Gemeinsame Mitte

6. July 2016
Eingang Hofseite mit Mensa und gemeinsamer Agora (Visualisierung: Behnisch Architekten)
Die Stadt Filderstadt will das Schulareal im süd-westlichen Bereich des Stadtteils Bernhausen neu strukturieren und mit einer Gemeinschaftsschule ergänzen. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?

Das Wettbewerbsgebiet ist geprägt durch ein heterogenes Umfeld. Viele Großformen wie Rechteck, Quadrat und Kreis sind hier präsent. Auch waren gewisse Einschränkungen erkennbar, die Ort und Form des Baukörpers beeinflusst haben, so die Verbindung zur bestehenden Fleinsbachschule, die erhalten bleibt, sowie neue Erweiterungsflächen. Die Gotthard-Müller-Schule wird durch einen Neubau ersetzt, kann jedoch erst nach Fertigstellung der Baumaßnahmen abgerissen werden.

Lageplan (Zeichnung: Behnisch Architekten)
Wie kamen Sie zum neuen Baukörper? Welche Freiraumqualitäten sehen Sie vor?

Aus den vorgenannten Rahmenbedingungen ergab sich der Ort, aus dem Programm und unserer Vorstellung eines freien Lern- und Lehrraumes haben sich Form und Gestalt des Entwurfes entwickelt. Davon ausgehend, dass Lehre mehr ist als die reine Vermittlung von Fakten, sondern auch den Gemeinsinn, die gesellschaftlichen und kulturellen Fähigkeiten mitbildet, dürfen wir keine Häuser schaffen, deren Erscheinung und Raumgefühl nur pragmatische und rationale Aspekte vermittelt. Der Innen- und Außenraum ist fließend, gliedert fast nebenbei die Bereiche für die Altersstufen und schafft mit der Agora ein Zentrum für alle Schülerinnen und Schüler.

Lernhäuser, rechterhand Erlebnisraum mit gemeinschaftlichen Angeboten (Zeichnung: Behnisch Architekten)
Nutzungsverteilung (Zeichnung: Behnisch Architekten)
Wie organisieren Sie den Neubau und die Schnittstellen zur Fleinsbachschule?

Der Neubau ist nach Lehrkonzept in Lerncluster gegliedert. Die verschiedenen Funktionen und Altersstufen sind so untergebracht, dass der Gedanke des Gemeinsamen im Vordergrund steht, aber nicht erzwungen wird.
Die Fleinsbachschule ist mit dem Neubau über die gemeinsame Agora verbunden, und auch innenräumlich entsteht zwischen Agora und neuem Foyer eine umfassende Raumanbindung. Das vorhandene Geländegefälle erlaubt eine solche räumliche Situation.

Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Behnisch Architekten)
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Uns scheint beim Bauen für künftige Generationen generell eine sich am Lehren und Lernen orientierende räumliche und formale Sprache angemessen. Die Ausprägung des Rationalen, Pragmatischen, die mathematische Erfassbarkeit der Architektur der letzten Jahrzehnte hat wenig Spielerisches geschaffen.
Wie können wir künftigen Generationen eine offene, positive Einstellung zu unserer sich verändernden Gesellschaft, zu den noch unbekannten künftigen Möglichkeiten vermitteln in einer durch geometrische Enge und strenge Regularien geprägten gebauten Umwelt? So war es unser Ziel, fließende Baukörper, fließende Raumabfolgen, eine fließende Landschaft mit inhaltlicher und nicht mit technisch-rationaler Prägung zu schaffen.

Ansicht (Zeichnung: Behnisch Architekten)
Schnitt (Zeichnung: Behnisch Architekten)
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?

Für eine klare Ausformulierung des Materiellen scheint es noch etwas früh. Erste Gedanken sind, wie im Wettbewerb angedacht, gekennzeichnet durch eine Verantwortung für unsere Umwelt und wo möglich eher der Idee der Authentizität folgend als einem Konzept mit verkleideten und versteckten Oberflächen.

Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Gemäß der Auslobung und den Zielen des Bauherrn soll der Fertigstellungstermin im Herbst 2019 sein. Schulbauten sind in ihrer Umsetzung ja immer mitbestimmt durch die Rhythmen des Schuljahres. Aus heutiger Sicht ist der gewünschte Termin realistisch.

Modell (Foto: Behnisch Architekten)
Weiterentwicklung des Schulareals Bernhausen
Beschränkter Realisierungswettbewerb, dreistufig

Auslober/Bauherr: Stadt Filderstadt, Filderstadt
Betreuer: Drees & Sommer GmbH, Frankfurt am Main

1. Preis
Architekt: Behnisch Architekten, Stuttgart, München, Boston

2.Preis
Architekt: Harter + Kanzler Freie Architekten BDA, Freiburg im Breisgau

3. Preis
Architekt: Broghammer Jana Wohlleber, Zimmern ob Rottweil