Park-Garage

Ungewöhnliches Weiterbauen

18. February 2015


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Archiv «Bau der Woche»

Park-Garage
2014

Bodensee

Auftragsart
freie Beauftragung

Bauherrschaft
privat

Architektur
Bögl Gierer Architekten, München
Mitarbeiter: Johanna Winstel, Philipp Groh, Katharina Dasch

Fachplaner
Statik: Fecher Rundel Partner, Lindau
HLS Planung: Integral, Lindau

Ausführende Firmen
Holzbau: Lot Holzbau, Feldkirch

Fotos
Michael Heinrich

Ansicht Nord mit Park-Garage und Villa als Referenz

Katinka Corts: Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Max Bögl: Auf den Seegrundstücken am Bodensee hat sich im 19. Jahrhundert eine besondere Baukultur entwickelt. Sie ist geprägt von sehr unterschiedlichen Stilen. Internationale und regionale Einflüsse vermischen sich je nach Geschmack und kulturellem Hintergrund der damaligen Bauherrn zu einer eklektischen Mischung. Die Gartenkunst spielte aufgrund des milden Klimas und exotischer Reiseerinnerungen eine wichtige Rolle. In den Nebengebäuden verbinden sich oft die ortstypischen Merkmale mit den Stilen der jeweiligen Haupthäuser. Unsere Bauplatz befindet sich in einem sensiblen Ensemble mit Denkmalschutz und Landschaftsschutz. Mit dem Neubau sollte ein relativ großes Volumen in direkter Nähe zur bestehenden historischen Villa platziert werden.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Zum einen das Thema des klassischen Landschaftsparks. Wir haben diesen Charakter bereits bei anderen Bauvorhaben auf dem Gelände gestärkt und wollten ihn mit dem neuen Gebäude weiterführen. Als Beispiele hatten wir das kleine Pantheon in Chiswick Park aber auch das Pförtnergebäude der Villa Savoye vor Augen. Diese Follies sind typische Beispiele für die Verwendung von Maßstabssprüngen, die uns in unserer Arbeit schon immer begleitet haben. Von Bedeutung waren zum anderen die Abbildungen des Biologen D'Arcy Thompson aus seinem Buch «On growth and form». Darin wendet er geometrische Transformationen auf Tierdarstellungen an und zieht Rückschlüsse auf die Verwandtschaft der Arten. Das Gebäude wurde einer ähnlichen Transformation unterworfen.

Das Objekt im Park
Treppentürme

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?
Statt einem klassischen Entwurfsvorgang folgten wir hier eher einer Vorgehensweise. Das heißt, das Aussehen des Gebäudes war nach den ersten konzeptionellen Entscheidungen bereits genau definiert. Die Herausforderung war, in den Detailentscheidungen die Idee der Transformation möglichst klar umzusetzen, also die Gestaltmerkmale der Villa auf eine ausgewogene Weise zu abstrahieren.

Ansicht Süd

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?
Nachdem das Umfeld einen sehr spezifischen und maßstäblichen Charakter hat, wollten wir eine ihm angemessene Antwort finden. Die vorhandenen Themen bezüglich der Gebäude und des Parks sollten gestärkt werden. Eine besondere Herausforderung war die Situierung des Gebäudes in Bezug auf den historischen Baumbestand. Das Gebäude spielt mit dem Maßstab und verblüfft den Betrachter mit seiner absoluten Größe. Die Bandbreite seiner Wahrnehmung reicht von einer Miniatur bis zur monumentalen Größe.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Beim Bauherrn besteht ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Kulturlandschaft, in der sich das Anwesen befindet. Dementsprechend verantwortungsvoll ist sein Umgang damit. Mit der generellen Entscheidung für das Entwurfskonzept waren viele Parameter bereits festgelegt. Dennoch gab es natürlich in der Detailausführung viele Fragen zu Material, Farbe und Charakter, die gemeinsam entschieden wurden.

Fassadendetail
Einfahrtstore mit Blick in die Garage

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Bereits seit Beginn unserer Berufspraxis finden wir das Dogma des «Neuen Bauens in alter Umgebung», das seit den 1970er-Jahren unseren Umgang mit denkmalgeschützten Gebäuden prägt, nicht mehr zeitgemä. Die Fronten einer «guten» Moderne – was immer das auch ist – versus einer «bösen» Verwendung von historischen Bauformen gibt es mittlerweile in der internationalen Architekturdiskussion nicht mehr. Im Berufsalltag in Deutschland begegnen wir allerdings immer noch ausgeprägtem Schubladendenken und einer ablehnenden Haltung gegenüber dem Weiterbauen. Auch in anderen kulturellen Ausdrucksformen ist das starre Schwarz-Weiß-Denken einem genauerem Hinschauen und Nachfragen gewichen. Wir interessieren uns mehr für die differenzierten Hintergründe als das klischeehafte Argumentieren in kontroversen Lagern. 

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Hervorzuheben ist die außergewöhnlich gute Arbeit der beteiligten Handwerker, allen voran die Zimmermannsarbeiten, die wesentlich zum Gesamteindruck des Gebäudes beitragen. Bei den verwendeten Hölzern gibt es eine Differenzierung zwischen Fichte als Konstruktionsholz und Raumschale der Wirtschaftsräume und der Weißtanne als Täfelung der höherwertigen Räume.

Garage Innenraum
Querblick Raum im Obergeschoss mit Täfelung
Ansicht mit Villa
Grundriss Erdgeschoss
Längsschnitt
Lageplan


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Bodensee

Auftragsart
freie Beauftragung

Bauherrschaft
privat

Architektur
Bögl Gierer Architekten, München
Mitarbeiter: Johanna Winstel, Philipp Groh, Katharina Dasch

Fachplaner
Statik: Fecher Rundel Partner, Lindau
HLS Planung: Integral, Lindau

Ausführende Firmen
Holzbau: Lot Holzbau, Feldkirch

Fotos
Michael Heinrich