Kemenate an der Hagenbrücke

Reaktivierung

29. July 2015


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Archiv «Bau der Woche»

Kemenate an der Hagenbrücke
2015

Hagenbrücke 5
38100 Braunschweig

Nutzung
Ausstellung

Auftragsart
Direktauftrag

Bauherrschaft
Karin und Joachim Prüsse Stiftung

Architektur
O.M. Architekten BDA, Braunschweig
Rainer Ottinger, Simone Böhler, Claus Schwing

Fachplaner
TGA-Planung: André Voermanek Beratender Ingenieur, Braunschweig
Statiker: Martens + Puller, Braunschweig
Lichtplanung: Fahlke & Dettmer, Neustadt

Ausführende Firmen
Zimmermann: Barnstorf Brandes, Evessen; Metallbauer: Metallbau Klauender, Braunschweig; Rohbauarbeiten: Bau Service Meler, Braunschweig; Stahlbauarbeiten: Schlosserei Härthe, Braunschweig; Gärtnerarbeiten: Geitelder Baumschule, Braunschweig; Bearbeitung Cortenstahl: Hans Kreis, Braunschweig; Cortenstahl: Case‐it Transportgehäuse, Braunschweig; Tischlerarbeiten: Jens Berger, Erkerode; Natursteinarbeiten: Zeising D., Uehrde; Konservierung der Wandmalereien: Konservierungswerkstatt für Wandmalerei und Stein, Meine

Gebäudevolumen
830 m³

Bruttogeschossfläche
266 m²

Kubikmeterpreis
875 €/m³

Gesamtkosten
730.000 € brutto

Gebäudekosten
550.000 € brutto

Fotos
Andreas Bormann

Das mittelalterliche Haus in der Hagenbrücke 5 wird umfasst von einem dreistöckigen Gewerbebau aus jüngerer Entstehungszeit.

Thomas Geuder: Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Rainer Ottinger: Die im Mittelalter errichtete und unter Denkmalschutz stehende Kemenate ist ein steinernes Gebäude, das kernbauzeitlich an ein Fachwerkensemble angebaut war und den Bewohnern Sicherheit gab. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Vorderhaus zerstört und so die städtebauliche Situation verändert. Auf engstem Raum, mitten in der Innenstadt, bestand die Aufgabe nun darin, eines der ältesten weltlichen Gebäude Braunschweigs zu reaktivieren.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Vor rund acht Jahren haben wir in Braunschweig die Jakob Kemenate umgebaut und erweitert. Rückblicken kann man sagen, dass dieses Projekt ein großer Erfolg ist. Städtebaulich hat es das dortige Umfeld erheblich aufgewertet, architektonisch haben wir zahlreiche nationale und internationale Preise und Auszeichnungen erhalten, und – und das ist das Entscheidende – mit den zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen ist die Jakob Kemenate ein fester Baustein der Braunschweiger Kulturlandschaft geworden. Dieses Projekt sollte in einer städtebaulich völlig anderen Umgebung fortgesetzt werden. Unser Konzept sieht eine skulpturale Ergänzung des mittelalterlichen Bauwerks vor, quasi als Adaption einer einseitigen Einbettung in eine historische Hofbebauung.

Mit der baulichen Ergänzung wird ein neuer, prägnanter Eingang zur alten Kemenate geschaffen.

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?
Das Grundstück wird von unterschiedlichen Verkehrsströmen umspült. Daher musste das neue Ensemble auf engstem Raum entwickelt werden. Der Vorhof mit seiner Bruchsteinmauer ist jetzt teilweise überdacht bzw. überbaut. Die Überbauung im nördlichen Teil des Hofes entwickelt sich aus der flachen Hofüberdachung und umfasst den Nordgiebel der Kemenate. Dort entstehen neue Zugänge in die Kemenate. Der bisherige Eingang in den Hof führt in einen Empfangsbereich. Von dort gelangt man über einen Treppenlauf in das Obergeschoss der Erweiterung und auch der Kemenate selbst. So entsteht ein musealer Rundlauf mit einer Verbesserung der Nutzbarkeit und Erlebbarkeit der Räume innerhalb des Gebäudeensembles.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Bauherr und Nutzer ist dasselbe, wie bei der Jakob-Kemenate, die Karin und Joachim Prüsse Stiftung. Daher waren wir schon ein eingespieltes Entwicklungsteam, das auf die Planungs- und Bauerfahrung eines erfolgreichen Projekts zurückgreifen konnte. Auch ein Großteil des Projektteams konnte wieder beauftragt werden, wodurch von Anfang an ein gewisses Bewusstsein für unsere speziellen Detailvorstellungen vorhanden war.

Bestandsbau, Neubau und Bruchsteinmauer formieren einen geschützen und doch großzügigen Innenhof.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?
Nach der ersten Bauvoranfrage wussten wir, dass für eine erstmalige öffentliche Nutzung ein zusätzlicher Rettungsweg notwendig sein wird. So hatten wir zunächst die Aufgabe, ein weiteres Treppenhaus an den Bestandsbau anzufügen. Es gab eine Reihe von Entwurfsvarianten, die den historischen Bau ergänzten. Im Entwurfsprozess entwickelte sich schließlich unsere Vorstellung, aus einer bauordnungsrechtlichen Forderung eine bauliche und räumliche Tugend zu entwickeln. So entstand ein sehr komplexes Bauwerk.

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Für die baulichen Ergänzungen wurde mit Corten-Stahl eine Materialität gewählt, die die Vergänglichkeit der historisch umgebenden Fachwerkhäuser symbolisiert und die an das Ensemble der Jakob-Kemenate erinnert. Die Überdachung und das neue Obergeschoss sind mit einer Glasfuge von der Bruchstein-Hofmauer abgesetzt. Das als Galerieraum nutzbare Obergeschoss erscheint als geschlossener Kubus mit expressiven Panoramafenstern an den Schmalseiten. Das dominante, quadratische Ostfenster ermöglicht wie ein ausgeschnittenes Bild den Blick auf die Westfassade der Katharinenkirche in der Nachbarschaft. tg

Mit der neuen Treppe entsteht ein Rundlauf, wodurch das Ensemble besser genutzt und erlebt werden kann.
Eine Glasfuge trennt Alt und Neu an der Fassade sowie an der Bruchsteinmauer (Hintergrund).
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt
Lageplan


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Kemenate an der Hagenbrücke
2015

Hagenbrücke 5
38100 Braunschweig

Nutzung
Ausstellung

Auftragsart
Direktauftrag

Bauherrschaft
Karin und Joachim Prüsse Stiftung

Architektur
O.M. Architekten BDA, Braunschweig
Rainer Ottinger, Simone Böhler, Claus Schwing

Fachplaner
TGA-Planung: André Voermanek Beratender Ingenieur, Braunschweig
Statiker: Martens + Puller, Braunschweig
Lichtplanung: Fahlke & Dettmer, Neustadt

Ausführende Firmen
Zimmermann: Barnstorf Brandes, Evessen; Metallbauer: Metallbau Klauender, Braunschweig; Rohbauarbeiten: Bau Service Meler, Braunschweig; Stahlbauarbeiten: Schlosserei Härthe, Braunschweig; Gärtnerarbeiten: Geitelder Baumschule, Braunschweig; Bearbeitung Cortenstahl: Hans Kreis, Braunschweig; Cortenstahl: Case‐it Transportgehäuse, Braunschweig; Tischlerarbeiten: Jens Berger, Erkerode; Natursteinarbeiten: Zeising D., Uehrde; Konservierung der Wandmalereien: Konservierungswerkstatt für Wandmalerei und Stein, Meine

Gebäudevolumen
830 m³

Bruttogeschossfläche
266 m²

Kubikmeterpreis
875 €/m³

Gesamtkosten
730.000 € brutto

Gebäudekosten
550.000 € brutto

Fotos
Andreas Bormann