Archäologisches Zentrum

Blockrandsolitär

5. September 2012

Archäologisches Zentrum
2012

Geschwister-Scholl-Straße 6
10117 Berlin

Bauherr
Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Berlin

Architekt
Harris + Kurrle Architekten
Stuttgart

Projektleiter
Volker Kurrle

TGA-HLS
Paul & Winkler Beratende Ingenieure
Berlin

TGA-ELT
KMS GmbH
Berlin

Tragwerksplanung
GuD Planungsgesellschaft
Berlin

Gebäudeleittechnik
c.a.e.s.a.r. Ingenieure
Berlin

Landschaftsarchitektur
Koeber Landschaftsarchitektur
Stuttgart

Rohbau
BATEG Ingenieurbau GmbH

Glasfassade
MF Fassadentechnik

Klinkerfassade
Fa. Hagemeister
DUDA Bauunternehmung
 
Trockenbau
Giese Trockenbau
 
Lamellendecken
Durlum GmbH

Stahlbau
Fittkau GmbH

Bruttogeschossfläche
11.700 m²

Baukosten
ca. 31.200.000 Euro
(KG 300+400)

Fotografie
Werner Huthmacher

Blick vom Viadukt im Süden auf das Archäologische Zentrum. Der die Zugänge und den Vorbereich abgrenzende Zaun soll nicht bleiben, denn die Neuordnung dieses Areals ist noch nicht abgeschlossen.

Mit dem Masterplan für die Berliner Museumsinsel wurde beschlossen, auf dem ehemaligen Kasernenareal gegenüber des Bode-Museums wissenschaftliche Einrichtungen zusammenzulegen. Restaurierungswerkstätten, Studiensammlungen, Archive und wissenschaftlichen Verwaltungen der auf der Museumsinsel beheimateten archäologischen Sammlungen sowie eine zentrale öffentliche Fachbibliothek für Archäologie wurden hier zusam-mengeführt. Zum Archäologischen Zentrum gehört neben dem Neubau ein benachbarter Altbau; beide Häuser sind über einen unterirdischen Zugang miteinander verbunden. Auf dem siegreichen städtebaulichen Entwurf von Auer und Weber von 2005 basierend, hat das Stuttgarter Büro Harris + Kurrle Architekten 2007 den Wettbewerb für den Neubau gewonnen, der nun Ende Oktober eröffnet werden wird. Die Erweiterung des Bode-Museums, die im Südosten des Areals geplant ist, fehlt freilich noch. Und so verdeutlicht vorerst nur ein Blick auf den Lageplan, der den angestrebten Zustand zeigt, wie das Archäologische Zentrum, bestehend aus zwei ineinander gesteckten Quadern, der eine drei-, der andere fünfgeschossig, städtebaulich zu verstehen ist. Mit Neubauten im Südosten bildet der längere, etwas schmalere der beiden Baukörper eine Gasse. Sie führt zur einen Seite über die Monbijoubrücke zum Bode-Museum, zur anderen Seite auf einen Platz. Auf diesen Platz richtet sich der zweite, höhere und kürzere Baukörper aus, fasst ihn mit der Kraft eines Solitärs. In der Architektursprache sind die Bezüge zur benachbarten, 2009 eröffneten Bibliothek zu erkennen: Auch beim Archäologische Zentrum sind die Fassaden zum öffentlichen Raum mit hochformatigen, zweigeschossigen Lichtschlitzen rhythmisiert. Andere formale Anleihen leiten die Architekten über die Nutzung ab: Aus der Monumentalarchitektur ägyptischer Tempel, deren archaischer skulpturaler Kraft, erklärt sich die zum Platz weitgehend geschlossene Fassade, auch die erdbraune Farbe des Ziegels ist so begründet, sie bildet mit den Nachbargebäuden ein stimmiges Spektrum.

Die Zweiteilung des Baukörpers wurde geschickt so gelöst, dass nach Süden, dort wo einmal ein Platz vorgesehen ist, sich das Gebäude wie ein Solitär zeigt. Die geschlossene Fassade wird über Anleihen an ägyptische Monumentalarchitektur verständlich.

Der formalen Zweiteilung entspricht die funktionale: Während der höhere Bau durch Studiensammlung, Bibliothek, Magazine und Archive, teilweise mit aufwändiger Spezialtechnik versehen, als Speicher verstanden werden kann, ist der andere dem Arbeiten zugeordnet: Hier sind die Werkstätten, Labore nach Norden, die Verwaltungsräume nach Süden untergebracht; weitere Archive finden sich hier im Erdgeschoss. Ein innenliegender Hof kann für Pausen genauso wie von den Werkstätten, beispielsweise für Steinarbeiten, genutzt werden. Die auf diesen Innenhof gerichtete Lochfassade kommt allerdings etwas arg trocken daher. Das Ergebnis der Verknüpfung von städtebaulicher Gestalt mit funktionalen Überlegungen sind unkomplizierte, selbstverständliche Grundrisse, die bereits im Juryurteil gelobt wurden.

Hell, präzise, einfach: Treppenhaus, Foyer und Haupteingang am Schnittpunkt der beiden Baukörper.

Beide Baukörper werden miteinander über das große, teilweise über mehrere Geschosse geöffnete Foyer mit Empfang und Treppenhaus verbunden, das in den ersten beiden Ebenen über die gesamte Tiefe reicht und sich über eine Glasfront zum Platz öffnet. Erschließung und Raum für Veranstaltungen sind hier zusammengeführt; der zwar robuste, aber in elegantem Weiß gehaltene Ausbau entspricht dieser Doppelnutzung. Auch sonst ist im Gebäude darauf geachtet worden, mit wenigen, farblich zurückhaltenden Materialien, dafür aber in präzisen Details zu arbeiten. Nun steht also an, die Museumsinsel weiter zu komplettieren, die Neuordnung der Museumshöfe soll durch eine Erweiterung des Bode-Museums vervollständigt werden, in das die Alten Meister der Gemäldegalerie vom Kulturforum ziehen sollen. Darüber aber erst einmal wieder gestritten. Die Gelassenheit, mit der das Archäologische Zentrum auf den Ausgang dieses Streits zu warten scheint, würde wohl auch dem Streit selbst gut tun.
Christian Holl

Lageplan des vom Masterplan vorgesehenen Endzustands
Grundrisse EG und UG; Schnitt
Grundrisse 1. – 4. OG (2. und 4. OG links)

Archäologisches Zentrum
2012

Geschwister-Scholl-Straße 6
10117 Berlin

Bauherr
Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Berlin

Architekt
Harris + Kurrle Architekten
Stuttgart

Projektleiter
Volker Kurrle

TGA-HLS
Paul & Winkler Beratende Ingenieure
Berlin

TGA-ELT
KMS GmbH
Berlin

Tragwerksplanung
GuD Planungsgesellschaft
Berlin

Gebäudeleittechnik
c.a.e.s.a.r. Ingenieure
Berlin

Landschaftsarchitektur
Koeber Landschaftsarchitektur
Stuttgart

Rohbau
BATEG Ingenieurbau GmbH

Glasfassade
MF Fassadentechnik

Klinkerfassade
Fa. Hagemeister
DUDA Bauunternehmung
 
Trockenbau
Giese Trockenbau
 
Lamellendecken
Durlum GmbH

Stahlbau
Fittkau GmbH

Bruttogeschossfläche
11.700 m²

Baukosten
ca. 31.200.000 Euro
(KG 300+400)

Fotografie
Werner Huthmacher