs kam und kommt man vorbei, wenn man sich mit Fahrzeugen beschäftigt. ZF in Friedrichshafen am Bodensee besteht seit 1915, entwickelt und baut seither vor allem Getriebe und Zahnräder (der Name ZF kommt von «Zahnradfabrik») und ist heute der drittgrößte Automobilzulieferer in Deutschland. Sachs wurde 1895 von Ernst Sachs und Karl Fichtel in Schweinfurt gegründet und dürfte manchem noch als das Unternehmen «Fichtel & Sachs» bekannt sein, Hersteller von Kleinmotoren, Fahrradnaben, Kupplungen und Stoßdämpfern. Ab 1987 wurde das Familienunternehmen Sachs von Gunter Sachs den Töchtern seines Bruders Ernst Wilhelm schrittweise an Mannesmann verkauft, 2001 schließlich erfolgte der Verkauf der Marke an ZF Friedrichshafen. 2011 – nur wenige Monate nach dem Tod von Gunter Sachs – dann folgte die Verschmelzung. So hat die Marke Sachs eine bewegte Geschichte erfahren, die nun, 100 Jahre nach Gründung von ZF Friedrichshafen, in einem Showroom erzählt werden soll.

Material und Anmutung der neuen, vorgestellten Fassade aus einem Edelstahlgewebe stimmen auf die Ausstellung über die Marke Sachs ein. (Bild: Gerhard Hagen)

Zur Verfügung für dieses Vorhaben stand eine 850 m² große Fertigungshalle im Schweinfurter Werk Nord, das noch bis Dezember 2013 genutzt wurde. Den geladenen Wettbewerb konnte Baurconsult Architekten und Ingenieure aus Haßfurt für sich entscheiden. Die Halle befindet sich auf dem Werksgrundstück in etwas untergeordneter Lage, westlich der Werkszufahrt. Um die Bedeutung des Orts deutlich kenntlich zu machen, entwickelten die Planer deswegen eine große Geste, die das Haus schon in der Fernwirkung sichtbar macht. Und das mit einem optischen Trick: Der Bau mit Ziegelfassade wirkt an sich etwas unscheinbar, so haben sie ihn eine Art zweites Gesicht gegeben, das sich wie ein Kleid davor legt und die Gebäudekubatur grob nachzeichnet. Dieses Kleid besteht aus einem Edelstahlgewebe (Sambesi und PC-Sambesi, GKD), durch das der eigentliche Bau immer noch wahrnehmbar bleibt. Horizontale Stäbe in gleichen Abständen erzeugen dabei eine Grundmatrix, in 3er-Gruppen angeordneten senkrechten Seile verbinden die Stäbe. Dadurch erhält die Fläche eine vertikale Gliederung, die den Bau optisch in die Höhe zieht. Der Eingang zum Showroom ist durch ein Vordach sowie eine gläserne Karusselltür gekennzeichnet.

Weiße Trennwände, glänzender Fußboden aus Gussasphalt und eine stimmungsvolle Deckenbeleuchtung sollen die einzelnen Ausstellungsstücke in Szene setzen. (Bild: Gerhard Hagen)

Im Innenraum dient ein neben dem eigentlichen Ausstellungsbereich gelegener Hallenabschnitt als Foyer, Bürobereich und Café. Für die Ausstellung schließlich wurde ein kompletter Hallenabschnitt genommen, mit herausfordernd langgezogener Grundfläche. Wichtig war den Architekten, die innere Raumschale des Gebäudes als authentisches Zeugnis Schweinfurter Industriegeschichte als Teil der Inszenierung zu erhalten. Die Ausstellung selbst gliedert sich in die Bereiche «Unternehmensgeschichte», «Technische Highlights» sowie «Marketing & Motorsport», ergänzt durch den Blick in die Zukunft, gefasst durch eine stilisierten Steilkurve am Ende der Halle. Allen Bereichen gemeinsam ist die farblich zurückhaltende, klare Gestaltung, die sich an der Architektur, Materialität und Farbgebung der Ausstellungshalle orientiert. Die Architekten spielen dabei mit Kontrasten von weiß und grau, hell und dunkel, matt und glänzend, innen und außen sowie warm und kalt – nicht zuletzt um die Exponate und Grafikflächen stimmungsvoll in Szene zu setzen und den Besucher zum genaueren Hinschauen zu animieren. Schließlich darf und soll der Betrachter voll und ganz in die von Erfolgen gesäumte Unternehmensgeschichte von Sachs eintauchen.

Blick von hinten nach vorn: Kugellager, Fahrradnaben, Motoren, Kupplungen oder Stoßdämpfer gehören ebenso zur Unternehmensgeschichte wie das Marketing im Wandel der Zeit und heute der Motorsport. (Bild: Gerhard Hagen)
Im Foyer der Ausstellungshalle wird der Besucher mit einem lebensgroßen Abbild des Firmengründers konfrontiert, der den Weg in die Ausstellung weist. (Bild: Gerhard Hagen)
Grundriss Kellergeschoss und Erdgeschoss (Quelle: Baurconsult)
Insgesamt dreißig Paneele des flexiblen Seilgewebes Sambesi 350 (links) und zehn Paneele des Gittergewebes PC-Sambesi 350 (rechts) kamen zum Einsatz. (Bild: GKD)
Ein optisches Highlight: Alle Logos der wechselvollen Unternehmensgeschichte sind nebeneinander an der metallischen Haut angebracht. (Bild: Gerhard Hagen / poolima)

Projekt
Sachs Ausstellung der ZF Friedrichshafen AG
Schweinfurt, DE

Architektur, Innenarchitektur, Technische Ausrüstung, Statik Bau 045
BAURCONSULT Architekten Ingenieure
Haßfurt, DE

Hersteller
GKD – Gebr. Kufferath AG
Düren, DE

Kompetenz
Sonderanfertigung Edelstahlgewebe Typ Sambesi 350 und PC-Sambesi 350

Bauherr
ZF Friedrichshafen AG
Schweinfurt, DE

Statik Bau 041
Tragwerksplanung Togel
Massbach, DE

Technische Ausrüstung Bau 041
Planungsbüro Geyer
Sennfeld, DE

Elektroplanung Bau 041
EP Elektroplanung GmbH
Schwanfeld, DE

Museumsausstattung
Tecton GmbH
Berlin, DE

Fertigstellung
2015

Fotografie
Gerhard Hagen / poolima


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