Die nachwachsende Stadt

Carsten Sauerbrei
23. June 2017
Die «Bambuswelten» auf dem Berliner IGA-Gelände informieren über den nachwachsenden Naturbaustoff. (Bild: ZRS Architekten Ingenieure, Berlin)

Städte wachsen. Städte schrumpfen. Das ist bekannt. Doch was ist eine nachwachsende Stadt? Die 2010 gegründete, gleichnamige Initiative Berliner Architekten versteht darunter ein urbanes Gefüge, in dem ausschließlich erneuerbare Energien genutzt, Nahrungsmittelproduktion sowie Biotope integriert werden und das darüber hinaus aus flexiblen, umbaubaren und recyclingfähigen Gebäuden besteht. Auf dem Symposium wurden diese Aspekte anhand der Berliner Großsiedlungen der 1960er-/70er-Jahre mit Vertretern aus der Politik sowie Architekten, Ingenieuren, Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Agrarwissenschaftlern diskutiert.

Das «Bezirkliche Informationszentrum Marzahn-Hellersdorf» ist eines der im Rahmen der Initiative «DIE NACHWACHSENDE STADT» realisierten Projekte. Bild: Partner und Partner Architekten, Berlin/Baiersbronn

Das Symposium fand im unmittelbar am IGA-Gelände gelegenen, von Partner und Partner Architekten, Berlin/Baiersbronn gestalteten «Bezirklichen Informationszentrum Marzahn-Hellersdorf» statt, das eines der bisher im Rahmen der «Nachwachsenden Stadt« realisierten Projekte ist. Der nach dem Cradle-to-Cradle- Prinzip geplante Massivholzpavillon zitiert mit seiner recyclingfähigen Aluminiumfassade die Formsteinwände der DDR-Architektur des Bezirks. Im Inneren ermöglicht das stützenfreie Tragwerk eine flexible Nutzung, da es den Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich komplett überspannt. Auf Basis einer Luftwärmepumpe, ergänzt durch eine PV-Anlage, wird der Pavillon nachhaltig mit Wärme und Energie versorgt und kann auch zum Plus-Energie-Gebäude ausgebaut werden.

Der Massivholzpavillon des «Bezirklichen Informationszentrums Marzahn-Hellersdorf» wurde nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip geplant. Bild: Partner und Partner Architekten, Berlin/Baiersbronn

Ein Sommerempfang in den auf dem IGA-Gelände errichteten Bambuswelten des Büros ZRS Architekten Ingenieure, Berlin schloss die Veranstaltung ab. Die Bambuswelten bestehen aus einem acht Meter hohen, den Prinzipien des russischen Konstruktivisten Wladimir Schuchow folgenden Turm aus dem nachwachsenden Naturbaustoff und einer Ausstellungsfläche, die von einem leichten, aus gespaltenem Bambus geflochtenem Dach geschützt wird. Auf ihr werden weltweit realisierte Bambusprojekte gezeigt, sodass die Bambuswelten am Sonntag ebenfalls zu einem Ort des Dialoges auf dem Weg zur postfossilen Konsumgesellschaft werden. 

Die Initiative «Die nachwachsende Stadt» beschäftigt sich mit Fragen der ökologischen Weiterentwicklung der Stadt mit Hilfe regenerativer Ressourcen. (Bild: Die nachwachsende Stadt)