Stein plastisch fließend
- Autor:
- Thomas Geuder | Praxis
- Veröffentlicht am
- Juni 2, 2015
Das jüngst eröffnete Montforthaus im vorarlberger Feldkirch stellt nach den Plänen von Hascher Jehle Architektur und Mitiska Wäger Architekten den architektonischen Schulterschluss zwischen mittelalterlicher Altstadt und zeitgenössischer Formensprache her.
Feldkirch im österreichischen Vorarlberg ist eine Stadt, die man durchaus kennen darf: Feldkirch ist nicht nur die zweitgrößte Stadt im Vorarlberg (gemessen an der Bevölkerungszahl), sondern auch die westlichste Gemeinde Österreichs, gelegen südlich Bregenz am Ausgang des Illtals in der Ebene des Alpenrheins, grenzend an die Schweiz und an das Fürstentum Liechtenstein. In dieser Gegend siedeln die Menschen schon seit der römischen Zeit, sein heutiges Bild entwickelte sich um 1200 mit der unter Graf Hugo I. von Montfort erbauten Schattenburg und den Ansiedlungen, die sich ihr zu Füßen bildeten. Die seitdem hier gewachsenen städtischen Strukturen prägen heute noch den Charakter von Feldkirch, das somit eines der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtbilder des Vorarlbergs besitzt. Quasi direkt unter der Schattenburg befand sich die Feldkirchner «Volkshalle», ein weithin bekannter Bau des österreichischen Architekten Lois Welzenbacher, das jedoch 1973 infolge eines Kugelblitz-Einschlags bis auf die Grundmauern niederbrannte. An selber Stelle wurde 1975 die «Stadthalle» errichtet, die 1990 nach einem Umbau in «Montforthaus» umgetauft wurde. Anfang des neuen Jahrtausends stellte sich jedoch zunehmend die Frage nach der Sanierung des Gebäudes, und so beschloss 2007 die Stadtvertretung schließlich, das Montforthaus nicht zu flicken, sondern komplett neu zu erstellen. Die entsprechend eingesetzte Jury unter Vorsitz von Prof. Carl Fingerhuth entschied sich 2008 schließlich einstimmig für den Entwurf der Planungsgemeinschaft Hascher Jehle Architektur (Berlin) mit Mitiska Wäger Architekten (Bludenz).
Deren Entwurf reagiert auf die historisch gewachsene, mittelalterliche Stadtstruktur auf verschiedenen Ebenen. War der Vorgängerbau noch direkt an den umliegenden Bestand angeschlossen, positioniert sich das neue Montforthaus nun freistehend, ohne Vorder- oder Rückansicht und mit umlaufend gleichwertigen Ansichten. Die fließende Gebäudekontur orientiert sich an den umliegenden Platzkanten und der angrenzenden Bebauung. Die Architekten vergleichen das mit einem Kieselstein im Flussbett, der von den drei angrenzenden Plätzen «umspült» wird, wodurch diese zu einem großflächigen Außenraum verschmelzen, der den benachbarten Rösslepark mit der Altstadt verbindet. Die plastische Form des Baus verweist dabei auf dessen zeitgenössisch moderne Entstehungszeit, das traditionelle Material der Natursteinfassade stellt dabei den direkten Bezug zu den historischen Gebäuden in Feldkirch her, wahrt aber durch die Art, wie der Naturstein eingesetzt wird, bewusst die Distanz. So entsteht ein intensiver, architektonischer Dialog zwischen Alt und Neu. Der löst sich bei Betreten des Montforthauses schließlich völlig auf: Vom Rösslepark kommend gelangt man durch den Haupteingang in eine fast 15 Meter hohe Foyerlandschaft mit weißen, fließenden Formen. Von hier aus gelangt man in die verschiedenen Räumlichkeiten, allen voran der Große Saal, der von außen wie innen mit Birnenholz verkleidet ist.
Die Außenhaut des Montforthauses besteht weder aus einer Lochfassade noch aus einer klassischen Bänderfassade. Vielmehr fließen die Fensterbänder und die mit Naturstein verkleideten Teile förmlich um das Gebäude herum und spielen so das übergeordnete Thema des Entwurfs, in dem es nahezu keinen rechten Winkel gibt, weiter. So möchten die Architekten den Dialog zwischen innen und außen noch einmal intensivieren, das Innenleben für die Passanten erlebbar und – von innen gesehen – das Stadtpanorama zur Kulisse machen. Die Natursteinfassade ist stark vertikal gegliedert und besteht aus Jurakalkstein von Lauster Steinbau, ein creme-brauner bis ockergelb-beiger, dichter, wolkig ausgebildeter feinkörniger Kalkstein aus dem Bayerischen Altmühltal, der zudem frostbeständig ist. Die teilweise über 200 cm langen, nur 30 Zentimeter schmalen und 4 cm starken Natursteinplatten besitzen an ihren Längskanten 1,8 cm breite und 2,4 cm tief gefräste Falze, dank derer die Platten überlappend und ohne Zwischenräume als hinterlüftete Konstruktion montiert werden konnten. Zur Akzentuierung und Gliederung der Fassade erhielten die Platten mittig einen weiteren 1,8 cm breiten und 2,4 cm tiefen «optischen» Falz. Die so entstandenen variierenden Fugen strukturieren die Fassade wie Wellen eines Vorhangs, wiederum der Bezug zu dem, was im Gebäude stattfindet. Der Blick über das Felsenau-Tal indessen zeigt, wie sehr eines der ältesten Gebäude, die Schattenburg, und das neueste Gebäude im Tal, das Montforthaus, in ihrer Farbigkeit und Körnung harmonieren. tg
Projekt
Montforthaus
Feldkirch, AT
Architektur und Innenausstattung
Planungsgemeinschaft
HASCHER JEHLE Architektur
Berlin, D
Mitiska ● Wäger Architekten
Bludenz, AT
Hersteller
Lauster Steinbau GmbH
Stuttgart, D
Kompetenz
Naturstein Jurakalkstein
Bauherr
Stadt Feldkirch, Bauamt
vertreten durch: DI Gabor Mödlagl
Feldkirch, AT
Akustikplanung und Medientechnik
Graner + Partner
Bergisch Gladbach, D
Statik
Bernard & Brunnsteiner
Hall in Tirol, AT
Heizung, Lüftung, Elektroplanung
Dick + Harner
Salzburg, AT
BHM Ingenieure
Feldkirch, AT
Bauphysik
IPJ Ingenieure mit ISRW Klapdor
Köln-Düsseldorf, D
Baugrundgutachten
Geotek
Feldkirch, AT
Vermessung
Markowski
Feldkirch, AT
Lichtplanung und Bühnentechnik
LDE
Eschen, LI
Brandschutz
IBS
Linz, AT
Wettbewerb
August 2008
Fertigstellung
2015
Fotografie
Svenja Bockhop
Wolf-Dieter Gericke / Lauster
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Berlin, D
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Hersteller
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Stuttgart, D
Kompetenz
Naturstein Jurakalkstein
Bauherr
Stadt Feldkirch, Bauamt
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Akustikplanung und Medientechnik
Graner + Partner
Bergisch Gladbach, D
Statik
Bernard & Brunnsteiner
Hall in Tirol, AT
Heizung, Lüftung, Elektroplanung
Dick + Harner
Salzburg, AT
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Bauphysik
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Vermessung
Markowski
Feldkirch, AT
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LDE
Eschen, LI
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IBS
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