Der «Dicke Bus» in den Swarovski Kristallwelten

Würstelessen mit Erwin Wurm

Jochen Paul
25. April 2017
(Bild: Swarovski Kristallwelten)

Jüngster Neuzugang auf dem 7,5 Hektar großen Park ist Erwin Wurms «Dicker Bus», ein Mix aus Skulptur und Würstelbude. Zwar war mit dem «Curry Bus» ein Vorläufer davon bereits im Rahmen seiner Ausstellung «Erwin Wurm. Fichte» von März bis September 2015 vor dem Kunstmuseum Wolfsburg zu sehen. Weil die Installation in Wattens aber dauerhaft gastronomisch genutzt werden soll, brauchte es dafür eine Stehhöhe von 2,50 Metern – und damit einen kompletten Neuaufbau. Der benötigte am Ende neun statt der ursprünglich geplanten drei Monate, über die Kosten schweigt sich der Künstler aus. 

Als Basis diente Erwin Wurm ein VW «T2» – als Lieblingsvehikel der Surfer, Hippies und Hipster seit den 1970er Jahren ein Lifestyle-Statement. Um auf die erforderliche Stehhöhe zu kommen, bekam der Bus einen erhöhten Dachaufbau nach dem Vorbild der «Camper»-Modelle von Westfalia. Den Rest besorgten Styropor, Polyesterharz und viel Handarbeit. Zu guter Letzt wurde der «Dicke Bus» foliert, und zwar nicht in dem von Swarovski gewünschten «Kremser Gelb», sondern in «Dijonsenf-Gelb», darauf legt Österreichs derzeit gefragtester Künstler – Erwin Wurm vertritt zusammen mit Brigitte Kowanz die Alpenrepublik auf der diesjährigen Biennale di Venezia –Wert. So viel Unabhängigkeit gegenüber dem Auftraggeber muss sein; dafür gestaltete Erwin Wurm als «Zusatzkunstwerke» auch die Stehtische.

Herausgekommen ist eine Installation in der Tradition seiner «Fat Cars», mit denen Erwin Wurm berühmt geworden ist: Autos, die deutlich aus der Form geraten sind. Für ihn ist der übergewichtige Bus samt Anhänger einerseits ein Statement zu den Themen Schlankheitswahn, Ernährung und Konsum; andererseits sieht Erwin Wurm «Zu- und Abnehmen generell als bildhauerische Vorgänge». Für den Luxusgüterkonzern Swarovski ist der «Dicke Bus» eine Gratwanderung. Nicht die erste: Auch Sylvie Fleury thematisiert in ihre Arbeit «Yes to All» die Konsumorientierung der modernen Gesellschaft.

Serviert wurden die Hot-Dogs dann allerdings in der Kristallbar – bei 11 °C Außentemperatur spielte der Tiroler Frühling Anfang April noch nicht ganz mit.

(Bild: Swarovski Kristallwelten)
(Bild: Jochen Paul)