WellnessHostel4000 in Saas-Fee, Schweiz

Schiefer und Apfel

Thomas Geuder
25. November 2015
Der Neubau der Jugendherberge Saas-Fee lehnt sich in seinem formalen Ausdruck an die traditionellen Stadel von Saas-Fee an, deren hölzerner Körper von steinernen Sockeln getragen wird. (Bild: Adriano Faragulo / Agrob Buchtal GmbH)

Projekt: wellnessHostel4000 & Aqua Allalin (Saas-Fee, CH) | Architektur: Steinmann & Schmid Architekten AG BSA SIA (Basel, CH) | Bauherr: Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus (Zürich,CH), Burgergemeinde Saas-Fee (Saas-Fee,CH) | Hersteller: Agrob Buchtal GmbH (Alfter-Witterschlick, D), Kompetenz: Serie Valley, Serie ChromaPlural, Individualfertigung mit Trittsicherheit

Pures Idyll: Die Gemeinde Saas-Fee, gelegen auf einem Hochplateau des Saastals auf rund 1.800 m ü.M. mitten in den Schweizer Alpen, hat sich früh gegen den Massentourismus entschieden. Im 19. Jahrhundert konnte eine geplante Eisenbahnlinie nicht gebaut werden, weil die Saaser Bevölkerung nicht bereit war, die entsprechenden Grundstücke zu verkaufen. Unbewusst wohl war das der Beginn von dem, was den Ort heute ausmacht. Zwar ist es seit 1951 möglich, mit dem Auto nach Saas-Fee zu gelangen, der Urlaubsort selbst aber ist autofrei. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor müssen am Ortseingang abgestellt werden, nur Elektromotoren sind erlaubt. Nachhaltigkeit wird hier groß geschrieben, und so ist Saas-Fee seit 1996 Teil einer internationalen Allianz zum Schutz des Naturraums und zur Förderung nachhaltiger Entwicklung in den Alpen. Das äußert sich nicht zuletzt auch in einer sehr strengen Orts- und Raumbildplanung sowie der Einführung „Kehrichtsackgebühr“, die auch Touristen in den rund 60 Hotels anhalten soll, wenig Müll zu produzieren und diesen richtig zu trennen. All das und vor allem die traumhafte Lage umrahmt von der Mischabel-Bergkette mit insgesamt 13 Viertrausendern hat dem Ort den Spitznamen „Perle der Alpen“ eingebracht.

Korrespondierend zum Gestaltungskonzept der Gästezimmer sollte sich auch in der Dusche an Wand und Boden das Apfelgrün wiederfinden, wofür speziell für dieses Projekt auch Bodenfliesen mit Trittsicherheit angefertigt wurden. (Bild: Ruedi Walti)

Im Ortszentrum, quasi am Ende der Parkplatzstrecke, befindet sich das 1973 erbaute Busterminal in für diesen Ort fast schon brutalistischer Architektursprache, unweit davon entfernt das 1970 erbaute Hallenbad, bei dem es das Ansinnen der Architekten war, die im Ort vorherrschende kleinteilige Formensprache in eine moderne Architektursprache zu übersetzen. Genau dazwischen haben die Architekten Steinmann & Schmid aus Basel nun ein Hostel erbaut, das einen Schulterschluss mit den Materialien und der Formsprache des Ortes sucht. Die Architekten lehnen sich dabei vor allem an die traditionellen Speicherstadel an, die sich in direkter Nachbarschaft befinden: Es sind einfache Körper, deren dunkle Holzwände sichtlich gezeichnet sind vom Wind und Wetter der Jahrzehnte. Sie werden getragen von steinernen Sockeln. So besteht das Sockelgeschoss des Neubaus aus einem hellen, zweigeteilten Baukörper mit großen Fensteröffnungen. Diese Sockel trägt den horizontal geschichteten, hölzernen Beherberhungskörper, ein polygonal geschnittener Kubus. Den Gästezimmern im Inneren liegt ein Gestaltungskonzept zugrunde, das vor allem mit natürlichen Materialien und frischen Farben arbeitet. Das hierfür gewählte Apfelgrün wollten die Architekten auch in die Badezimmer transportieren. Den richtigen Farbton haben die Architekten schließlich bei Agrob Buchtal gefunden, allerdings nur als Wandfliese. Speziell für dieses Projekt jedoch konnte die Farbe jedoch auch als Bodenfliese mit der Trittsicherheitsklasse R11/B gefertigt und so in den Zimmern eine homogen-ganzheitliche Ästhetik ermöglicht werden.

Spektakulär: Von Whirlpool und den Saunen aus blickt man auf das Panorama der Berge und Gletscher sowie in die rund 300 m tiefe Schlucht der FeeVispa. (Bild: Adriano Faragulo / Agrob Buchtal GmbH)

Das Untergeschoss bildet das Plateau, auf dem der Neubau zu stehen scheint. Es ist gleichzeitig mit dem bestehenden Hallenbad verbunden und bietet insgesamt rund 1.900 m² Platz für den neuen Wellness-Bereich «Aqua-Allalin». Die Hauptattraktion sind hier der Whirlpool sowie die beiden Saunen mit ihrer spektakulären Aussicht auf die umliegenden Berge und Gletscher und der einmaligen Lage direkt an der gut 300 m tiefen Schlucht «FeeVispa». Ergänzt ist das Wellness-Angebot durch ein Dampfbad, einen Fitnessbereich und unterschiedliche Erlebnisduschen. Zentrales Thema war für die Architekten der Umgang mit der Materialien, bei deren Bestimmung sie sich von der imposanten alpinen Umgebung inspirieren ließen. Sämtliche Oberflächen sind in dunklen Farben gehalten, deren Optik und Haptik mit der archaischen Bergwelt korrekspondiert. Die Wände sind prägnant vertikal strukturiert, die Fliesen am Boden in einem majestätischen Format von 75 x 75 cm (ebenfalls Agrob Buchtal) haben ein erdiges Relief mit feinen, körnigen Strukturverläufen im Farbton Schiefer. In den klar gegliederten und aufgeräumten Räumen findet man nur noch Holz und das Chrom der Armaturen. So entsteht im neuen «WellnessHostel4000» (der Namen ist eine Referenz auf die Gipfelhöhen der umliegenden Berge) eine Wohfühlort, der – zumindest was den Wellness-Bereich angeht – nicht nur für die Gäste der Jugendherberge darüber, sondern für alle Besucher von Saas-Fee offen steht.

Aus durchwegs natürlichen Rohstoffen wie farbigen Tonmineralen und Erden bestehen die Feinsteinzeugfliesen, die im Hostel im Farbton Schiefer eingebaut wurden. (Bild: Ruedi Walti)
Die Außenwände des 1. bis 4. Obergeschosses sind in klassischer Holzrahmenbauweise mit hinterlüfteter und überfälzter Stülpschalung ausgeführt. (Bild: Ruedi Walti)
Lageplan (Quelle: Steinmann & Schmid Architekten)
Grundriss 3. Obergeschoss (Quelle: Steinmann & Schmid Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Quelle: Steinmann & Schmid Architekten)
Grundriss Untergeschoss / Wellness-Bereich Aqua-Allalin (Quelle: Steinmann & Schmid Architekten)
Die Architekten schaffen mit ihrer Gestaltung in den Nassbereichen zwei verschiedene Welten, die beide aus der alpinen Umgung inspiriert sind. (Bilder: Adriano Faragulo / Agrob Buchtal GmbH)
Energieeffizienz wir auch beim «WellnessHostel4000» groß geschrieben, das nach Mintergie ECO zertifiziert ist. (Bild: Ruedi Walti)

Projekt
wellnessHostel4000 & Aqua Allalin
Saas-Fee, CH

Architektur
Steinmann & Schmid Architekten AG BSA SIA
Basel, CH

Team
Herbert Schmid, Peter Steinmann, Daniel Hoefer (Projektleitung), Laura Diaz Hernandez, Pascal Bögli, Margit Schimandl

Hersteller
Agrob Buchtal GmbH
Alfter-Witterschlick, D

Kompetenz
Serie Valley
Serie ChromaPlural
Individualfertigung mit Trittsicherheit

Bauherrenschaft
Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus
Zürich,CH

Burgergemeinde Saas-Fee
Saas-Fee,CH

Bauingenieur
ALP Andenmatten, Lauber & Partner
Visp, CH

Holzbauingenieur
Makiol + Wiederkehr
Beinwil am See, CH

HLKKS-Ingenieure
Zurfluh Lottenbach GmbH
Luzern, CH

Duss Thomas Sanitärplanung
Sempach Station, CH

Kannewischer Ingenieurbüro AG
Cham, CH

Elektroplanung + MSRL
Ingenieurbüro Hanimann
Zweisimmen, CH

Friedli ElektroBern AG
Bern, CH

Bauphysik, Akustik, Minergie
HSR Ingenieure AG
Spiez, CH

Brandschutz
Makiol + Wiederkehr
Beinwil am See, CH

Montagebau Holz
Implenia Schweiz AG
Rümlang, CH

Geschossfläche total
5.654 m²

Gebäudevolumen
19.656 m³

Bauzeit
April 2013 bis September 2014

Fotografie
Adriano Faragulo / Agrob Buchtal GmbH
Ruedi Walti  


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