Erweiterung Museum Liaunig, Neuhhaus, AT

Stets mit Licht versorgt

Thomas Geuder
28. Oktober 2015
Das bereits 2013 unter Denkmalschutz gestellte und mehrfach ausgezeichnete Museum Liaunig wurde nun um rund 2.500 Quadratmeter erweitert. (Bild: Lisa Rastl / querkraft)

Projekt: Erweiterung Museum Liaunig (Neuhhaus, AT) | Architektur: querkraft architekten zt gmbh (Wien, AT) | Bauherr: HL Museumverwaltung GmbH (Neuhaus, AT) | Hersteller: Lichtkuppen & RWA-Anlagen GmbH (Graz, AT), Kompetenz: Sonderanfertigung dreieckige Lichtkuppel

Herbert W. Liaunig ist – das nur zur nicht ganz unwichtigen Vorgeschichte – ein erfolgreicher, österreichischer Unternehmer, der vor allem im Industriebereich investiert, aber auch kulturell und gesellschaftlich tätig ist. Für ihr Engagement in der Beziehung der slowenischen und österreichischen Kultur erhielt er und seine Frau Eva 2003 den Einspieler-Preis, und Liaunig ist passionierter Kunstsammler. Als mit der Jahrtausendwende der Platz im eigenen Schloss in Neuhaus in Kärnten an der slowenischen Grenze zu eng für die zahlreichen Exponate wurde, beschloss er den Bau eines Privatmuseums, sodass seine Sammlung auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Die Wettbewerbspläne der französischen Architektin Odile Decq konnten aus finanziellen Gründen nicht verwirklicht werden (die Kärtner Landesregierung zog sich aus der Finanzierung zurück), und so fanden sich in einem zweiten, rein österreichisch ausgetragenen Wettbewerb ein Entwurf, der die Kosten für den Museumsbau auf ein Minimum reduzieren konnte. Nach den Plänen von querkraft Architekten aus Wien konnte ein Bau erstellt werden, der nur 1.600 €/m² Nettonutzfläche kostete, inklusive Haustechnik.

Die Architekten fokussieren mit ihrem Bauwerk auf das Zusammenspiel von Architektur und Kunst, bei dem sich Inhalt und Repräsentanz wechselweise ergänzen. (Bild: Lisa Rastl / querkraft)

Das erreichten die Architekten unter anderem durch das Verlegen des größten Teils des Bauwerks unter die Erde. Bauplatz war eine leichte Anhöhe zwischen der Gemeinde Neuhaus und Flüsschen Drau, der in Kroatien in die Donau mündet. Hier entstand bereits im Jahr 2008 das „Museum Liaunig“ mit Eingangs-, Sammlungsbereich sowie quer dazu einem prägnanten, teils oberirdisch liegenden Riegel, dessen Enden weit über die Hangkante hinaus ragen. Die Bauteile aus Beton wurden im Inneren weitgehend roh belassen, was die Baukosten zusätzlich reduzierte und zusätzlich eine beeindruckende Raumatmosphäre erzeugt. Dazu tagen nicht zuletzt die großen Raumdimensionen bei, von denen der nur 160 m lange und nur gut 12 m breite Querriegel die beeindruckendste Qualität besitzt. Aber auch der ursprünglich nur als Depot gebaute kegelförmige Raum, der sich außen nur als kleiner Hügel abzeichnet, innen aber sakralen Charakter besitzt, steht für die Sicherheit von querkraft Architekten im Umgang mit Raum. Anfang 2013 wurde das Museum Liaunig schließlich unter Denkmalschutz gestellt – was nur sehr wenigen Architekten gelingt, wie etwa Peter Zumthor mit seinen Felsenthermen in Vals.

„Das Ziel, eine kräftige, ikonografische Architektur zu schaffen, die der Kunst den notwendigen Freiraum gibt, wird mit den Erweiterungsbauten noch gestärkt“, erklärt Jakob Dunkl von querkraft. (Bild: Lisa Rastl / querkraft)

Bereits zum Wettbewerb des Ursprungsbaus war eine Erweiterung erdacht, die nun gebaut und 2015 schließlich eröffnet werden konnte. Ebenfalls unterirdisch wurden dabei die bestehenden Flächen um 2.500 m² erweitert: Ein langer Gang verbindet nun das Depot, die neue Glas- und Miniaturensammlung sowie am Ende des Weges den Skulpturengarten an den Bestandsbau. Wichtigster neuer Bereich ist ein großer Raum für Wechselausstellungen und die Bibliolthek (auf einer Galerie), der gleich im Foyerbereich angeschlossen ist. Seine Form basiert auf einem streng gleichseitigen, dreieckigen Grundriss. Das spiegelt sich auch in der Tragstruktur der Decke wider, woraus sich hier Dreiecke, Rauten und Trapeze ergeben, was durchaus als Referenz an Shigeru Bans Cardboard Cathedral in Christchurch verstanden werden kann. Ein Hauptaugenmerk des Entwurfs liegt darauf, hier – wie auch im gesamten Bau – den Bezug zum Außenraum nicht abreißen zu lassen, um ein ganzheitliches Raumerlebnis aus Landschaft und Gebäude zu erzeugen. Das gelingt den Architekten in horizontaler Richtung durch Wandöffnungen oder in (weiter im Rauminneren) vertikal durch Oberlichter.

Der große, dreieckige Raum beeindruckt vor allem durch seine Lichtstimmung und Materialität der skulpturenartigen Betondecke mit Oberlichten. (Bild: Lisa Rastl / querkraft)

Im dreieckigen Raum für Wechselausstellungen führte das dazu, dass ebenso dreieckige Lichtkuppeln benötigt wurden. Die nun eingebauten Lichtkuppeln sind Sonderanfertigungen (Lichtkuppeln & RWA-Anlagen GmbH, Graz) mit einem lichten Maß von 250 cm an allen drei Seiten um einem U-Wert des Glases von 1,69 sowie des Rahmens von 1,07. Der Antrieb zum Öffnen der Lichtkuppel ist so gestaltet, dass er nicht unter die Zargenkante hinaus ragt, um so die einzigartige Wirkung der Decke nicht zu stören. In den Feldern, die nicht für das Licht geöffnet sich, befinden sich entweder Akustik-Paneele in unterschiedlichen Höhen, oder es sind Pendel-Leuchten mit integrierter Stromschiene für Strahler (Sonderleuchte mit T16-Lampen und 3-Phasen-Stromschiene) abgehängt. Allein all diese Elemente zusammen ergeben ein virtuoses Kunstwerk nur aus Bauprodukten. tg

Die ebenfalls neue Glas- und Miniaturensammlung wird über eine lange, eingefasst Rampe erschlossen. (Bild: Lisa Rastl / querkraft)
Lageplan bzw. Dachaufsicht (Quelle: querkraft)
Grundriss Obergeschoss, grau = Bestand, schwarz = Erweiterung (Quelle: querkraft)
Grundriss Erdgeschoss, grau = Bestand, schwarz = Erweiterung (Quelle: querkraft)
Details Lichtkuppel und Akustik-Paneele (Quelle: Klingbacher ZT)
Auf einer 700 m² großen, frei gespannten Galerie im Wechselausstellungsbereich befindet jetzt sich die Bibliothek. (Bild: Lisa Rastl / querkraft)
Aus Kostengründen und zur Optimierung des Energiekonzepts liegen 95 % der Kubatur unterhalb der Erde - der Erdaushub wurde auf dem Grundstück verteilt. (Bild: Lisa Rastl / querkraft)
Den Besuchern sollte stets der Bezug zum Außenraum möglich sein, um ein ganzheitliches Raumerlebnis in Bezug zu Landschaft und Gebäude zu schaffen. (Bild: Lisa Rastl / querkraft)

Projekt
Erweiterung Museum Liaunig
Neuhhaus, AT

Architektur
querkraft architekten zt gmbh
Wien, AT

Team
Stefanie Meyer (Projektleitung), Gil Cloos (Projektmitarbeiter)

Hersteller
Lichtkuppen & RWA-Anlagen GmbH
Graz, AT

Kompetenz
Sonderanfertigung dreieckige Lichtkuppel

weitere Hersteller
Fluter: Thorn – ZG Licht Mitte-Ost GmbH, Lemgo
Kompetenz: Qba

Downlight: Zumtobel, Dornbirn, AT
Kompetenz: Panos Infinity

Feuchtraum: Regiolux, Königsberg, D
Kompetenz: PFL T8

Bauherr
HL Museumverwaltung GmbH
Neuhaus, AT

Projektleitung
Werkstatt Wien
Wien, AT

ÖBA / BauKG
Architekt Klingbacher ZT GmbH
Völkermarkt, AT

Vorstatik
Werkraum Wien Ingenieure ZT GmbH
Wien, AT

HKLS Planung
TB Ing. Meisslitzer KG
Klagenfurt, D

Elektroplanung
IB Hartl & Co. KG
Klagenfurt, D

Bauphysik und Brandschutz
Erich Röhrer Zivilingenieur für Bauwesen
Wien, AT

Landschaftsplanung
weidlfein gartenkunst
Wien, AT

Akustik
David Haigner
Wien, AT

Fertigstellung
2015

Fotografie
Lisa Rastl, querkraft architekten
 


Projektvorschläge
Sie haben interessante Produkte und innovative Lösungen im konkreten Projekt oder möchten diesen Beitrag kommentieren? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!