Kirche Christkönig in Saarlouis umgebaut

Kita statt Kirchsaal

Carsten Sauerbrei
26. March 2018
Die markante Kirchenfassade bleibt dank des niedrigen, tiefer liegenden Erweiterungsbaus weithin sichtbar. (Bild: Sven Paustian)

Der Umbau von Gebäuden für neue Nutzungen gehört für Architekten heute zu den Standardaufgaben ihres Berufs. Wenn es sich dabei um denkmalgeschützte Bauten handelt, steigen die Anforderungen an Entwurf und Ausführung. Noch mal größeres Geschick ist gefragt, handelt es sich um Eingriffe bei einst sakralen Räumen, so wie bei der Neugestaltung der ehemaligen Kirche Christkönig in Saarlouis-Roden zur letzten Herbst eingeweihten Kindertagesstätte durch das Saarbrückener Büro FLOSUNDK.

Der neue Erweiterungsbau schließt die Lücke zwischen Kirche und Gemeindezentrum. (Bild: Sven Paustian)

Das 1966-68 vom Trierer Architekten Günther Kleinjohann errichtete und seit 2008 denkmalgeschützte Ensemble aus Kirche und Gemeindezentrum Christkönig musste schon 2010 aufgrund der schwindenden Mitgliederzahlen der katholischen Pfarrei entwidmet werden. 2012 gewannen die Saarbrücker Architekten von FLOSUNDK einen vom Bistum Trier organisierten Architekturwettbewerb zur Neunutzung des gesamten Gebäudes für eine bereits zuvor bestehende Kita. Ziel ihres Entwurfs war es laut Aussage der Architekten unter anderem, das bestehende Kirchenensembles zu würdigen, indem vorhandene Linien des Bestandes beim vorgeschlagenen Erweiterungsbau aufgenommen und dabei neue Bauteile dem Original nachgebildet werden.

Die als eingestellte, hölzerne Box ausgeführten Krippenräume befinden sich im einstigen Kirchsaal. (Bild: Sven Paustian)

Den lang gestreckten, zweigeschossigen Erweiterungsbau, der neben Küche, Speisesaal und Nebenräumen auch die Verwaltung sowie alle Gruppenräume des Kindergartens aufnimmt, platzierten FLOSUNDK seitlich vor den bestehenden, weitgehend geschlossenen Sockelgeschossen der Kirche. Damit bleibt die markante Fassade der einstigen Kirche mit ihren unterschiedlich weit geöffneten Betonfeldern sichtbar und gleichzeitig entsteht ein geschützter, nach außen abgeschlossener Spielhof. Darüber hinaus nehmen sie bestehende Baufluchten auf und schließen dadurch optisch die Lücke zwischen Gemeindezentrum und Kirche. Mit der Verwendung von weichem, sägerauem Holz als neuem Fassadenmaterial nehmen die Architekten zudem Bezug auf Bild und die Haptik des historischen Sichtbetonbaus.

Das Dach des nur eingeschossigen Einbaus kann zum Spielen aber auch für Veranstaltungen genutzt werden. (Bild: Sven Paustian)

Auch im Inneren des Gebäudes, im einstigen Kirchsaal mit eine Höhe, die der von drei Geschossen entspricht, bleibt der Blick auf die markanten, lichtdurchbrochenen Außenwände weitgehend frei. FLOSUNDK stellten mit respektvollem Abstand zum dreigeschossigen Bestand lediglich eine eingeschossige, hölzerne Box ein, die die Kinderkrippe beherbergt und deren Dach zum Spielen, aber auch für Veranstaltungen wie der Einweihungsfeier genutzt werden kann. Damit, so die Architekten, wollen sie auch die Vergänglichkeit ihrer sehr gelungen sowie spannungsreich Alt und Neu verbindenden Maßnahme zeigen.