Akademie der Bildenen Künste Nürnberg

Campus im Grünen

11. February 2015


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Archiv «Bau der Woche»

Erweiterung der Akademie der Bildenen Künste Nürnberg
2013

Bingstraße 60
90480 Nürnberg

Nutzung
Bildungsbau, Erweiterung Hochschulgebäude

Auftragsart
Objektplanung (HOAI) nach Wettbewerbsgewinn (Juli 2009)

Bauherrschaft
Freistaat Bayern/staatl. Bauamt Erlangen-Nürnberg

Architektur
Hascher Jehle Architektur, Berlin
Michael Meier, Peter Edlinger, Maximillian Porzelt

Fachplaner
Landschaftsarchitekt: Weidinger Landschaftsarchitekten, Berlin
Tragwerk: IB Dr. Kreutz und Partner, Nürnberg
HLSK: IB Pinck GmbH, Hamburg
ELT: IB Coplan AG, Eggenfelden
Bauphysik: Messinger+Schwarz BIG mbH, Nürnberg
Lichtplanung: Peter Andres, ber. Ing. für Lichtplanung, Hamburg

Bauleitung
Leitwerk, Peter Weis, Augsburg

Ausführende Firmen
Sichtbeton: Moezer GmbH, Lichtenau
Stahlbau: Perthel Stahlbau, Bad Lobenstein
Metallbau: Theodor Vorndran Metallbau, Kleinwenkheim
Dach: Refa Dachbau, Freiberg
Putz/Innenausbau: Insel Stuckgeschäft; Britting Stuck, Speikern
Metallbau: Löhner Metallbau, Naila

Hersteller  
Stahltüren: HÖRMANN Verkaufsgesellschaft
Trockenbau: knauf
Fassade: SCHÜCO
Fußbodenbeschichtung: BASF Bautechnik
Sichtbetonschalung: doka
Deckenstrahlplatten: SUNLINE Deckenstrahlungsheizungen
Sonnenschutz: slidetec
Verdunkelungsrollos: WAREMA Renkhoff SE
Hella arabella Sonnenschutztechnik
Pflaster-Beläge: EHL

CAD
Vectorworks

Energiestandard
Unterschreitung der EnEV 2009 um 15%

Gebäudevolumen
14.752 m³

Bruttogeschossfläche
2890 m²

Kubikmeterpreis
433,84 €/m³

Gebäudekosten
ca. 6.400.00 €

Gesamtkosten
ca. 9.800.000 €

Auszeichnung
Ernst A. Plischke Preis 2014, Anerkennung, Oktober 2014, Wien

Fotos
Svenja Bockhop, Berlin

Der Kommunikationspavillon zeigt sich an der Straße unter der zusammenhängenden Dachlandschaft und flankiert das Entrée

Katinka Corts: Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Rainer Hascher: Sep Ruf, einer der bedeutendsten Architekten der Nachkriegsmoderne, hat die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg 1952-54 als lockere Abfolge von vier Patio-Pavillons in einem Wald nahe des Nürnberger Tierparks errichtet. Diese denkmalgeschützte Anlage galt es behutsam zu erweitern. In Analogie zu der Architektur von Sep Ruf ist das Gebäude in drei getrennte, rechteckige eingeschossige Pavillons gegliedert, die unter einer zusammenhängenden Dachlandschaft positioniert sind.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
In respektvollem Abstand zu den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden arrondiert der neue Erweiterungsbau das Gesamtareal und schafft mit einer selbstverständlichen und ruhigen architektonischen Ausformulierung den neuen «Akademie-Campus» der Akademie der Bildenden Künste. Der Neubau fördert dadurch nicht nur die Kommunikation unter den einzelnen Fachgebieten, sondern rückt auch den Außenraum als identitätsstiftendes Landschaftsbild stärker ins Zentrum der Anlage.

Der neue Hauptzugang auf den Akademiecampus gibt den Blick in die umliegende Parklandschaft frei
Raumhohe Glasfassaden stellen visuelle Bezüge zum Innenhof her und erlauben einen Überblick über das Geschehen im gesamten Pavillon

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?
Entlang der Bingstraße entsteht ein langgestreckter, eingeschossiger Baukörper, der mit seinen Öffnungen und dem darüber «schwebenden» Dach im Kontext zu den Bestandsgebäuden steht. Das gibt, einen ersten Eindruck vom gesamten Gebäudekomplex und macht den
Passanten neugierig auf die künstlerischen Tätigkeiten der Akademie. Der Neubau bildet dabei
keine Barriere, sondern schafft mit seiner Lage auf dem Grundstück eine einladende Geste für Durch- und Einblicke.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Der Entwurf wurde in enger Abstimmung mit den Nutzern entwickelt – wichtig war für diese vor allem auch ein kommunikatives Konzept mit Orten der informellen Begegnung. Das Zentrum der neuen Anlage bildet der sogenannte «Kommunikationspavillon» mit Caféteria, großem Malsaal, Bilderlager und Multifunktionsraum. Die Caféteria öffnet sich zum öffentlichen Raum und wirkt mit der verglasten Gebäudeecke wie das «Schaufenster» der Akademie. Als Treffpunkt von Künstlern und Anwohnern, an dem auch kleine Ausstellungen und Events stattfinden können, wird das Café zu einem öffentlichen Forum. Der Multifunktionsraum bietet Platz für Vorträge und künstlerische Darbietungen; mit einer Bühnenanlage ausgestattet kann er für öffentliche Veranstaltungen der Akademie genutzt werden.

Der langgestreckte, eingeschossige Baukörper steht parallel zum Bestandsbau und fügt sich in den grünen Außenraum harmonisch ein. Dieser wurde durch den neu entstandenen Campus als identitätsstiftendes Merkmal der Akademie gestärkt.
Der Werkstattcharakter der Atelierräume schafft für die Studenten eine flexible Arbeitswelt

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Ja, vor allem neue, energetische Anforderungen beeinflussten die Konstruktion und die Gestalt. Der hohe Verglasungsanteil der Pavillons aus den 1950er-Jahren bringt extreme Kältebrücken im Profilbereich mit sich und konnte so nicht beibehalten werden. Der Grundsatz für die heutige gebäudetechnische Planung ist eine Primärenergie sparende, ökologisch nachhaltige und nutzerfreundliche Konzeption, welche einen geringen Energiebedarf und reduzierte Betriebskosten sichert. Aufgrund der guten Wärmedämmung und der luftdichten Gebäudehülle ist der Wärmebedarf des Gebäudes sehr gering und die Räume können CO₂-neutral durch den Einsatz von Biomasse in einem Holzpelletkessel geheizt werden. Im Sommer verhindert der vorgelagerte Sonnenschutz ein Überhitzen der Räume, so dass eine künstliche, mechanische Kühlung nicht notwendig ist. Zusätzlich fungieren die massiven Decken und Wände als thermische Speichermasse.

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Die gewählte Materialität unterstützt den Werkstattcharakter des Neubaus. Sichtbetonflächen wechseln sich mit Glasflächen und geschlossenen Stahl-Blech-Elementen ab, sie bilden die robuste, äußere Hülle des Gebäudes. Durch die beweglichen Schiebeelemente aus Streckmetall, die den Glasfassaden als Sonnenschutz vorgelagert sind, verändert sich das Erscheinungsbild der Fassade je nach Stellung der Sonnenschutzelemente. So setzt sich der Neubau in seiner Materialität und Oberflächenbeschaffenheit bewusst von den Ruf'schen Bauten ab und erlangt eine architektonische Eigenständigkeit, die auch einer Grenzbebauung entlang der Straße sinnvoll entspricht. So formen die neuen Baukörper auf der gegenüberliegenden Seite die bauliche Abgrenzung des Campus zum öffentlichen Straßenraum.

Der Multifunktionsraum wird durch die Sheddächer von Norden blendfrei belichtet.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Ja, vor allem neue, energetische Anforderungen beeinflussten die Konstruktion und die Gestalt. Der hohe Verglasungsanteil der Pavillons aus den 50er Jahren mit seinen extremen Kältebrücken im Profilbereich konnte so aufgrund des Paradigmenwechsels in energetischen Fragen nicht weitergeführt werden. Der Grundsatz für die heutige gebäudetechnische Planung ist eine Primärenergie sparende, ökologisch nachhaltige und nutzerfreundliche Konzeption, welche einen geringen Energiebedarf und reduzierte Betriebskosten sichert. Aufgrund der guten Wärmedämmung und der luftdichten Gebäudehülle ist der Wärmebedarf des Gebäudes sehr gering und die Räume können CO₂-neutral durch den Einsatz von Biomasse in einem Holzpelletkessel geheizt werden. Im Sommer verhindert der vorgelagerte Sonnenschutz ein Überhitzen der Räume, so dass eine künstliche, mechanische Kühlung nicht notwendig ist. Zusätzlich fungieren die massiven Decken und Wände als thermische Speichermasse; tagsüber speichern sie die solaren Wärmeeinträge und nachts kühlen sie durch ein geregeltes Öffnen der Fenster wieder ab. Diese Nachtkühlung ermöglicht eine effiziente und ökologische Temperierung des Gebäudes.

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Die gewählte Materialität unterstützt den Werkstattcharakter des Neubaus. Sichtbetonflächen wechseln sich mit Glasflächen und geschlossenen Stahl-Blech-Elementen ab und die bilden robuste, äußere Hülle des Gebäudes. Durch die beweglichen Schiebeelemente aus Streckmetall, die den Glasfassaden als Sonnenschutz vorgelagert sind, verändert sich das Erscheinungsbild der Fassade je nach Stellung der Sonnenschutzelemente. So setzt sich der Neubau in seiner Materialität und Oberflächenbeschaffenheit bewusst von den Ruf'schen Bauten ab und erlangt eine architektonische Eigenständigkeit, die auch einer Grenzbebauung entlang der Straße sinnvoll entspricht; denn die neuen Baukörper setzen ja nicht einfach die Pavillonreihe von Ruf in der Waldlichtung fort, sondern formen auf der gegenüberliegenden Seite die bauliche Abgrenzung des Campus zum öffentlichen Straßenraum.

Die offenen Innenhöfe funktionieren als räumliche Zwischenzonen und werden von den Studenten als attraktive Aufenthaltsräume genutzt.
Bei Dunkelheit zeigt sich der Bau als offenes Werkstattgebäude und erlaubt den Passanten immer wieder Einblicke in das künstlerische Schaffen auf dem Akademiegelände
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Längsschnitt


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Erweiterung der Akademie der Bildenen Künste Nürnberg
2013

Bingstraße 60
90480 Nürnberg

Nutzung
Bildungsbau, Erweiterung Hochschulgebäude

Auftragsart
Objektplanung (HOAI) nach Wettbewerbsgewinn (Juli 2009)

Bauherrschaft
Freistaat Bayern/staatl. Bauamt Erlangen-Nürnberg

Architektur
Hascher Jehle Architektur, Berlin
Michael Meier, Peter Edlinger, Maximillian Porzelt

Fachplaner
Landschaftsarchitekt: Weidinger Landschaftsarchitekten, Berlin
Tragwerk: IB Dr. Kreutz und Partner, Nürnberg
HLSK: IB Pinck GmbH, Hamburg
ELT: IB Coplan AG, Eggenfelden
Bauphysik: Messinger+Schwarz BIG mbH, Nürnberg
Lichtplanung: Peter Andres, ber. Ing. für Lichtplanung, Hamburg

Bauleitung
Leitwerk, Peter Weis, Augsburg

Ausführende Firmen
Sichtbeton: Moezer GmbH, Lichtenau
Stahlbau: Perthel Stahlbau, Bad Lobenstein
Metallbau: Theodor Vorndran Metallbau, Kleinwenkheim
Dach: Refa Dachbau, Freiberg
Putz/Innenausbau: Insel Stuckgeschäft; Britting Stuck, Speikern
Metallbau: Löhner Metallbau, Naila

Hersteller  
Stahltüren: HÖRMANN Verkaufsgesellschaft
Trockenbau: knauf
Fassade: SCHÜCO
Fußbodenbeschichtung: BASF Bautechnik
Sichtbetonschalung: doka
Deckenstrahlplatten: SUNLINE Deckenstrahlungsheizungen
Sonnenschutz: slidetec
Verdunkelungsrollos: WAREMA Renkhoff SE
Hella arabella Sonnenschutztechnik
Pflaster-Beläge: EHL

CAD
Vectorworks

Energiestandard
Unterschreitung der EnEV 2009 um 15%

Gebäudevolumen
14.752 m³

Bruttogeschossfläche
2890 m²

Kubikmeterpreis
433,84 €/m³

Gebäudekosten
ca. 6.400.00 €

Gesamtkosten
ca. 9.800.000 €

Auszeichnung
Ernst A. Plischke Preis 2014, Anerkennung, Oktober 2014, Wien

Fotos
Svenja Bockhop, Berlin