Gesellschaftshaus Palmengarten

Reich an (Architektur-) Geschichte

29. May 2013

Gesellschaftshaus Palmengarten
2012

Palmengartenstraße 11
60323 Frankfurt

Bauherr
Magistrat der Stadt Frankfurt a. M.
Dezernat für Umwelt und Gesundheit
Palmengarten Frankfurt a. M.

Architekten
David Chipperfield Architects
Berlin

Partner
Christoph Felger, Alexander Schwarz – Entwurf
Harald Müller, Martin Reichert – Projektmanagement

Projektleiter
Christian Helfrich – Wettbewerb, Künstlerische Bauoberleitung
Thomas Benk – Objektüberwachung Restaurierung, Künstlerische Bauoberleitung
Lutz Schütter – Entwurf, Ausführungsplanung
Christiane Abel – Vorplanung

Projektteam
Wolfgang Baumeister
Martina Betzold
Jan Blaurock
Daniela Brun
Katja Buchholz
Michael Deutschmann
Petra Elm
Anke Fritzsch (Restaurierungsplanung)
Niccolo Genesio
Ulrich Goertz
Klaus Heldwein
Yasmin Kherad
Daniela Kinzel
Peter Kleine
Nicolas Kretschmann
Martin Lauer
Martina Maire
Mathis Malchow
Marcus Mathias
Andreas Pfisterer
Martina Pongratz
Mariska Rohde
Karin Sander
Boris Schebesch
Antonia Schlegel
Thomas Spranger
Tobias Stiller
Linda von Karstedt
Robert Westphal
Boris Wolf
Patrick Yong

Landschaftsarchitekt
KuBuS Freiraum GbR
Wetzlar

Tragwerksplanung
Cornelius Schwarz Zeitler GmbH
Darmstadt

Gebäudetechnik
Planungsbüro Rohling AG
Osnabrück

Bauphysik
Cornelius Schwarz Zeitler GmbH
Darmstadt

Akustikplanung
Müller-BBM GmbH
Planegg

Brandschutzgutachter
Pabst & Partner Ingenieure
Bonn

Objektüberwachung
Wenzel + Wenzel Freie Architekten
Karlsruhe

Projektsteuerung
bhl consultants Gesellschaft für Projektmanagement
Frankfurt a. M.

Generalunternehmer
ARGE Lindner AG und Imtech Deutschland GmbH
Arnstorf

Bühnentechnik
Kunkel Consulting International GmbH
Bürstadt

Bruttogeschossfläche
9.500 m²

Fotografie
Ute Zscharnt (1, 3, 5, 6)
Architekten (2)
Klemens Ortmeyer (4, 7)

Seit der Sanierung ist der Blick vom Festsaal in das Palmenhaus wieder frei.

Mit der Wiedereröffnung des Gesellschaftshauses Palmengarten in Frankfurt im Herbst 2012 schlossen der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main, das Dezernat für Umwelt und Gesundheit sowie die Architekten, die Tragwerksplaner, der Landschaftsarchitekt und alle anderen beteiligten Planer eine arbeitsreiche Dekade erfolgreich ab. Denn das einst prächtige Gebäude, das in den 1950er und 60er Jahren stark verändert worden war, ist wieder ein Schmuckstück der Stadt und vermittelt den Besuchern erneut ein klares Bild seiner langen Geschichte – dem Entwurf und dem behutsamen Vorgehen von David Chipperfield Architects sei Dank.

Von 1869 an wurden das Palmen- und das Gesellschaftshaus im Stile des Historismus erbaut und 1871 eingeweiht. Das Gesellschaftshaus brannte nur sieben Jahre später vollständig aus, konnte allerdings dank Spenden, Lotteriegeldern und der Versicherungssumme wieder aufgebaut und bereits ein Jahr später eingeweiht werden. Die Dekoration von Friedrich von Thiersch im Stil der Neorenaissance ist prächtig und gleichzeitig in ihrer Farbigkeit zurückhaltend. 1890 ließ die Palmengarten-Gesellschaft die Ostterrassen verbreitern, die Küchen- und Nebenräume vergrößern. 1929 wurde nach Plänen von Martin Elsaesser und während der Amtszeit von Ernst May der Südflügel im Zeichen der klassischen Moderne angebaut. Kubische Formen und große Fensterflächen kontrastieren den bereits bestehenden Gebäudeteil und zeigen damit, was man in dieser Zeit vom historisierenden Bestand hielt.

Der Festsaal nach den Umbauten der 1950er und 60er Jahre

In den 1950er und 60er Jahren wurde das Gesellschaftshaus dann nicht nur um den Westflügel erweitert, sondern auch das Erscheinungsbild des Festsaals stark verändert. Das Oberlicht und die Fenster zum Palmenhaus wurden verschlossen, die historischen Wandbilder bekleidet und damit verdeckt, die Brüstung optisch vereinfacht. Vom ursprünglichen Charakter des Saals war danach nicht mehr viel übrig. Durch einen internationalen Wettbewerb, den das Hochbauamt der Stadt Frankfurt im April 2002 ausgeschrieben hat, sollte das Gesellschaftshaus als Ort für Kultur, Veranstaltungen, private und öffentliche Feiern wieder erstehen.

Der Südflügel von Martin Elsaesser von 1929 mit dem Ostflügel von 1879
Die neue schwarze Theke und der kubische Abgang zu den Toiletten sind eindeutig als neue Elemente zu erkennen.

David Chipperfield Architects gelang es mit ihrem Entwurf wieder einmal, die neuen Elemente zurückzunehmen, sie aber dennoch als solche unserer Zeit kenntlich zu machen, sowie bei jedem Teil des Ensembles das spezifische Charakteristikum herauszuschälen und das Ziel der Sanierung und des Umbaus mit Bravour zu erreichen. Denn es sollte nicht der Zustand einer bestimmten Zeit rekonstruiert, sondern jede Bauphase sichtbar gemacht werden. Der Festsaal erscheint wieder reich dekoriert, der Blick zu den Palmen ist wieder frei, die Brüstung wurde originalgetreu rekonstruiert. Besonders bemerkenswert ist, wie der Architekt mit dem nach heutigen Vorschriften zu niedrigen Geländer umgegangen ist. Statt dem Bestand einen neuen Handlauf aufzusetzen, planten die Architekten ein neues, zweites Geländer, das sie vor das alte stellten. Das alte bleibt so vom Treppenauge her im Original sichtbar und scheint in Richtung der Treppenstufen durch ein feines Metallgewebe hindurch.

Im Elsaesserbau erhielt das Foyer eine Bar, einen neuen Treppenabgang zu den Toiletten, eine Garderobe sowie einen schmalen Kellnergang im Obergeschoss, damit die beiden Bankettsäle auch getrennt voneinander genutzt werden können. Außerdem wurde das Gourmetrestaurant neu und stilvoll nach den Plänen des Betreibers eingerichtet.

Der kleine Westflügel und die dazugehörende Treppe stammen dagegen komplett aus der Feder von David Chipperfield Architects. Von außen ist dies fast nicht zu erkennen. Und auch im Innern ist nur die Treppe eindeutig als neu auszumachen. Denn bei diesem Projekt stand, wie erwähnt und wie man es von Chipperfield kennt, nicht die Profilierungssucht eines einzelnen Architekten im Vordergrund, sondern die Geschichte dieses gewachsenen Ensembles.
Simone Hübener

Schon die Treppenhäuser vermitteln die verschiedenen Epochen, die sich beim Frankfurter Gesellschaftshaus vereinen: das historistische, …
… das moderne, …
 ... und schließlich das neue.
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss mit Bestand (schwarz) und Neubau (braun)
Grundriss Obergeschoss mit Bestand (schwarz) und Neubau (braun)
Längsschnitt (alle Zeichnungen: Architekten)

Gesellschaftshaus Palmengarten
2012

Palmengartenstraße 11
60323 Frankfurt

Bauherr
Magistrat der Stadt Frankfurt a. M.
Dezernat für Umwelt und Gesundheit
Palmengarten Frankfurt a. M.

Architekten
David Chipperfield Architects
Berlin

Partner
Christoph Felger, Alexander Schwarz – Entwurf
Harald Müller, Martin Reichert – Projektmanagement

Projektleiter
Christian Helfrich – Wettbewerb, Künstlerische Bauoberleitung
Thomas Benk – Objektüberwachung Restaurierung, Künstlerische Bauoberleitung
Lutz Schütter – Entwurf, Ausführungsplanung
Christiane Abel – Vorplanung

Projektteam
Wolfgang Baumeister
Martina Betzold
Jan Blaurock
Daniela Brun
Katja Buchholz
Michael Deutschmann
Petra Elm
Anke Fritzsch (Restaurierungsplanung)
Niccolo Genesio
Ulrich Goertz
Klaus Heldwein
Yasmin Kherad
Daniela Kinzel
Peter Kleine
Nicolas Kretschmann
Martin Lauer
Martina Maire
Mathis Malchow
Marcus Mathias
Andreas Pfisterer
Martina Pongratz
Mariska Rohde
Karin Sander
Boris Schebesch
Antonia Schlegel
Thomas Spranger
Tobias Stiller
Linda von Karstedt
Robert Westphal
Boris Wolf
Patrick Yong

Landschaftsarchitekt
KuBuS Freiraum GbR
Wetzlar

Tragwerksplanung
Cornelius Schwarz Zeitler GmbH
Darmstadt

Gebäudetechnik
Planungsbüro Rohling AG
Osnabrück

Bauphysik
Cornelius Schwarz Zeitler GmbH
Darmstadt

Akustikplanung
Müller-BBM GmbH
Planegg

Brandschutzgutachter
Pabst & Partner Ingenieure
Bonn

Objektüberwachung
Wenzel + Wenzel Freie Architekten
Karlsruhe

Projektsteuerung
bhl consultants Gesellschaft für Projektmanagement
Frankfurt a. M.

Generalunternehmer
ARGE Lindner AG und Imtech Deutschland GmbH
Arnstorf

Bühnentechnik
Kunkel Consulting International GmbH
Bürstadt

Bruttogeschossfläche
9.500 m²

Fotografie
Ute Zscharnt (1, 3, 5, 6)
Architekten (2)
Klemens Ortmeyer (4, 7)