Agora und Amphitheater

Carsten Sauerbrei
14. August 2017
Das neue Bürger- und Medienzentrum wurde unterirdisch errichtet, mit Ausnahme der gläsernen Balustraden und der Skulptur «Volksvertreter». (Bild: Jens Willebrand)

Im Umfeld des vor kurzem sanierten Stuttgarter Landtagsgebäudes des Architekten Erwin Heinle neu zu bauen, ist kein leichtes Unterfangen. Soll doch das denkmalgeschützte Ensemble aus Landtag, Schloss- und Akademiegarten möglichst nicht beeinträchtigt werden. Daher war es für die Architekten der Münchner Niederlassung des Kopenhagener Büros Henning Larsen Architects notwendig, ihren Neubau vollständig unterirdisch zu errichten, genauso wie für ihre Konkurrenten in dem im Juli 2013 abgeschlossenen Verhandlungsverfahren. Mit dem Neubau entstanden zusätzliche Konferenzsäle für den Landtag sowie die neue Landespressekonferenz und Räume für eine wachsende Anzahl von Landtagsbesuchern.

Die komplett verglaste Eingangsfassade dient auch als Tageslichtquelle, der Platz davor als öffentlicher Versammlungsraum. (Bild: Jens Willebrand)

Den Hauptzugang zum Gebäude gestalteten Henning Larsen Architects - inspiriert vom antiken Amphitheater - mit breiten, im halbrund angeordneten Sitzstufen, die zu einem kleinen Platz hinunterführen. Damit vermittelt der Gebäudezugang wie selbstverständlich zwischen umgebenden Akademiegarten und Neubau und fungiert gleichzeitig als Tageslichtquelle sowie öffentlicher Versammlungsraum und damit als moderne Interpretation des antiken Versammlungsplatzes, der Agora. Von der sich anschließenden, komplett verglasten Eingangsfassade aus erreichen Gäste und Politiker des Landtags die Landespressekonferenz und drei weitere Konferenzsäle, die über zwei zusätzliche Lichthöfe belichtet werden.

Im großzügigen Foyer wird die neue Dauerausstellung zur Arbeit des Landtags gezeigt. (Bild: Jens Willebrand)

Für die jährlich bis zu 65 000 Besucher des Landtags entwickelte die Stuttgarter Marken- und Designagentur «Echo & Flut» die Feinkonzeption einer neuen Dauerausstellung, die im großzügigen Foyer des Neubaus über die Arbeit des Landtags informiert. Aufgrund der gewünschten Barrierefreiheit entschieden sich die Gestalter für eine ausgewogene Mischung von digitalen und analogen Exponaten wie zum Beispiel Tastmodellen, Klapptafeln, Interview-Filmen, Spielen, Projektionen auf tastbare Topografie. Politiker und Gäste können sich außerdem von der in einem der Lichthöfe platzierten Skulptur der «Volksvertreter», einer überdimensionalen Schachfigur - dem Bauern - des Schweizer Künstlers Beat Zoderer zum Nachdenken über Politik und ihre Abläufe anregen lassen.

Die neue Dauerausstellung besteht aus einer Mischung digital-analoger Exponate wie zum Beispiel Tastmodellen, Klapptafeln und Interview-Filmen. (Bild: David Spaeth Photography)