Auffällig schlicht

Thoma. Lay. Buchler. Architekten
20. August 2014
Gemeindehaus als Teil des Geländes (Foto: Olaf Herzog)
 
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Ein großer Reiz in der Bauaufgabe war die Integration eines zusätzlichen Gebäudes – dem Gemeindehaus – in ein intaktes und eigentlich vollständiges Ensemble aus Kirche, Pfarrhaus und Topographie. Ziel war es diese reizvolle Situation zu erhalten und trotzdem den Raum für intensive Gemeindearbeit zu schaffen.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Der Hügel, auf welchem die Kirche und das Pfarrhaus stehen, ist durch eine Vielzahl von alten Geländemauern umgeben und geformt. Die Idee war, dass sich das neue Gemeindehaus mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie die alten Mauern in den Hang integriert und somit Bestandteil der Topographie wird. Eine weitere Absicht war die naturbelassene Umgebung aus Obstbäumen und Sträucher weitestgehend zu belassen und die Besucher quasi in diese Natur „hineinzuführen“.

Eingang zum Gemeindehaus (Foto: Olaf Herzog)
Raue Fassade aus Handformziegel (Foto: Olaf Herzog) 
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das neue Gemeindehaus ordnet sich bewusst der historischen, denkmalgeschützten Kirche unter und wird Teil der Topografie. Die Zielsetzung war das die Kirche nicht durch das neue Gemeindehaus verdeckt und somit versteckt wird.

Foyer mit offenen Säälen und dem Gefühl „Man sitzt zwischen den Bäumen und Sträuchern (Foto: Olaf Herzog)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Die Arbeit ist das Ergebnis eines Gutachterverfahrens, welches durch die Bauherrin, die Evangelischen Kirche durchgeführt wurde. Die Entwurfsabsicht aus dem Gutachterverfahren wurde in seiner Qualität erkannt und nahezu ohne Veränderungen umgesetzt. Das Gebäude wurde selbstverständlich im Laufe der Umsetzung durch die spezifischen Wünsche der Bauherren und Nutzer verfeinert.

Die Sitzbank im Gelände ist Teil des Gebäudes (Foto: Olaf Herzog)
Gemeindehaus aus der Ferne betrachtet (Foto: Olaf Herzog)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Das Projekt wurde nahezu unverändert zum Ergebnis des Gutachterverfahrens umgesetzt. Zur Optimierung der Abläufe im Gebäude wurde lediglich eine innere Verbindung zum bestehenden historischen Pfarrhaus hergestellt.

Inwiefern findet sich die „Handschrift des Büros“ im Gebäude wieder?

Wenn man hier von einer „Handschrift“ sprechen möchte dann ist es die ständige Suche nach der idealen Lösung für den Ort, die Bauherren und die Bauaufgabe und diese kann bei jeder Bauaufgabe vollkommen unterschiedlich aussehen.

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Hier kann ich ganz klar auf das Fassadenmaterial verweisen – ein Verblendmauerwerk aus Handformziegel. Das Verblendmauerwerk des Gebäudes schafft durch seine bewusste Rauigkeit, Farbe und Haptik eine starke Verbindung zu der historischen Kirche, dem Pfarrhaus und vor allem zu den alten Geländemauern. Das Verblendmauerwerk findet eine unerwartet große Akzeptanz der Besucher; es begeistert so sehr wie wir es bei anderen, vermeintlich „neuen, innovativen“ Materialien noch nicht erlebt haben.

Lageplan (Zeichnung: Thoma.Lay.Buchler. Architekten)
 
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Thoma.Lay.Buchler. Architekten)
 
Grundriss Sockelgeschoss (Zeichnung: Thoma.Lay.Buchler. Architekten)
Schnitt (Zeichnung: Thoma.Lay.Buchler. Architekten)
Evangelisches Gemeindehaus Brombach 
2013
Mulsowstraße 32
79541 Lörrach-Brombach
 
Auftragsart
Auftrag aus einem gewonnenen Gutachterverfahren
 
Bauherrschaft
Evangelische Kirchengemeinde Brombach

Architektur
THOMA.LAY.BUCHLER.ARCHITEKTEN Partnerschaft, Freie Architekten BDA, Stuttgart
Mitarbeit: Jürgen Eckert Freier Architekt, örtliche Bauleitung
 
Fachplaner
Statik: Ingenieurbüro Norbert Barbisch, Schönau
HLS: Ingenieurbüro Bühler, Rheinfelden
Elektro: Issler-ETEC, Grenzach-Wyhlen
Bauphysik: Pannach und Pannach GmbH, Rümmingen
Brandschutz: DEKRA Testing & Inspection GmbH, Karlsruhe
Bodengutachter: ngenieurgruppe Geotechnik GbR, Kirchzarten
 
Energiestandard
annähernd Passivhausstandard
 
Gebäudevolumen
1.700 m³
 
Kubikmeterpreis
882 €/m³
 
Bruttogeschossfläche
452 m²
 
Gesamtkosten
1.500.000 € (KG 200-700) brutto
(incl. Arbeiten am Bestand)
 
Auszeichnung
Hugo-Häring-Auszeichnung 2014
 
Fotos
Olaf Herzog