Programmwettbewerb Bauakademie ohne klaren Sieger

Unentschiedene Entscheidung

Carsten Sauerbrei
11. May 2018
Das Konzept der Arbeitsgemeinschaft um hg merz setzt auf vielfältig verschränkte, hybrid und temporär genutzte Raumstrukturen. (Bild: merz merz, Berlin)

Anderthalb Jahre ist es her, dass die Bundesregierung 62 Millionen Euro bereitstellte, um die schinkelsche Bauakademie im Zentrum Berlins wiederzuerrichten. Dass die Rekonstruktion nicht unumstritten ist, zeigten die Reaktionen in der Architektur- und Kulturszene wie Ulf Meyer im 2017 Februar für German Architects berichtete. Vor allem die inhaltliche Ausgestaltung einer «Nationalen Bauakademie» solle in Foren geklärt werden, bevor die konkrete architektonische Ausgestaltung festgelegt würde, forderte die Initiative «Neue Bauakademie», wie German-Architects-Redakteurin Katinka Corts einen Monat später darlegte.

Mittlerweile herrscht weitgehend Konsens, dass ein Ausstellungs- und Akademiegebäude mit Schwerpunkt Architektur/Bauen entstehen soll. Die Debatte um dessen konkrete Ausgestaltung ist mit der vor einer Woche erfolgten Vergabe von gleich fünf gleichwertigen 1. Preisen im Programmwettbewerb, der unter dem Motto «So viel Schinkel wie möglich» stand, einen, wenn auch kleinen Schritt vorangekommen.

Die AG studioeuropa/Fopp Zaugg platziert einen skulpturalen Ziegelbaukörper im Inneren der historischen Außenhülle. (Bild: studioeuropa REINER CHILLINO ARCHITEKTEN PARTNERSCHAFT, München mit Fopp Zaugg, Zürich)

Als am besten geeignet, um das starre Korsett einer (sehr wahrscheinlich) historischen Außenhülle aufzubrechen, erscheint die Arbeit des Berliner Büros von «hg merz architekten museumsgestalter», die hybride und temporäre Nutzungs- und Raumstrukturen im Gebäudeinneren sowie eine starke lokale und globale Vernetzung der Institution vorschlagen. Mit dem Team um «hg merz» und der Arbeit von «studioeuropa, München und Fopp Zaugg, Zürich» erinnern gleich zwei Preisträger an die Geschichte des Bauplatzes, indem sie mit baulichen Interventionen die Dimensionen des einst dort befindlichen DDR-Außenministeriums erlebbar werden lassen.

Das Berliner Team von Dreher-Architekt bezieht die Bauphase gleichberechtigt in das Programmkonzept ein. (Bild: DREHER - ARCHITEKT, Berlin)

Die Arbeit von studioeuropa und Fopp Zaugg hält bewusst Distanz zu einer möglichen Fassadenrekonstruktion, indem das Team einen neuen, abstrakt skulpturalen Ziegelbaukörper mit deutlichem Abstand in die historische Außenhülle einstellt. Erfrischend unkonventionell interpretieren auch die Mitglieder des Berliner Teams von «Dreher-Architekt» die Aufgabenstellung. Sie begreifen den Bauprozess als gleichwertigen Teil der Programmatik und schaffen damit – jedenfalls während der Bauphase - eine spannende Verbindung von Performance und Ausstellung.

Ulrich Müller und AFF Architekten favorisieren eine Kombination aus historischen Originalbauteilen und neuer Bausubstanz anstelle einer Rekonstruktion. (Bild: Ulrich Müller - Architektur Galerie Berlin mit AFF Architekten, Berlin)

Auch die Berliner Arbeitsgemeinschaft von Ulrich Müller, Inhaber der Architektur Galerie Berlin, und dem Berliner Büro AFF Architekten, leisten Widerstand gegen eine Vorfestlegung auf eine Fassadenrekonstruktion, indem sie stattdessen die Kombination von erhaltenen Originalteilen und neuer Bausubstanz als «Bricolage» vorschlagen. Am konventionellsten von allen fünf Preisträgern wirkt der Vorschlag von «Limited Edition Architecture – Beate Engelhorn, Berlin», die mit öffentlichen Nutzungen das Erdgeschoss als «Aktivzone» zur Vernetzung mit dem Stadtraum nutzen wollen.

Limited Edition Architecture gestalten mit öffentlichen Nutzungen das Erdgeschoss als Aktivzone. (Bild: Limited Edition Architecture, Berlin)