Landschaftspark Forum Terra Nova

Warten auf das Wasser

14. May 2014


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Archiv «Bau der Woche»

Landschaftspark Forum Terra Nova
2013

Kerpener Straße
50189 Elsdorf/Berrendorf

Nutzung
Landschaftspark/Aussichtspunkt

Auftragsart
Beauftragung der Freianlage nach gewonnenem Wettbewerb

Bauherrschaft
RWE Power AG

Landschaftsarchitektur
Dirk Melzer, Landschaftsarchitekt & Umweltingenieur, Kaub am Rhein
Projektleiter: Dirk Melzer
Mitarbeiter: Claudia Maria Simon, Kathrin Saueressig, Gero Ullrich

Architekt Forum Terra Nova
 Lüderwaldt Architekten, Köln

Ausführende Firmen
Garten- und Landschaftsbau: Möllmann GmbH+Co KG, Dortmund
Metallbau Liegestühle und Leuchtschirme: Schulte-Bockum, Bottrop-Kirchhellen
Elektro: Lammermann GmbH, Mettmann
Betonbänke: Florack Bauunternehmung GmbH, Heinsberg
Betonplatten Terrasse: Gödde-Beton GmbH, Wadersloh
Betonbohlen Steganlage: Stangl AG, Waldkraiburg

Hersteller
Pollerleuchten: iGuzzini, B 489
Mastleuchten: Hess Linea
Wassergebundene Decken: dispo GmbH/Gelsenrot Spezialbaustoffe GmbH

Gesamtkosten
700.000 €

Fotos
Dirk Melzer

Am Tagebaurand entstand 2012 das Forum Terra Nova. Es wurde in eine 2 ha große, künstliche Dünenlandschaft aus örtlichem Bergkies eingebettet. Ein geschlängelter Weg führt durch die Dünen zum Gebäude.

Katinka Corts: Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Dirk Melzer: Den Landschaftspark Forum Terra Nova bezeichnen wir gern als einen Park «mit Blick in Gegenwart und Zukunft». Der Wandel der riesigen Tagebaulandschaft in eine Seenlandschaft, genauer gesagt, den zweitgrößten Binnensee Deutschlands, wird etwa einhundert Jahre dauern. Diese «halbe Ewigkeit» wollten wir spürbar machen.

Das Forum (Architekt Dirk Lüderwaldt) wird über eine großzügige Terrasse erschlossen. Von hier führt ein Landungssteg zum Aussichtspunkt am Tagebaurand.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Den Aussichtspunkt und den Landschaftspark haben wir von Anfang an als Ort am Binnenmeer aufgefasst. Alle hierfür konzipierten Landschaftselemente bilden dieses Idee ab: die Dünenlandschaft aus Bergkies, die lichte Bepflanzung mit Sanddorn und Sandrasen, die Steganlage aus Betonbohlen, die Leuchtschirme und Liegestühle aus orange reflektierendem Stahl, die Neigung des Aussichtspunktes als Slipway, die echten Festmachpoller für Anlegestellen.

Der Landungssteg ist 75 m lang und 3 m breit. Er besteht aus 343 Betonbohlen und «schwebt» circa 40 cm über der Landschaft.

Wie reagiert der Entwurf auf die Geschichte des Ortes?
Die Wettbewerbsaufgabe bestand darin, einen Versammlungs- und Gemeinschaftsort sowie einen Ausstellungs- und Veranstaltungsort zu entwickeln, der die zeitlich und räumlich gravierenden Landschaftsveränderungen positiv, nach vorne blickend, begleitet. Zudem sollte ein touristisch attraktiver Ort entstehen. Der Entwurf richtet nicht den Blick in die Vergangenheit – ich habe mit zahlreichen älteren, einheimischen Besuchern gesprochen: Der Blick zurück ist manchmal schmerzhaft.

Aus den Bullaugen im 1. Geschoss des Forums blickt man auf den Steg, den Aussichtspunkt und den Tagebau.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Der Entwurf und unsere bauliche Umsetzung verwirklichen nahezu vollständig die Anforderungen des Wettbewerbs, gemeinsam formuliert vom Bauherrn und den Kommunen. Leider aber werden das Forum und der Landschaftspark bisher nur wenig als Informations-, Diskussions- und Gemeinschaftsort genutzt. Die Pächter der Gastronomie vermarkten den Ort als «Eventforum» und Funsportanlage für Fußballgolf und Poolball, die Dünenlandschaft und der Aussichtspunkt wurden bereits durch später hinzugefügte Spielgeräte, Schilder und Zäune stark überformt.

Der Aussichtspunkt ist eine leicht geneigte Fläche, die als Slipway, eine Einsetzstelle für Boote, ausgebildet ist. Zwei Festmachpoller verweisen auf diese Funktion der Zukunft.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zur Vollendung verändert?
Die stärkste Veränderung war die deutliche Reduzierung der Wegeführung, aus Kostengründen. Außer der geschlängelten Zuwegung zum Forum und dem Landungssteg zum Aussichtpunkt gibt es keine Wege, von den beabsichtigten Trampelfaden der Besucher in den Dünen einmal abgesehen. Dem Entwurf hat das aber eher genutzt. Der Landungssteg dominiert dadurch die Szenerie. Er bildet ein starkes, fokussierendes Bindeglied zwischen Gebäude und Aussichtspunkt. Dass der Steg genau so funktioniert, merkt man daran, dass niemand abkürzt. Er wirkt wie ein Laufsteg.

Inwiefern findet sich die «Handschrift des Büros» im Landschaftspark wieder?
Der Berliner Fachjournalist Thies Schröder hat in einem anderen Projekt punktgenau richtig festgestellt, dass wir mit der Wirkung von «Korrespondenz und Verfremdung» arbeiten. Das trifft auch auf Terra Nova zu. So sind «Liegestühle und Sonnenschirme in Dünenlandschaften» allen bestens vertraut. Jedoch, die vollständige Herstellung der Objekte aus Stahl, ihr ungewöhnliche Farbgebung in Perlorange, ihre Präsenz im Winter, ihr nächtliches Leuchten und nicht zuletzt ihr Standort am Rand des trockenen Canyons wirken extrem fremd. Manche Besucher empfinden dies als verstörend, andere sprechen von «Poesie». Faktisch sind die Objekte eine Aufforderung zum Warten auf das Wasser.

Ein feucht und damit veränderbar gehaltenes Tonmodell diente zur Überprüfung des Entwurfs.

Beeinflussten aktuelle gestalterische Tendenzen das Projekt?
Biodiversität und Artenschutz spielen in unserer Arbeit eine sehr wichtige Rolle. Die nährstoffarmen Bergkies-Dünen mit ihrem standortgerechten Sandrasen sind ein Eldorado für die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Die Flächen werden weder gedüngt noch gewässert und sehen nach der Blüte schon etwas wild aus. Wir sind stolz auf unseren Bauherren, dass er trotzdem hinter diesem prärieartigen Erscheinungsbild im «New German Style» steht.

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Landschaftsparks beigetragen?
Fast alle charakterbildenden Produkte des Projekts haben wir selbst entworfen, nicht aus Ehrgeiz, sondern weil es sie einfach noch nicht gab: Die ganzjährig nutzbaren Stahlliegestühle, die Leuchtschirme, der «schwebende» Landungssteg aus Betonbohlen, die Rasenbänke und die Terrassenplatten im Format von 3 mal 1 Meter. Vielleicht ist gerade dies die Besonderheit des Landschaftsparks.

Viele Anwohner und Nachbarn besuchen heute den Ort bei einem Feierabendspaziergang.

Beeinflussten aktuelle gestalterische Tendenzen das Projekt?
Biodiversität und Artenschutz spielen in unserer Arbeit eine sehr wichtige Rolle. Die nährstoffarmen Bergkies-Dünen mit ihrem standortgerechten Sandrasen sind ein Eldorado für die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Die Flächen werden weder gedüngt noch gewässert und sehen nach der Blüte schon etwas wild aus. Wir sind stolz auf unseren Bauherren, dass er trotzdem hinter diesem prärieartigen Erscheinungsbild im «New German Style» steht.

Die «Leuchtschirme» sind Außenleuchten in Sonnenschirmform und wurden baulich so dimensioniert, dass sie zukünftig auch als Hörstationen nutzbar sind.

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Landschaftsparks beigetragen?
Fast alle charakterbildenden Produkte des Projekts haben wir selbst entworfen, nicht aus Ehrgeiz, sondern weil es sie einfach noch nicht gab: Die ganzjährig nutzbaren Stahlliegestühle, die Leuchtschirme, der «schwebende» Landungssteg aus Betonbohlen, die Rasenbänke und die Terrassenplatten im Format von 3 mal 1 Meter. Vielleicht ist gerade dies die Besonderheit des Landschaftsparks.

Der Kohleabbau erfolgt ohne Unterbrechung 24 Stunden täglich und kann am frei zugänglichen Aussichtspunkt auch in der Nacht verfolgt werden. Nur bei klarem Wetter sind der gegenüberliegende Grubenrand und die Abraumhalde «Sophienhöhe» zu erkennen.
Ein feucht und damit veränderbar gehaltenes Tonmodell diente zur Überprüfung des Entwurfs.
Lageplan zur Bauleitung im Landschaftspark Forum Terra Nova.


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Landschaftspark Forum Terra Nova
2013

Kerpener Straße
50189 Elsdorf/Berrendorf

Nutzung
Landschaftspark/Aussichtspunkt

Auftragsart
Beauftragung der Freianlage nach gewonnenem Wettbewerb

Bauherrschaft
RWE Power AG

Landschaftsarchitektur
Dirk Melzer, Landschaftsarchitekt & Umweltingenieur, Kaub am Rhein
Projektleiter: Dirk Melzer
Mitarbeiter: Claudia Maria Simon, Kathrin Saueressig, Gero Ullrich

Architekt Forum Terra Nova
 Lüderwaldt Architekten, Köln

Ausführende Firmen
Garten- und Landschaftsbau: Möllmann GmbH+Co KG, Dortmund
Metallbau Liegestühle und Leuchtschirme: Schulte-Bockum, Bottrop-Kirchhellen
Elektro: Lammermann GmbH, Mettmann
Betonbänke: Florack Bauunternehmung GmbH, Heinsberg
Betonplatten Terrasse: Gödde-Beton GmbH, Wadersloh
Betonbohlen Steganlage: Stangl AG, Waldkraiburg

Hersteller
Pollerleuchten: iGuzzini, B 489
Mastleuchten: Hess Linea
Wassergebundene Decken: dispo GmbH/Gelsenrot Spezialbaustoffe GmbH

Gesamtkosten
700.000 €

Fotos
Dirk Melzer