Jardin temporaire am Stahlhof

Ein Garten auf Zeit

5. June 2013

Jardin temporaire am Stahlhof
2012

Belval

Bauherr
Agora Société de développment

Architekten
Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten
Eichstätt

Projektleiter
Stephanie Hackl

Gesamtfläche
6.000 qm

Ausführung
Kempf + Partner S.A.
Remerschen

Baukosten
125.000 Euro

Fotos
Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten

Trockenmauern aus Abbruchmaterialien umfassen die beiden Ulmenfelder. Im Hintergrund die Gebäude der Dexia-BIL.

120 Fußballfelder groß ist das städtebauliche Entwicklungsgebiet Belval, eine ehemalige Stahlindustriefläche im Süden Luxemburgs. Die Konversion zum Stadtquartier für 7.000 Einwohner und 20.000 Arbeitsplätze begann 2006 und dauert noch an; Neubauten und Baustellen prägen das Quartier. Inmitten des Areals liegt ein Baufeld aus eigentumsrechtlichen Gründen bis voraussichtlich 2015 brach, die angrenzenden Bürogebäude und öffentlichen Räume werden aber bereits genutzt. Damit die zentrale Fläche nicht weiterhin als Abstell- und Müllsammelfläche diene, schufen die Landschaftsarchitekten Hackl Hofmann aus Eichstätt einen "Jardin temporaire", einen "Garten auf Zeit", der das Quartier während der Bauphase aufwertet und zum Aufenthalt einlädt.

Die Großbäume mit Stammumfängen von 60 bis 80 Zentimeter finden in dem erhöhten Rasenbeet ausreichend Fläche für Wurzelballen und Verankerung

Die Planer konnten den Garten kostengünstig umsetzten. Sie nutzten anfallende Abbruchsteine der Großbaustelle, die – geschüttet oder lose eingebaut – später leicht rückzubauen sind. Ferner pflanzten sie Großbäume, die bereits im Besitz des Eigentümers waren und einen einstweiligen Standort brauchten. Ein Vorteil für einen Garten, der sich nicht erst über Jahre entwickeln kann. Ursprünglich sollte der Garten nicht begehbar sein, allein die visuelle Wirkung sollte verhindern, dass hier wieder ein Baustellenlager entsteht. Doch nachdem entschieden worden war, dass auch Bürocontainer integriert werden sollten, lag es nahe, von dieser Konzeption abzurücken und den Aufenthalt im Senkgarten zu ermöglichen.

Farbige Materialien prägen das Baufeld, das viereinhalb Meter unter den angrenzenden Niveaus liegt. 18 Säulenulmen besetzen als längliches Baumfeld die Gartenmitte. Gefasst von Trockenmauern – Bruchsteine aus Beton und Schlacke – stehen die Bäume in einem erhöhten Rasenbeet, das ausreichend Wurzelraum auch ohne zusätzlichen Pflanzlochaushub schafft.

Schlackequader strukturieren die Gartenfläche und verhindern, dass wild geparkt wird oder die Fläche als Baustellenlager genutzt wird.

Ulmenlaub und Rasen bilden einen lichtgrünen Kontrast zum umgebenden dunkelgrauen Schlackesplitt, der flächig den Raum des Gartens markiert. Ein schmales Band aus rotem Glassplitt am Fuß der Trockenmauern verstärkt die Wirkung aus kontrastierenden Farben. Das Rot nimmt die Farbe der angrenzenden Baukörper der Dexia-Bank auf, die auf dem Baufeld eine Bauoption bis 2015 hat. Das rotgrüne Farbenspiel setzt sich an den Randbepflanzungen des Gartens fort: auf den Böschungen mit flächigen Sedumpflanzungen, die sich im Sommer bei Wassermangel rötlich färben, an der temporären Spritzbetonwand im Norden mit Wildem Wein, dessen grüner Blattaustrieb in sich im Herbst scharlachrot färbt. Heckenbänder aus rotrindigen Weiden (Salis purpurea 'nana') begrenzen den Garten hin zu den offenen Straßenflächen und zum Quartiersplatz Stahlhof. Großformatige Schlackequader und Solitärgräser belegen die Gartenfläche in einem weiten Raster. Sie geben Parkplatznischen vor und schützen vor wildem Parken oder Lagern. Geogitter unter den Splittflächen festigen den Aufbau im Fahrbereich.

Grundriss. Bürocontainer belegen Teile des Gartenraums. Deren Mieter nutzen die Anlage als Vorbereich, Pausenfläche und zum Parken.

Obwohl der Garten beliebt ist, fehlen die Fürsprecher, die ihn davor schützen, dass einem der immer wiederkehrenden Wünsche nachgegeben wird, diese Fläche auf andere Weise zu nutzen – etwa als Baustelleneinrichtungen. Derzeit ist er das einzige vom Baubetrieb unbenutzte Baufeld innerhalb der Großbaustelle Belval – ungewiss, wie lange noch.
Heike Vossen

Schnitt West-Ost Die mit Wildem Wein berankte Stützwand steht nur temporär. Das aktuelle Gartenniveau ist zugleich zukünftiges Kellerniveau der Neubebauung und wird später aufgefüllt.

Jardin temporaire am Stahlhof
2012

Belval

Bauherr
Agora Société de développment

Architekten
Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten
Eichstätt

Projektleiter
Stephanie Hackl

Gesamtfläche
6.000 qm

Ausführung
Kempf + Partner S.A.
Remerschen

Baukosten
125.000 Euro

Fotos
Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten