Draußen am Fluss

Carsten Sauerbrei
29. May 2017
Aufgrund der heterogenen Umgebung schufen die Architekten einen skulptural und als Solitär wirkenden Baukörper. (Bild: Brigida González)

Eigentlich würde man eine Stadthalle im urbanen Zentrum und nicht in Suburbia vermuten. Jedoch war in der Spessart-Stadt Lohr auch schon für die alte, 1951 eingeweihte und Anfang 2007 abgerissene Stadthalle kein Platz in der historischen Altstadt. Sie befand sich, so wie jetzt auch der Neubau von Bez + Kock Architekten, Stuttgart in einem mit Gewerbegebiet, Hallenbad und Hotelgebäude städtebaulich sehr heterogenen Umfeld. Schon 2003 lagen erste Entwürfe für einen Ersatzneubau vor. Allerdings musste das Vorhaben erst zwei Bürgerentscheide überstehen, bevor 2013 mit dem Bau des 20 Millionen teuren Veranstaltungszentrums begonnen werden konnte. 

Die breite Foyertreppe, die auf die Galerieebene und zu den Saalrängen führt, richteten die Architekten auf ein großes «Mainfenster» aus. (Bild: Brigida González)

Aufgrund der peripheren Lage der neuen Stadthalle und ihres heterogenen Umfeldes entwarfen Bez + Kock Architekten einen stark skulptural geformten, Identität stiftenden Baukörper, wie die Bilder der Fotografin Brigida González zeigen. Auf Basis eines siebeneckigen, polygonalen Grundrisses entstand damit ein Gebäude, das keine Rückseite kennt und mit den präzise gesetzten Einschnitten von Eingang, Mainfenster und Saalverglasung eine bewusste Verbindung zwischen Außen und Innen schafft. Darüber hinaus nimmt der Baukörper trotz seiner Gestaltung als Solitär auch Bezüge aus der Umgebung auf. So richteten die Architekten den Gebäudeeingang zum historischen Ortskern hin aus und stellten mit einer breiten Freitreppe und bepflanzten Terrassen eine Verbindung zur Mainaue her.

Nicht nur das große «Mainfenster», auch die bepflanzten Terrassen stellen die Verbindung zur Mainaue her. (Bild: Brigida González)

Auch für die Gestaltung des Gebäudeinneren orientierten sich Bez + Kock Architekten stark an der Nähe zum Main. So läuft die großzügige Foyertreppe, die auf die Galerieebene führt, zum Beispiel auf ein großes «Mainfenster» zu. Betritt der Besucher anschließend den Großen Saal, erreicht er einen zunächst deutlich dunkleren und geschlossener wirkenden Raum als das helle, gen Himmel großzügig verglaste Foyer. Nach Osten hin öffnet sich der Saal jedoch ebenfalls mit einer großen Verglasung auf die ihm vorgelagerte Terrasse. So können Saal-Veranstaltungen auch den Außenbereich einbeziehen und Besucher von dort aus abermals den Blick gen Main genießen.

Durch die Verglasung auf der Ostseite können Veranstaltungen im Großen Saal auch die vorgelagerte Terrasse einbeziehen, von der aus auch der Blick in Richtung Main möglich ist. (Bild: Brigida González)