Bewegende Architektur

Autor:
Thomas Geuder | Praxis
Veröffentlicht am
Feb. 20, 2013

Pünktlich zu den Olympischen Spielen in London 2012 wurde die altehrwürdige «King‘s Cross Station» architektonisch wie strukturell umgestaltet und mit einer neuen Eingangshalle versehen. Die Architektur dieses Bauvorhabens macht deutlich: An diesem Ort geht es um Bewegung – und um die Freude an amorphen Formen und Strukturen.
Mit einem Bauvolumen von 547 Millionen Pfund (635 Millionen Euro) wurde die Londoner King‘s Cross Station von Grund auf umstrukturiert. (Foto: Hufton & Crow) 
Architektur ist für den Betrachter manchmal ein bewegtes wie bewegendes Vergnügen. Bisweilen schießen da Gebäudekanten von einer zur anderen Seite, sich dramatisch zuspitzende Wege bieten dem Gehenden nur wenig Ort zum Verweilen, Raumkanten scheinen den Besucher durch ein Gebäude geradezu schnellstmöglich hindurchschieben zu wollen. Es gilt aufzufallen oder schlicht zu zeigen, dass der eigene Blick auf die Welt selbstexpressiv ist. «Höher, schneller, weiter» – das gibt es natürlich auch in der Architektur. Klar ist: Eine Gesellschaft braucht identitätsstiftende Leuchtturmprojekte, Meilensteine in der Baugeschichte einer Stadt oder im Idealfall eines ganzen Landes. Gebäude, über die man redet und deren Außenwirkung über die eigenen Grenzen hinaus strahlt. Nicht selten äußert sich dieses Bedürfnis in Großprojekten, deren Notwendigkeit in vielen Fällen wohl bezweifelt werden darf. Fast immer aber spricht die Architektur solcher Projekte eine Sprache, die deren Erbauern Strahlkraft verleihen soll. Die Expression eben. Otto Normalarchitekturfreund hingegen weiß schon längst, dass dieser Umgang mit Architektur nicht immer der sinnvolle und richtige ist – auch wenn viele Bauherren das gerne anders sehen wollen.

Doch bleiben wir bei der architektonischen Dynamik und der fließenden Linie, die dann und wann nämlich wirklich gut zu einer Bauaufgabe passen kann. Etwa an Orten, wo man sowieso nicht verweilt. Durchgangsorte also, die keine Aufenthaltsqualität brauchen, sondern den (Menschen-)Fluss fördern müssen und sollen. In Flughäfen also oder in Bahnhöfen, Brücken und Unterführungen. Die architektonisch richtige Antwort auf diese Trassen der Bewegung sind in den meisten Fällen die fließende Linie und die amorphe Form, durch die Räume mit nur wenigen Haltepunkten generiert werden. Es geht dabei um das architektonische Gefühl der Dynamik – der Mensch ist hier Teil eines bewegten und bewegenden Ganzen.
Die dreidimensionale Form wird durch das Bekleiden mit keramischem Rundmosaik nicht «zerstört», da dieses Material optisch richtungslos ist. (Foto: Jasba) 
Amorphe Formen resp. dreidimensional gebogene Flächen benötigen zu ihrer Verkleidung spezielle Materialien, die sich der freien Form unterordnen, jede Bewegung mitmachen und sich wie ein Maßanzug um die vorgegebene Form schmiegen. Ideal ist da zum Beispiel keramisches Rundmosaik, das (verlegefreundlich vorkonfektioniert auf einzelnen Bögen) sich keiner Rundung zu schade sind. Mosaike kennt man in der Baubranche schon länger (Otto kennt sie zum Beispiel aus seinem Elternhaus aus den 1970er-Jahren), und zwischendurch waren sie ganz schön außer Mode. Die aktuelle Architekturästhetik allerdings, in der beinahe jede Form denk- und vor allem machbar ist, verhilft dem Fliesenmosaik wieder zu neuem Ansehen. Hersteller wie Jasba beispielsweise bieten für derartige Bauaufgaben eine spannende Auswahl an Farben und Formen, etwa mit der Kollektion Jasba Loop, dem angestammten Nachfolger des Klassikers Jasba Centino (liebevoll auch «Jasba-Dollar» genannt). Interessant bei diesem Produkt ist neben der ästhetischen Vielfalt die hauseigene Veredelung namens HT, denn mit ihr schlägt man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: HT ist eine Veredelung, die auf dem ungiftigen und reizstofffreien Titanoxid basiert. Bakterien, Keime und Pilze werden von ihr zersetzt, störende Gerüche und Schimmelbildung (per Photokatalyse) verhindert. Wasser wird entspannt und unterspült als dünner Film Kalk, Schmutz und Fett, die sich so leicht entfernen lassen. Das erleichtert die Reinigung und schont die Umwelt durch die Einsparung von Reinigungsmitteln. Da dieser Effekt durch Licht immer wieder (re)aktiviert wird und die Veredelung außerdem fest in die Fliese keramisch eingebrannt ist, sorgt HT ein Fliesenleben lang für mühelose Reinigung und hygienische Wirksamkeit – dafür bürgt Jasba mit einer Langzeitgarantie.
Viel Raum für Menschen: Fontänenartig schießt das Dach in die Höhe und breitet sich elegant in einer Halbrotunde aus. (Foto: Hufton & Crow) 
Abseits der hiesigen Debatten um Flughäfen und Bahnhöfe hat London beinahe unbemerkt einen der größten Verkehrsknotenpunkte der Welt komplett umgebaut, und zwar (aufgehorcht!) ohne die altehrwürdige Architektur abzulehnen. Die King‘s Cross Station mit seinen oberirdischen 8 Bahnsteigen, den unterirdischen sechs U-Bahn-Linien und dem benachbarten St. Pancras Bahnhof befördert jährlich rund 90 Millionen Fahrgäste. Ein besonders einprägsamer, weil schöner Ort, war King‘s Cross bisher jedoch nicht. Zu den Olympischen Spielen 2012 in London sollte sich das grundlegend ändern, und so wurde ein umfangreicher Umbau des Bahnhofsareals beschlossen. Neu bei dem Entwurf ist: Die Eingangshalle wurde von der Stirnseite auf die Westseite verlegt, wodurch die schöne Fassade aus viktorianischer Zeit wieder sichtbar wurde. «re-use, restoration and new build» lautete denn auch das Motto der Architekten des Londoner Büros John McAslan + Partners (JMP). Ihre Pläne sahen vor, den Raum zwischen King‘s Cross und St. Pancras in eine neue Piazza zu verwandeln und mit einem halbrunden Dach zu überspannen. Das «Great Northern Hotel», ein an dieser Stelle dem ehemaligen Straßenverlauf folgendes Gebäude, war quasi Ideengeber für die Form und Dimension der neuen Eingangshalle. Deren Dach wird durch eine Tragstruktur gebildet, die nur auf insgesamt 21 filigranen Stützen ruht – fünf im Scheitelpunkt, 16 im Halbkreis außen herum.

Die Architektur spricht hier eine eindeutige Sprache: Wir befinden uns an einem Ort, durch den die Menschen «fließen» sollen, an dem es keinen Stillstand gibt. Das 20 Meter hohe Dach schießt fontänenartig aus dem Boden heraus und ergießt sich im 150 Meter breiten Halbrund. Integriert im Innenraum ist ein Mezzaningeschoss, in dem sich Läden, Schnellrestaurants und Cafés befinden. Mit einer weit ausholenden Geste schlängelt es sich durch den Raum und führt die Menschen Richtung Bahnsteige. Das Bild einer Schlange ist an dieser Stelle gar nicht so falsch gewählt, denn die runden Jasba Mosaik-Fliesen lassen die Oberfläche – obwohl sie weiß ist – ein bisschen wie eine Schlangenhaut erscheinen. Wenig aufdringlich, fast schon selbstverständlich greift die Architektur hier die Besucherflüsse auf und leitete sie sanft weiter. Dynamik und gleichzeitig Geschmeidigkeit – das macht die neue King‘s Cross Station zu einem Ort, der zwar keine Ruhe vermittelt, dennoch fernab jeder Hektik bleibt.   tg
Die neue «Piazza» an der Westseite des Bahnhofsgebäudes wird von einer 150 Meter breiten Stahlkonstruktion überdacht. (Foto: Hufton & Crow) 
Die filigrane Dachkonstruktion schließt direkt an das «Great Northern Hotel» an. (Foto: Hufton & Crow) 
Raumprägend: Das Mezzaningeschoss schlängelt sich dynamisch durch den Innenraum. (Foto: Jasba) 
Die 15 Farben von Jasba-Mosaik sind bewusst nicht „eintönig“ uni, sondern bestehen aus aufeinander abgestimmten, eng beieinander liegenden Nuancen.  
Film: Die Architektur der neue King‘s Cross Station, mit exklusivem Kommentar der Architekten. (Englisch. Dauer: 8:20 min)
Grundriss Obergeschoss 
Längsschnitt 
Querschnitt komplett 
Querschnitt mit Mezzaningeschoss 
Dachkonstruktion 
Film: Architekt Simon Goode (JMP) erläutert den Entwurf. Mit zahlreichen Bildern aus der Entstehungsphase. (Englisch. Dauer: 4:12)
Kein Teil wie das andere: Das Dach musste während des Baus zunächst komplett gestützt werden. (Foto: John Sturrock) 
Eine zweite Unterkonstruktion trägt dann die Dachhaut. (Foto: John Sturrock) 
Im Werk wirken die Knotenpunkte noch massiv, nach dem Einbau aber extrem leicht im Verhältnis zur Gesamtkonstruktion. (Foto: John McAslan & Partners) 
Kommt Ihnen das bekannt vor? Richtig: In der King‘s Cross Station befindet sich das legendäre Gleis 9 ¾ aus den Harry-Potter-Romanen – behütet von oben durch die Jasba Mosaik-Fliesen. (Foto: Jasba) 
Jasba Mosaik GmbH
Ötzingen, D

Hersteller-Kompetenz
Mosaik-Fliese Jasba LOOP

Projekt
King‘s Cross Station
London, GB

Architektur (Leitung) und Matserplan
John McAslan + Partners
London, GB

Bauherr
Network Rail
London, GB

Ingenieure West-Halle (Halbrotunde)
Arup
London, GB

Ingenieure Sanierung und Fußgängerbrücke
Tata Steel Projects
London, GB

Fertigstellung
2012

Fotonachweis
Hufton & Crow
John Sturrock
John McAslan & Partners
Jasba Mosaik GmbH


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