Neues Zentralgebäude der Leuphana-Universität eingeweiht

Libeskind in Lüneburg

Carsten Sauerbrei
17. March 2017
Die Außenansicht des Neubaus zeigt einen Libeskind-typischen, zinkverkleideten, dekonstruktivistischen Gebäudekomplex. (Bild: Leuphana Universität)

Schon Libeskinds erstes Projekt, das ihm weltweite Aufmerksamkeit brachte, das Jüdische Museum in Berlin hatte sie: Die mit historischen Bezügen aufgeladene, jeden rechten Winkel vermeidende Formensprache, die auch den Lüneburger Neubau auszeichnet. Damals, 2001 war es die Lebens- und Leidensgeschichte der Berliner Juden, die Libeskind in Architektur übersetzte. Diesmal, fast 16 Jahre später soll das neue Gebäude der Strenge der benachbarten Kasernenbauten aus der NS-Zeit, die bisher den Universitätscampus bildeten, etwas Konventionensprengendes entgegen setzen. Konventionen sprengte das Bauvorhaben jedoch zunächst mit der Direktvergabe des Auftrags, was durch Libeskinds Architekturprofessur an der Leuphana ermöglicht wurde, und durch die spätere Verdopplung der Baukosten auf circa 100 Millionen Euro für gerade einmal 13.000 Quadratmeter Nutzfläche.

Der Neubau, hier im Bild mit Auditorium sowie Seminarzentrum mit Haupteingang, soll die strenge Formensprache der benachbarten, einstigen Wehrmachtskasernen aufbrechen. (Bild: Leuphana Universität)

Die Architektur wirkt vermutlich nur auf Laien unkonventionell, zitiert Libeskind sich doch wieder einmal selbst. Der neue Gebäudekomplex mit dem Namen «Zentralgebäude» fasst vier verschiedene Bauteile zu einer Großstruktur zusammen - ein siebengeschossiges Forschungs-, das zweigeschossige Studenten- und das dreigeschossige Seminarzentrum sowie das 1100 Personen fassende «Libeskind-Auditorium». Jedem Bauteil gab Libeskind eine individuelle Gestaltung - dem Auditorium mit einem sanft konvex gewölbten Dach, dem Forschungszentrum mit schräg abfallenden Außenwänden und horizontalen Fensterbändern, dem Studentenzentrum mit unregelmäßig polygonalen Fensterformen sowie dem Seminarzentrum, dem Hautpeingang, mit einer dramatisch schräg als Vordach auskragenden Decke.

An das siebengeschossige Forschungszentrum schließt sich das zweigeschossige Studentenzentrum an. (Bild: Leuphana Universität)

Funktionale Qualitäten besitzt der Neubau durchaus, glaubt man Till Briegleb, der in der Süddeutschen Zeitung seinen Eindruck eines Baus beschrieb, in dem «Lernen echt Spaß machen» könne. Zunächst protestierte der AStA der Universität jedoch anlässlich der Einweihung und Geldverschwendung für das «Prestige- und Marketingobjekt». Ob sich die Investition gelohnt hat, bleibt weiterhin umstritten. Große Aufmerksamkeit und deutschlandweites Medienecho bekam die Universität durch den im Inneren auch durchaus gelungenen Neubau auf jeden Fall, wie auch dieses Video des NDR dokumentiert.

Auch im Inneren zeigt sich die unregelmäßige Geometrie, die für Gebäude Libeskinds typisch ist, und die durch die Lichtplanung von «studio dinnebier » noch unterstützt wird. (Bild: Leuphana Universität)