Aufwertung der Stadtsilhouette

Peter Petz, Lederer Ragnarsdóttir Oei
16. March 2016
Lageplan (Zeichnung: Lederer Ragnarsdóttir Oei)
In Plochingen soll ein Musikzentrum realisiert werden. Welche Ausgangs-Situation haben Sie vorgefunden?

Genau die gleiche Situation wie alle andere Teilnehmer an dem Verfahren. Die Lage des Grundstücks in der Stadt Plochingen ist sehr verkehrsgünstig. Im Norden eine Erschließungsstraße, im Süden die Bahngleise, im Westen der Bahnhof mit einem Omnibusbahnhof. Außerdem ist die Stadt optimal an das Fernstraßennetz angebunden. Zwischen Industriegebiet im Norden und der südlichen Gleisanlagen wird eine Lineare Bebauung zur Aufwertung der Stadtsilhouette angestrebt. Die Aufgabe war es das Kulturgebäude in einem spannenden Dialog zur Umgebung zu planen.  

Ansichten Nord und Süd (Zeichnung: Lederer Ragnarsdóttir Oei)
Können Sie uns durch das Musikzentrum führen, als ob es schon fertiggestellt wäre?

Das Gebäude ist aus den Rahmenbedingungen des Ortes entstanden. Um angemessene Freiräume zu schaffen haben wir uns für ein autarkes Gebäudeensemble bestehend aus zwei verbundenen Bauteilen entschieden. In einem Haus wird gewohnt in dem anderen gearbeitet. Dazwischen ist der zentrale räumlich gefasste Freiraum mit einem einzigen großen Baum in der Mitte. In diesem geschützten „Zwischenraum“ werden Gäste und Besucher der Akademie empfangen. Hier befinden sich die beiden Eingänge. Alle Funktionen sind konsequent und flexibel angeordnet. Im Erdgeschoss des größeren Hauses sind alle Musikräume ebenerdig zu erreichen. Darüber liegen die notwendigen administrativen Räume mit der gewünschten Aufteilung in unterschiedliche Arbeitsbereiche. Im obersten Geschoss sind die Seminarräume mit direkter Anbindung an die gemeinsame Mensa. Über dem großen Saal sehen wir eine Erweiterung des Speisesaals in Form einer Dachterrasse vor. Von dort aus besteht ein wunderbarer Blick in die weite Landschaft. Im Erdgeschoss des Wohnhauses sind Bibliothek, Stube und Freizeitraum jederzeit nutzbar ohne andere Funktionen der Akademie zu beeinträchtigen. Diesen Gemeinschaftsräumen haben wir zusätzlich einen weiteren Freiraum im Westen der Anlage zugeordnet.

Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Lederer Ragnarsdóttir Oei)
Grundriss Obergeschosse und Untergeschoss (Zeichnung: Lederer Ragnarsdóttir Oei)
Längsschnitt (Zeichnung: Lederer Ragnarsdóttir Oei)
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Eine klare Ausbildung der baulichen Kante zwischen dem heterogenen Industriegebiet im Norden und den südlich angrenzenden Bahngleisen wird von der Stadt aus angestrebt. Deshalb haben wir die Bauflucht entlang der Eisenbahnstraße aufgenommen während das Gebäude im Süden zur Gunsten der Parkplätze entlang der Bahngleise zurückspringt. Das Wechselspiel einer offenen Bebauung und begrünten Freiflächen konnten wir intensivieren, indem wir die Baumasse in zwei Gebäude aufteilten. Eine Perlenkette von rhythmisch gesetzten Stadtbausteinen soll langfristig einen starken Stadtrand bilden und dem Ortsteil ein neues Gesicht verleihen.

Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?

Auch hier haben wir uns von dem Umfeld inspirieren lassen. Die früheren Bauten entlang der Gleisanlage dienten der Zweckmäßigkeit des Ortes. Bahnhöfe, Lagerhallen und Werkstätte aus Backstein haben früher die Umgebung geprägt. Um der heterogenen industriellen Bebauung im Norden ein neues Gesicht zu verleihen bedarf es einer hochwertigeren Ausführung der Fassaden. Rötlicher Backstein ist ein prädestiniertes Material um die Stimmung an dem Ort aufzufangen und um die Geschichte zu manifestieren. 

Detail (Zeichnung: Lederer Ragnarsdóttir Oei)
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Wir werden uns zeitnah mit den Bauwilligen treffen. Wenn die menschliche Komponente zwischen allen Beteiligten stimmt, wird es uns gemeinsam gelingen das Projekt zügig zu realisieren.

Modell (Foto: Béla Berec)
Neubau Musikzentrum Baden-Württemberg, Plochingen
Einladungswettbewerb

Jury
Beatrice Soltys Vors. | Bernardo Bader | Prof. Peter Cheret | Heinrich Degelo | Prof. Peter Krebs | Elke Reichel | Rudolf Köberle | Frank Buß | Bruno Seitz | Harald Eßig | René Schuh

1. Preis
Lederer, Ragnarsdóttir, Oei, Stuttgart

2. Preis
Klumpp + Klumpp Architekten, Stuttgart

3. Preis
Broghammer Jana Wohlleber, Zimmern ob Rottweil

4. Preis
Schulz und Schulz, Leipzig