Katholische Kirche St. Andreas

Öffnende Helligkeit

5. February 2014

Katholische Kirche St. Andreas
Innenraumgestaltung mit Ausstattung und Lichtkonzeption
2013

Weinstadt-Endersbach

Bauherr
Katholische Kirchengemeinde St. Andreas
Weinstadt

Architekten
Architekturbüro Stocker BDA
Remshalden

Mitarbeit
David Diorio
Beate Kloss-Nitzschke

Tragwerkplanung
Ingenieurbüro Bauer
Schorndorf

Elektro
Friedl
Kernen i.R.

Orgelbau, Gestaltung & Ausführung
Thomas Jann Orgelbau
Laberweinting

Tischler
Bochinger & Schall GbR
Engelsbrand

Bronzeguß
Strassacker
Süßen

Kunstschmied
Schneider Ribnitzky
Essingen

Schlosser
Axel Werth
Weinstadt

Kunstverglasung
V. Saile GmbH
Stuttgart

Naturstein Steinmetzarbeiten I
Ulrich Natursteine
Korb

Naturstein Bodenbelag II
Jooß Bau- und Naturstein
Aalen

Kirchenmaler
Wrba
Cham

Putz, & Malerarbeiten
Batzler & Sohn
Kernen i.R.

Gerüstbau
Ligeba Gerüstbau
Uhingen

Rohbau
Martin Österle Bauunternehmen
Remshalden

Fugenschnitt
Steiner Diamanttechnik
Schorndorf

Heizung
infera
Veringenstadt

Vergoldung
Die Vergolder
Frickenhausen

Nutzfläche
625 qm

Fotografie
Dietmar Strauß

Der Altarraum wurde durch neue Elemente behutsam von den Unstimmigkeiten befreit, die die Umstellungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil mit sich gebracht hatten. Der ursprüngliche Charakter wurde wiedergewonnen.

Das Remstal ist ein immer noch ländlich geprägter Teil Stuttgarter Peripherie, allen Wachstums zum Trotz. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wuchsen mit Flüchtlingen und Zuwanderern katholische Gemeinden, denen neue Kirchen gebaut wurden. Für eine unter ihnen hat 1954 Philipp Olkus in Weinstadt-Endersbach die Kirche St. Andreas entworfen. Die Konzentration des Architekten galt bei dieser für den Ort immer noch großen Kirche dem Innenraum – von außen hielt Olkus sie äußerst nüchtern. Trotz der auch im Innern zurückhaltenden Gestaltung war der Kirchenraum von einer ausgewogenen Raumproportion und einer sorgfältigen Lichtführung geprägt – alte Bilder vermitteln einen bei aller Sparsamkeit feierlichen Eindruck. Die fast fragil anmutende Einheit war allerdings im Laufe der Jahre verloren gegangen. Die Bänke waren dunkler gestrichen worden, andere, lediglich nach unten gerichtete Lampen haben die anfangs in alle Richtung strahlenden ersetzt, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil durchgeführte Änderungen und eine Überarbeitung des Altarbilds taten ein Übriges: der Glanz, der von der Leichtigkeit der 1950er Jahre ausgegangen war, war stumpf geworden.

Blick zur Rückwand mit Empore und neuer Orgel. Auffallend ist die asymmetrische Raumkonzeption, mitverantwortlich für die bauzeittypische Leichtigkeit.

Mit sehr viel Sensibilität haben Florian Stocker und seine Mitarbeiter nun dafür gesorgt, dass die öffnende Helligkeit wieder zu einem Charakteristikum des Kirchenraums geworden ist. Ein heller Boden aus fossilienreichem, regionalem Kalkstein, neue, weiß lasierte Kirchenbänke, eine frischer Anstrich und ein neues Lichtkonzept haben dies bewirkt. Der Raum wirkt in seiner umfassenden hellen Fassung nun wieder leicht und ermunternd, ohne die Materialist insbesondere der Wände, hervorgehoben durch die von Anfang an unterschiedlich gestalteten Oberflächen, negieren zu müssen. Die Helligkeit wird so erhebend und feierlich, ohne den Bezug zum Alltag aufzugeben; Florian Stocker spricht von „schwebender Schwere“. Die Beleuchtung kann gedimmt werden, sie kann rundum abstrahlend eingesetzt werden, aber auch gezielt auf die Decke oder nach unten gerichtet werden. So lässt sich dem Anlass und der liturgischen Dramaturgie entsprechend die Lichtstimmung im Raum verändern.

Unter dem Empore wurde in der Mittelachse der neue Taufstein aus Jurakalkstein mit einer Schale aus getriebenem Messing platziert. Die neuen Einbauten rechts und links sowie ein neues Beleuchtungskonzept heben die Kirchenfenster hervor.

Auch räumlich wurden behutsame, aber maßgebliche Änderungen vorgenommen: Ein neuer Taufstein aus Muschelkalk mit einer in Blattgold gefassten Weihwasserschale steht nun in der Mittelachse des Hauptschiffes an der Nord-, der Eingangsseite, unter der Empore. Statt der Beichtstühle wurden auf der einen Seite der Rückwand ein Abstellraum, auf der linken ein Beichtraum eingestellt. Die dadurch gerahmten Farbglasfenster in der Mitte der Nordwand wirken, als seien sie neu eingesetzt worden.

Bilder der Kirche vor der Sanierung.

Und schließlich hatte das Büro die Gelegenheit bekommen, auch einige der liturgischen Geräte neu zu entwerfen. Der Altartisch konnte mit einem neuen Mittelsockel von der Wuchtigkeit befreit werden, die er durch seine geänderte Stellung im Raum nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erhalten hatte; ein als Tragekreuz nutzbares Kruzufix und Kerzenständer aus Stahl und Bronze fügen sich in den Raumeindruck ein. Für das Kreuz hat Florian Stocker einen die romanische Tradition aufgreifenden Christus Triumphans, keinen Schmerzensmann, sondern einen Weltenherrscher entworfen, der die wieder gewonnene Konzentration des Raumes nicht dominieren muss, um ihn ihr zu regieren. Feierliche Gelassenheit braucht keinen dominanten Herrscher.  ch

Lageplan
Grundriss
Schnitt
Schnitt durch die neu entworfenen Kirchenbänke, die auf Bequemlichkeit getestet wurden. Eine Filzauflage wärmt, die Bänke selbst sind aus Weißtanne-Halbstämmen gefräst worden.

Katholische Kirche St. Andreas
Innenraumgestaltung mit Ausstattung und Lichtkonzeption
2013

Weinstadt-Endersbach

Bauherr
Katholische Kirchengemeinde St. Andreas
Weinstadt

Architekten
Architekturbüro Stocker BDA
Remshalden

Mitarbeit
David Diorio
Beate Kloss-Nitzschke

Tragwerkplanung
Ingenieurbüro Bauer
Schorndorf

Elektro
Friedl
Kernen i.R.

Orgelbau, Gestaltung & Ausführung
Thomas Jann Orgelbau
Laberweinting

Tischler
Bochinger & Schall GbR
Engelsbrand

Bronzeguß
Strassacker
Süßen

Kunstschmied
Schneider Ribnitzky
Essingen

Schlosser
Axel Werth
Weinstadt

Kunstverglasung
V. Saile GmbH
Stuttgart

Naturstein Steinmetzarbeiten I
Ulrich Natursteine
Korb

Naturstein Bodenbelag II
Jooß Bau- und Naturstein
Aalen

Kirchenmaler
Wrba
Cham

Putz, & Malerarbeiten
Batzler & Sohn
Kernen i.R.

Gerüstbau
Ligeba Gerüstbau
Uhingen

Rohbau
Martin Österle Bauunternehmen
Remshalden

Fugenschnitt
Steiner Diamanttechnik
Schorndorf

Heizung
infera
Veringenstadt

Vergoldung
Die Vergolder
Frickenhausen

Nutzfläche
625 qm

Fotografie
Dietmar Strauß