Neues Büro- und Fabrikgebäude für 3D-Druck

Ungewöhnliche Oberflächen

Carsten Sauerbrei
25. April 2017
Eine zweigeschossige Fertigungshalle und ein siebengeschossiger Büroturm wurden Anfang April am Firmenhauptsitz der FIT AG im oberpfälzischen Lupburg eingeweiht. (Bild: Petra Kellner)

«Architektur + Innenarchitektur aus einem Guss», so lautet der Begrüßungsslogan des Pilsacher Büros «Berschneider + Berschneider Architekten BDA + Innenarchitekten BDIA» auf der Begrüßungsseite ihres Internetauftritts. Der Slogan passt nicht nur zu dem jetzt fertiggestellten Ensemble, sondern auch zu den Produkten des Bauherrn, der FIT AG, einem Spezialisten für 3D- Druck, auch additive Fertigung genannt. Für 20 Millionen Euro entstand innerhalb nur knapp eines Jahres am Firmenhauptsitz der FIT AG eine zweigeschossige Fertigungshalle und ein siebengeschossiger Büroturm als erster Bauabschnitt eines von Berschneider + Berschneider entwickelten Masterplans, der drei weitere Verwaltungsgebäude mit je fünf Geschossen vorsieht. 

Anodisierte, mit unterschiedlich dichten Lochungen versehene Edelstahltafeln bilden die Fassade des Bürogebäudes. (Bild: Petra Kellner)

«Ungewöhnliche Oberflächen, die zur innovativen Firmenphilosophie passen» sei das Leitthema für die Gestaltung des neuen Büroturm gewesen, so die Architekten in der Pressemitteilung zur Einweihung des Gebäudes. Tatsächlich weckt das Farbenspiel der zwischen Grün, Gelb und Golden changierenden Metallfassade sowie ihre weitgehende Geschlossenheit, nur unterbrochen von zwei goldfarben gefassten Einschnitte für Chefetage und Versammlungsraum im oberen Bereich, schon von Weitem die Neugier. Die je nach Tages- und Sonnenlicht sowie bei unterschiedlichen Temperaturen immer wieder unterschiedlichen Farben erzeugten die Architekten durch das Anodisieren der Fassadentafeln aus Edelstahl. Weitgehend geschlossen gestalteten sie die Fassade, um die Einsicht in das Gebäude aus Sicherheitsaspekten zu verhindern und gleichzeitig Sonnenschutz und damit blendfreies Arbeiten zu garantieren. Damit an den Arbeitsplätzen dennoch genügend Tageslicht vorhanden ist, versahen sie die Fassadentafeln per Laser mit unterschiedlich dichten Lochungen, deren Muster aus übereinander gelegten Stabgitterblechen entstand. 

Lichtleisten, gespachtelte Oberflächen und schwarze, versetzt in den Raum springende Besprechungserker zeugen vom Gestaltungswillen der Architekten und Innenarchitekten. (Bild: Petra Kellner)

Auch im Inneren erscheint das Bürogebäude auffällig intensiv durchgestaltet. Nicht nur im konisch sich nach oben verjüngenden, über alle Geschosse reichenden Atrium mit seinen gespachtelten Oberflächen, Lichtleisten in den Ecken und den schwarzen, in den Raum springenden Besprechungserkern, sondern auch im Empfangsbereich, der schon von Außen durch die golden gefasste, großzügige Verglasung markiert wird. Auch die Sanitärräume beeindrucken durch Lichtdecken mit Metallzylindern und Wasserhähnen, die als Unikate und additiv gefertigte Bauteile die Möglichkeiten des 3D-Drucks demonstrieren sollen. Angenehm schlichter und dennoch lebendig strukturiert erscheint dagegen die mit Stegplatten aus Polycarbonat bekleidete Fertigungshalle, dieses insgesamt außergewöhnlichen Gewerbeensembles. 

Die per 3D-Druck gefertigten Wasserhähne stammen aus der Produktion des Bauherrn und sollen die Möglichkeiten additiver Fertigung demonstrieren. (Bild: Petra Kellner)