Berliner Hochhaus «Upper West» eröffnet

Hoch hinaus im alten Westen

Carsten Sauerbrei
10. April 2017
Mit dem 118 m hohen «Upper West» wird das Hochhaus-Ensemble am Berliner Breitscheidplatz vervollständigt. (Bild: © Motel One)

Die erste Idee des Berliner Architekten Christoph Langhof für Hochhäuser am Berliner Breitscheidplatz stammt aus dem Jahr 1994. Im Frühjahr 2013 begann dann der Bau des von ihm entworfenen und von KSP Jürgen Engel Architekten, Berlin realisierten 118 m hohen «Upper West». Im letzten Mai wurde Richtfest gefeiert und letzte Woche teilte der Hauptnutzer, die Budget-Hotelkette «Motel One» den Einzug in 19 der insgesamt 34 Etagen mit. Das Hochhaus mit dem wohlklingenden Fantasienamen und der daran anschließende, 37 m hohe Gebäuderiegel entstanden dort, wo sich von 1960 bis zum umstrittenen Abriss 2009 das nachkriegsmoderne Schimmelpfeng-Haus der Architekten Franz-Heinrich Sobotka und Gustav Müller befand.

Das Hochhaus besitzt eine berlin-typische Lochfassade; die Riegelbebauung bezieht sich dagegen auf Nachkriegsarchitektur. (Bild: © Jonas Holthaus/Ein Projekt der STRABAG Real Estate GmbH)

Den Abriss des denkmalgeschützten Schimmelpfeng-Hauses bezeichnet Christoph Langhof im Interview als notwendig für die Wiederbelebung des ehemaligen Zentrums West-Berlins, vor allem weil es als Brückengebäude die Sichtachse zur Kantstraße versperrte. Eine Neubebauung bei gleichzeitigem Erhalt des Nachkriegsbaus wäre möglich gewesen, wie städtebauliche Konzepte der Abrissgegner zeigten. Sieht man jedoch wie der Stadtraum an der Einmündung der Kantstraße in den Breitscheidplatz durch die Rückkehr zum historischen Blockrand von einem Hinterhof zu einem vollwertigen Teil der Stadt wurde, erscheint die Abrissentscheidung als richtig. 

Die Gestaltung der Hotelzimmer wirkt durch die die Ausstattung mit Designer-Möbeln und Fotografien Jim Raketes überraschend hochwertig. (Bild: © Motel One)

Langhofs Hochhaus-Idee bestand ursprünglich aus einem Ensemble von zwei Turmbauten auf blockrandbegrenzenden Sockeln. In eines der beiden von ihm vorgeschlagenen Hochhäuser, das ebenfalls 118 m hohe «Zoofenster» des Frankfurter Architekten Christoph Mäckler zog bereits Anfang 2013 das Luxushotel «Waldorf Astoria» ein. Das zweite Baufeld konnte Langhof selbst planen, wobei sich Baukörper und Fassade in einer Vielzahl von Entwurfsstadien mehrmals deutlich veränderten. Als extravagant beschreibt Langhof seinen jetzt realisierte, letzte Fassung. Diese Beschreibung des Gebäudes ist nur schwer nachzuvollziehen, angesichts der zur Zeit leider so berlin-typischen Lochfassade und der wenig hochwertig wirkenden Metallbekleidung. Andererseits passt dieses Erscheinungsbild gut zum Hauptnutzer, der Budget-Hotelkette «Motel One», genauso wie die elegant-moderne Natursteinfassade des Zoofensters zum Luxushotel «Waldorf Astoria». 

Simulation der jetzt realisierten Hochhäuser bei gleichzeitigem Erhalt des Schimmelpfeng-Hauses. (Bild: Simulation auf Initiative von "Denk mal an Berlin e.V." / CC BY-SA 3.0 DE)