Neugestaltung Drachenfelsplateau Königswinter

Kubus statt Koloss

19. June 2013

Neugestaltung Drachenfelsplateau Königswinter
2013

Königswinter

Bauherr
WWG Königswinter
Königswinter

Architekten
POOL 2 Architekten
Tore Pape
Kassel

Projektleiter
Tore Pape

Projektsteuerung
Dr. rer. nat. Ägidius Strack
Rösrath

Landschaftsarchitektur
Plandrei Landschaftsarchitekten
Erfurt

Bauleitung
5b Bau- und Projektmanagement
Bonn

Tragwerk
Reitz + Pristl
Kassel

TGA
SKIBAK Ingenieurgesellschaft mbH
Herne

Licht
LichtKunstLicht
Bonn

Rohbau
Fa.Weyer
Meckenheim

Architekturbeton-Fertigteile
Hemmerlein
Bodenwöhr

Abbruch
Stricker
Dortmund

Fassade
Trube und Kings
Uersfeld

Einrichtung
Formcontact
Bornheim

Fotografie
Dirk Krüll (1, 2)
Klaus Göhring (3, 4)

Ein Großteil der Nebenräume befindet sich von außen unsichtbar unterhalb des Aussichtsplateaus.

Wenn man Fotografien des Drachenfelsplateaus aus der Zeit zwischen den 1970er Jahren und 2010 sieht (eine davon finden Sie weiter unten), traut man seinen Augen kaum. Vor dem harmonisch proportionierten Haus aus den 1930er Jahren war in den 70er Jahren ein riesiger Betonbau mit einem großen Restaurant errichtet worden. Er nahm fast die ganze Freifläche des Plateaus ein. Da auch das Restaurant nicht mehr ausgelastet war, sollte sich an der baulichen Situation etwas ändern.

Dazu wurde ein eingeladener Wettbewerb mit 23 Teams ausgelobt, die unter anderem folgende Vorgaben zu erfüllen hatten: Neudefinition und -gestaltung des öffentlichen Raumes auf dem Drachenfelsplateau und Wiederherstellung der Sichtbeziehungen auf den Drachenfels, in das Siebengebirge und in das Rheintal. Bei diesem Wettbewerb erhielten Pool 2 Architekten aus Kassel und Plandrei Landschaftsarchitekten aus Erfurt zwar „nur“ einen Zuschlag. Da sich ihr Konzept aber als das wirtschaftlichste herausstellte, durften sie am Ende bauen. Wie sich aus heutiger Sicht zeigt, war diese Entscheidung ein Glücksfall.

Wie aus dem Bilderbuch ist der Blick vom Drachenfelsplateau hinunter ins Rheintal, auf das Siebengebirge oder in Richtung des Horizonts.

Der kubische Baukörper fügt sich zurückhaltend in das Ensemble mit dem ebenfalls von Pool 2 Architekten sanierten 30er-Jahre-Bau und der Burgruine ein und gibt durch seine kompakte Bauform den Blick in alle Richtungen möglichst frei. Der Keller des 70er-Jahre-Gebäudes dient als Basis für den Neubau und das neue Plateau. Auf einem Teil des Kellers ließen die Architekten den Kubus errichten, der niedriger ist als 30er-Jahre-Bau und sich diesem somit deutlich unterordnet. Dazu tragen auch der Architekturbeton und die großen Glasflächen bei.
In der unteren Ebene nimmt er einen Imbiss, einen Shop sowie einen Teil der Nebenräume auf, in der darüberliegenden Etage ein schickes Restaurant. Es ist innen genauso schlicht und einfach wie außen, denn der Reiz dieses Restaurants ist ohne Zweifel der Blick in die umgebende Natur. Um bei der Beleuchtung dem Tierschutz gerecht zu werden, wählten die Architekten Lampen, die nur auf die Tische und nicht auch noch direkt nach außen strahlen. So halten Insekten die Lampen nicht für die Sonne. An den großen Glasfassaden scheiden sich im Hinblick auf den erwarteten oder auch nur möglichen Vogelschlag allerdings die Geister. Behelfsmäßig aufgeklebte Streifen sollen aus Sicht des BUND verhindern, dass – wie von ihnen erwartet – zahlreiche Vögel gegen die Scheiben fliegen. Ganz nachzuvollziehen ist die Klage des BUND nicht, entschieden sich Bauherr und Architekt doch extra für ein teures und spezielles Vogelschutzglas. Bis eine endgültige Entscheidung gefallen ist, wird allerdings noch einige Zeit vergehen.

Das Drachenfelsplateau aus der Vogelperspektive: im Hintergrund die denkmalgeschützte Burgruine, vorne das ebenfalls denkmalgeschützte Gebäude aus den 1930er Jahren und der Neubau, der am 2. Juni 2013 eingeweiht wurde.
Zahlreiche Gebäude der 1970er Jahre sind – entgegen der Meinung vieler – zweifelsohne erhaltenswert. Der Abriss des Betonbaus auf dem Drachenfelsplateau war dagegen richtig.

Der neuen Gestaltung des Drachenfelsplateaus kann diese Kleinigkeit nichts anhaben, denn neben dem neuen Kubus tragen auch die Außenanlagen zum gelungenen Gesamtensemble bei. Südöstlich des Neubaus errichteten die Architekten eine kleine, feine Bergstation für die Zahnradbahn, die den wartenden Fahrgästen nun auch Schutz vor Regen und Sonne bietet. Zum Tal hin lädt eine große Freifläche mit ihren langen Sitzstufen zum Verweilen, Ausruhen und Vespern ein. Die farbige Differenzierung der Stufen im Vergleich zum Bodenbelag erleichtert sehbehinderten Menschen die Orientierung, wenngleich die Schleppstufen für sie nicht ideal sind. Darüber hinaus integrierten die Planer in den Bodenbelag ein taktiles Leitsystem, der Bauherr ließ zwei ertastbare Modelle der Gesamtanlage aufstellen. Auch Rollstuhlfahrer oder ältere Menschen mit Rollatoren erreichen beide Gebäude nun ohne Probleme. Fast unsichtbar modellierten die Planer die Zwischenpodeste in den Weg, der entlang der Umfassungsmauer von der Station der Zahnradbahn zum Restauranteingang hinaufführt. Bei einem solch ansprechenden und inklusiven Ergebnis nimmt es nicht wunder, dass bereits am Eröffnungstag bis zu 2.000 Besucher gleichzeitig die Gebäude begutachten und den wiedergewonnen Ausblick genossen haben.
Simone Hübener

Lageplan
Grundriss Kellergeschoss
Grundriss Souterraingeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Längsschnitt

Neugestaltung Drachenfelsplateau Königswinter
2013

Königswinter

Bauherr
WWG Königswinter
Königswinter

Architekten
POOL 2 Architekten
Tore Pape
Kassel

Projektleiter
Tore Pape

Projektsteuerung
Dr. rer. nat. Ägidius Strack
Rösrath

Landschaftsarchitektur
Plandrei Landschaftsarchitekten
Erfurt

Bauleitung
5b Bau- und Projektmanagement
Bonn

Tragwerk
Reitz + Pristl
Kassel

TGA
SKIBAK Ingenieurgesellschaft mbH
Herne

Licht
LichtKunstLicht
Bonn

Rohbau
Fa.Weyer
Meckenheim

Architekturbeton-Fertigteile
Hemmerlein
Bodenwöhr

Abbruch
Stricker
Dortmund

Fassade
Trube und Kings
Uersfeld

Einrichtung
Formcontact
Bornheim

Fotografie
Dirk Krüll (1, 2)
Klaus Göhring (3, 4)