Kita auf dem Luo Campus

Bunt wird’s von alleine

2. November 2011

Kita auf dem Luo Campus
2011

Darmstadt

Auftraggeber
Stiftung „Sag’ Ja zum Kind“ +
Stadt Darmstadt

Architektur
dbn-parc Architekten
Darmstadt

Projektleitung
Nicole Pfoser

Bauleitung
Prof. Frank Dierks
Darmstadt

Tragwerksplanung
S.A.N. – Stöffler Ashry Neujahr
Darmstadt

TGA
Waldemar Paulus, VDI & Partner
Hanau

Kunst am Bau
Anna Ferrandes

Firmen
Ludwig Hammer GmbH
H.Meyer Bau-GmbH
STAHLBAU HENNES GMBH
Wulf & Berger GmbH
Jürgen Dost Zimmerei
Kaim & Ehrhardt GmbH
BOTT Begrünungssysteme GmbH
KaLaN-Bau GmbH
Lindner Elektrotechnik
Elektro-Adelmann GmbH & Co. KG
Steinbeck Baudekoration GmbH
KUNZ Einrichtungen
Entedimension Einrichtungen GmbH
planlicht GmbH & Co.KG
TroubleShooter. Media
Frank Meißner, GaLaBau
Botanischer Garten der TU Darmstadt

Bruttogeschossfläche
1.655 m²

Baukosten
Brutto 3.9 Mio. €
einschließlich Ausstattung, Betriebsmaterialien, Freianlagen und Baunebenkosten

Fotografie
Nicole Pfoser (1, 4)
Michael Bender (2, 3)

Die Nordfassade der Kita verändert sich mit den Jahreszeiten, denn der Wein klettert während des Sommers in die Höhe, die Blätter ändern ihre Färbung.

Die Kita auf dem LuO-Campus in Darmstadt – eine Krippe und ein Kindergarten für 90 Kinder – sieht von außen wenig spektakulär aus. Das Gebäude erstreckt sich als langer, annähernd rechtwinkliger Baukörper auf dem schmalen Grundstück, die Fassade ist nach Osten, Süden und Westen mit Holz bekleidet. Die Nordfassade öffnet sich über große Fensterbänder zum angrenzenden Schulhof, so dass die Innenräume mit sehr angenehmem, weil gedämpftem Nordlicht versorgt werden. Das Rankgerüst für die Weinpflanzen zeichnet den Verlauf der dahinterliegenden schrägen Fassadenstützen nach, die das Haus in der Horizontalen aussteifen. Dass der Wein derart gut gedeiht – in nur einem Sommer sind erste Triebe bis zum Dach hinaufgewachsen – liegt zum einen daran, dass die Wurzeln Kontakt zum Erdreich haben, und dass der Boden zum anderen über die Holzstäbe mit reichlich Wasser versorgt wird. Diese speichern große Mengen Feuchtigkeit und geben sie an die Erde ab.

Die Gruppenräume sind in dieser Kita nur so groß, wie es den Richtwerten entsprechend verlangt wird. Denn wer toben und rennen will, hat in der Aktionshalle mehr als genug Platz dafür.

Spannend wird es – nicht nur für die Kinder an ihrem ersten Tag – wenn man die Kita betritt. Denn die Architektin hat die Grundrisse aus Sicht der kleinen Gäste und der großen Mitarbeiter konzipiert, was an vielen Details und den großen Bewegungsflächen sichtbar wird.
Diese Aktionshalle ist in beiden Geschossen den Gruppenräumen vorgelagert und nimmt rund drei Viertel der Gebäudelänge ein. Für viele Kinder eröffnet sich die ungewohnte Freiheit, ihrem Bedürfnis nach Bewegung nachkommen zu können. Es kann also durchaus auch einmal laut werden, wenn Bobbycar-Rennen oder Wettläufe abgehalten werden. Platz für leisere, ruhigere Aktivitäten bieten die sogenannten Gruppenwohnungen, die sich mittels einer verglasten Schiebewand von der großen Halle abtrennen oder bei Bedarf auch vollständig öffnen lassen. Rechts und links davon schließen sich jeweils ein Lager, ein Schlafraum und das Badezimmer mit Toiletten an. So haben die Mitarbeiter die Kleinen immer im Blick, niemand entschwindet über einen langen Flur in ein abgelegenes WC. Auf die Wickeltische können die Krippenkinder, so sie denn wollen, über eine kleine Treppe selbst klettern. Der Tausch der Windel wird zu einem kleinen Erlebnis.

Von der Bewegungsfläche aus schauen Kinder und Erzieher auf die benachbarten Gebäude. Von den Gruppenräumen und vom Bistro aus kann der Blick ins Grüne schweifen.

Auch im gemeinsam genutzten Bistro im Erdgeschoss und in den Treppenhäusern warten pfiffige Details, die den Erziehern ihre Arbeit erleichtern und die Kinder auf spielerische Art lernen lassen. So ist auf die Setzstufen des einen Treppenlaufs das Alphabet gemalt, im anderen Treppenhaus klettern gemeinsam mit den Kindern die Zahlen in die Höhe.
Im Bistro musste der Boden wegen eines alten, dicht am Gebäude stehenden Baums um 30 Zentimeter angehoben werden. Diese Höhendifferenz nutzte die Architektin, um an der Kante die Küchentheke zu platzieren, die auf der Bedienseite mit 90 Zentimeter nun hoch genug ist für die Erwachsenen, es den Kindern auf der anderen Seite mit 60 Zentimetern erlaubt, sich das Essen selbst zu holen oder sogar schon beim Zubereiten zu helfen.

Der Sichtbeton hatte nicht die Qualität, die sich die Architektin erhofft hatte. Deshalb wurde eine Künstlerin engagiert, die aus der Not eine Tugend und aus der Kita ein großes Wimmelbuch gemacht hat.

Leben ist genug in der Bude, weshalb sich die Architektin für eine Architektur entschieden hat, die Ruhe ausstrahlt. Sichtbar wird dies in den wenigen, farblich dezenten Materialien, die in dieser Kita verwendet worden sind: hauptsächlich Birke multiplex und Sichtbeton. Aus dem hellen Sperrholz fertigte ein Schreiner aus der Umgebung alle Möbel, wie Einbauschränke, Garderoben und die Schiebewände. Die Radien an den Kanten wurden alle einheitlich auf zehn Millimeter festgelegt, wenngleich die Norm je nach Alter der Kinder und Nutzung des Raums verschiedene Maße zulässt. Das sparte Geld und ermöglichte es, keine Möbel von der Stange aufstellen zu müssen, die unter Umständen einen Cocktail giftiger Stoffe ausgasen. Wo andernorts viel über Nachhaltigkeit geredet und oftmals wenig getan wird, haben Architektin, Bauleiter und Handwerker bei diesem Gebäude im wahrsten Sinne des Wortes saubere Arbeit geleistet.
Simone Hübener

Lageplan
Erdgeschoss
Obergeschoss

Kita auf dem Luo Campus
2011

Darmstadt

Auftraggeber
Stiftung „Sag’ Ja zum Kind“ +
Stadt Darmstadt

Architektur
dbn-parc Architekten
Darmstadt

Projektleitung
Nicole Pfoser

Bauleitung
Prof. Frank Dierks
Darmstadt

Tragwerksplanung
S.A.N. – Stöffler Ashry Neujahr
Darmstadt

TGA
Waldemar Paulus, VDI & Partner
Hanau

Kunst am Bau
Anna Ferrandes

Firmen
Ludwig Hammer GmbH
H.Meyer Bau-GmbH
STAHLBAU HENNES GMBH
Wulf & Berger GmbH
Jürgen Dost Zimmerei
Kaim & Ehrhardt GmbH
BOTT Begrünungssysteme GmbH
KaLaN-Bau GmbH
Lindner Elektrotechnik
Elektro-Adelmann GmbH & Co. KG
Steinbeck Baudekoration GmbH
KUNZ Einrichtungen
Entedimension Einrichtungen GmbH
planlicht GmbH & Co.KG
TroubleShooter. Media
Frank Meißner, GaLaBau
Botanischer Garten der TU Darmstadt

Bruttogeschossfläche
1.655 m²

Baukosten
Brutto 3.9 Mio. €
einschließlich Ausstattung, Betriebsmaterialien, Freianlagen und Baunebenkosten

Fotografie
Nicole Pfoser (1, 4)
Michael Bender (2, 3)