Vielfalt des Wohnens

Author
Peter Petz
Published on
Apr 6, 2011

Dömges Architekten gewinnen den Wettbewerb um IQ – Innerstädtische Wohnquartiere Regensburg. Thomas Eckert stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Lageplan, Arrondierung 
Welche Vorstellung von innerstädtischem Wohnen liegt Ihrem Entwurf zugrunde?
Ich komme aus einer Stadt, deren Baustruktur enorm dicht ist, die eine unglaubliche Vielfalt an unterschiedlichen Nutzungen auf engstem Raum organisiert hat und die gleichzeitig als eine der schönsten mittelalterlichen Städte mit Plätzen von italienischem Flair gilt. Die Qualität des innerstädtischen Wohnens bedeutet das Café um die Ecke, den eigenen geschützten halböffentlichen Freibereich im Inneren, Vielfalt statt Monotonie.
Sie schlagen eine Blockrandbebauung vor.
Die Wettbewerbsaufgabe umfasste die Bearbeitung der südlichen, unbebauten Flächen eines Wohnquartiers, deren prägende städtebauliche Grundstruktur eine offene Blockrandbebauung ist. Diese bestehende Blockstruktur wird mit den zwei neuen Quartieren arrondiert. Die von uns vorgeschlagene offene Blockrandbebauung kommt dabei unseren Vorstellungen von innerstädtischen Wohnen in besonderem Maße entgegen und unterstützt diese: klare Definition des öffentlichen Raumes, eindeutige Übergänge von öffentlichen zu halböffentlichen und zu privaten Freiräumen durch Anheben des Blockinnenbereichs. Dadurch entsteht für dieWohnungen im Erdgeschoss zum Straßenraum hin ein Hochparterre, das die nötige Distanz zum öffentlichen Bereich auch für das Erdgeschoss schafft.
Freiraum 
Wie vernetzen Sie IQ mit der Umgebung?
Durch die städtebauliche Arrondierung des bestehenden Quartiers und die Aufnahme der bestehenden Blockgrößen integriert sich IQ in die vorhandene Bebauung und schafft damit ein neues Ganzes.
Die Aufnahme interner und die Weiterführung großräumlicher Wege- und Freiraumverbindungen verweben IQ mit der Stadt. Die öffentlichen Platz- und Grünzone zwischen Alt und Neu ist Treffpunkt und Mitte und verwebt die beiden Teile miteinander.
Welche Freiraumqualitäten soll das neue Quartier erhalten?
Die Aufenthaltsqualität der Freiräume ist eines der wesentlichen Kriterien für die Akzeptanz und Identifikation der Menschen mit ihrem neuen Quartier. Deshalb haben wir, zusammen mit den Landschaftsarchitekten Adler und Olesch besonderen Wert auf die Ausbildung der Freiräume gelegt: Zentrale Freiraum- und Aufenthaltsnutzungen werden im verbindenden Grünzug angeboten. Der Quartiersplatz stellt Treffpunkt und Aktionsraum für alle Alters- und Bewohnergruppen dar. Den Übergängen in den Blockinnenbereich wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet: Treppen zur Straße und schmale Durchgänge zum Grünzug schaffen Einblick und Distanz. Private Hausgärten und Gemeinschaftsflächen geben dem Innenbereich Identität und Kleinteiligkeit.
Erdgeschoss 
Wie setzt sich der Wohnungsmix zusammen?
Der Wohnungsmix hinsichtlich der Wohnungsgrößen und Anzahl der Zimmer war vorgegeben:
12 % 2-Zimmer-Wohnungen mit ca. 53 qm
24 % 3-Zimmer-Wohnungen mit ca. 67 qm
24 % 3-Zimmer-Wohnungen mit ca. 75 qm
27 % 4-Zimmer-Wohnungen mit ca. 90 qm und
13 % 5-Zimmer-Wohnungen mit ca. 110 qm

Wir haben vor allem vermehrt eine hohe Vielfalt an Wohnungstypen anzubieten, von der klassischen 2-Zimmer-Wohnung für barrierefreies Altenwohnen über Maisonettetypen, WG-Typ mit Wohnküche bis hin zum 3-geschossigen Reihenhaustypus oder der großzügigen Dachterrassenwohnung. Alles natürlich innerhalb der Grenzen der Förderfähigkeit.
Übersichtsplan 
Welches Standards sind vorgesehen?
Gemeinsam mit dem Bauherrn diskutieren wir gerade den energetischen Standard, der sehr hoch sein wird, wahrscheinlich knapp unter Passivhausstandard. Angestrebt wird KfW 40.
Hochgedämmte Putzfassaden, raumhoch verglaste Loggien und großzügige Treppenhäuser schaffen ein entspanntes Raumgefühl
Ansichten Südost und Nordost 
Ansichten Nordwest und Südwest 
Schnitte 
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Wir bewegen uns im Rahmen des geförderten Mietwohnungsbau, der einer besonderen Materialstrategie bedarf:
hochwertige, dauerhafte Oberflächen in allen öffentlichen Bereichen wie Treppenhäusern, Fluren und Hauseingängen: Sichtbeton, massives Holz, Putz und vor allem auch Farbe. Farbe ist für uns eines der wichtigsten Gestaltungsmittel, nicht im Sinne von Farbigkeit sondern zum Herausarbeiten von Volumen und Körpern, auch zur Entmaterialisierung von Oberflächen. Wir versuchen immer, Materialien in ihrer natürlichen Farbgebung und Oberflächen zu belassen und setzen die Farbe als entmaterialisierte Oberfläche entgegen.
Beim IQ sind die Fassaden als hochgedämmte Putzflächen vorgesehen, das 3. OG wird durch die verschiedenfarbige Plattenverkleidung zum flirrenden Dach.
Details 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Wir sind gerade erst beauftragt; Baubeginn für den ersten Bauabschnitt wird voraussichtlich März 2012 sein.
Modell (Foto: Peithner Architekten, Regensburg) 

Die gesamte Wettbewerbsdokumentation finden Sie in wa 03/2011
IQ – Innerstädtische Wohnquartiere Regensburg
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Carl Fingerhuth, Vors.
Prof. Günther Pfeifer
Karin Sandeck
Christine Schimpfermann
Klaus Nickelkoppe

1. Preis
Dömges Architekten
Regensburg

2. Preis
SMAQ – architecture urbanism research
Berlin

3. Preis
Hirner + Riehl
München

4. Preis
H2R Architekten
München