Kampf ums Minsk

Katinka Corts
10. April 2018
Der Potsdamer Brauhausberg mit dem Café Minsk links und dem früheren Schwimmbad rechts. Im Hintergrund das Gebäude der früheren SED-Bezirksparteileitung (Bild: historische Postkarte / via moderne-regional.de)

Die Verfasser des Offenen Briefes schreiben, dass sich Potsdams Bürgerschaft seit Jahren intensiv mit den baulichen Themen der Stadt beschäftige. Das zeige sich beim Streit um die Entwicklung der Innenstadt, in Bürgerbegehren und bei städtebaulichen Fehlentwicklungen wie dem neuen Schwimmbad blu, das vergangenes Jahr eröffnete. "Mit dem laufenden Abriss des ehemaligen Instituts für Lehrerbildung (IFL) / später FHP mitten im Stadtzentrum erleiden viele derer, die in Potsdam aufgewachsen sind, eine Verlusterfahrung. [...] Die Baukultur der DDR-Zeit in Potsdam würde mit IFL, Schwimmhalle, Minsk, und vielleicht eines Tages auch dem einstigen Interhotel (heute “Mercure”) ausgerechnet bei ihren wichtigsten Werken Totalverluste erleiden."
Das Minsk mit seiner einzigartigen Baugeschichte und der hochwertigen, beispiellosen Gestaltungsqualität sei prädestiniert für einen Erhalt und ein städtebauliches Zusammenspiel mit den zukünftigen Bauten. Es könne als Bindeglied zwischen der preußischen Kriegsschule von 1902 und kommenden Neubauten vermitteln. "Mit dem Erhalt des Minsk haben die Stadtverordneten die große Chance, nicht nur ein herausragendes Architekturzeugnis zu erhalten, sondern die gespaltenen Lager der Stadt ein Stück wieder zu versöhnen."

Den Offenen Brief, der hier vollständig zu lesen ist, erhielten Ende vergangener Woche die Stadtverordneten der Stadt Potsdam, die Stadtverwaltung und städtische Tochtergesellschaften. Aktuell läuft ein Bieterverfahren um das Areal, mindestens zwei der Gebote würden das Minsk erhalten und neu nutzen wollen. Das bisherige Höchstgebot eines anderen Interessenten hingegen sei an den Abriss des Baus gekoppelt. Sollte sich die Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch für diesen Bieter entscheiden, sei der Kampf um das Minsk wohl verloren, schreibt ostmodern. Ein erster kleiner Erfolg nach dem Brief war laut ostmodern die heutige Reaktion der Grünen, die sich nun auch für den Erhalt des Minsk einsetzen wollen – bisher hatten sich nur Die Linke und Die Andere dafür ausgesprochen. Eine Stimmenmehrheit ergibt das aber noch nicht.

Das frühere Schwimmbad wird bereits abgerissen, die Zukunft des "Minsk" ist noch ungewiss (Bild: Matthias Hahndorf)