Passepartout

Author
Peter Petz
Published on
Apr 13, 2011

Lützow 7 gewinnt den Wettbewerb um die Neugestaltung des zentralen Platzbereichs in Bielefeld Kesselbrink. Jan Wehberg stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Situation 
Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für Bielefeld?
Die Neugestaltung des Areals des Kesselbrink in Bielefeld schafft an einem historisch bedeutsamen Ort der Stadt in Ersatz eines überwiegend durch Verkehr geprägten Raumes einen
attraktiven, städtischen Platz, ein Hybrid aus Platz- und Parkanlage mit vielseitigen Angeboten für alle Altersgruppen und Nutzer. Der neue Kesselbrink ist nicht lediglich eine Umgestaltung - Aufbesserung des Bestehenden sondern öffnet das verschüttete, historische Potential des Ortes, erweitert dieses mit gänzlich neuen Angeboten und ergänzt den öffentlichen Raum der Innenstadt um einen attraktiven Freiraum mit hoher gestalterischer und funktionaler Qualität.
Lageplan, Schnitt 
Können Sie uns über den zentralen Platzbereich führen als ob dieser schon fertiggestellt wurde?
Ein Passepartout ordentlich aufgestellter Bosketts von in Art und Habitus unterschiedlichen Bäumen schafft eine zweite Raumkante und rahmt den Raum des inneren Platzes. Unter dem lichten Dach der Blätter bietet eine umlaufende Promenade Raum für Spiel und ruhig geschütztem Aufenthalt mit Blick auf das Geschehen der Platzmitte. Die Süd-Promenade verbindet sich mit zur Patz Mitte hin mit großzügig angelegten Rasenterrassen. Hier erhält das Ensemble den Charakter einer kleinen Parkanlage. Ein großzügig lichter Pavillon mit Café und Bierterrasse öffnet sich von der Promenade zu Platz und auf die Rasenterrasse. Im räumlichen Gegenüber zum Café bietet ein offener Skatepark ein Angebot aktiver Freizeitgestaltung, eine Bühne der Darstellung dieses Sports, seiner Protagonisten und Zuschauer. Die Mitte des Platzes definiert ein steinerner Teppich um den das Marktgeschehen und Veranstaltungen organisiert und geordnet werden können. Überstanden von einer eleganten Stadtloggia die als Teilüberdachung des Marktes, als veränderbare Halle konzipiert ist, entsteht hier ganz selbstverständlich die Mitte des Aktionsraumes des Platzensembles. Banklounges, die in ihrer Formgebung an „Ballen ausgerollten Tuchs“ erinnern, strukturieren den in Ortbeton gefertigten Teppich und bieten Platz zum Aufenthalt im Zentrum der Aktivitäten. Das Entree zum Platz von der Stadtmitte erhält ein kleines, bespielbares Wasserspiel dessen Fontainen sich in einem interaktiven Kontext zum Besucher bewegen.
Blick auf den Platz, Ausschnitt Lageplan 
Welche Maßnahmen schlagen Sie für das Bespielen des Platzes vor?
Unter dem durch in Habitus und Blüte differenzierten Blätterdach der umlaufenden Promenade befinden sich unterschiedliche Spielangebote für Kinder und Erwachsene. Im Bereich des Skatepark ist ein qualifiziertes Angebot für Skater und deren Zuschauer in kompakter Anordnung vorgesehen. Der Skatepark ist so gelegen dass es zu keiner Störung der ruhiger gehaltenen Nutzungsbereiche des Ensembles kommt. Der vorgeschlagene Brunnen ist in seiner Konzeption als Brunnenanlage mit einer interaktiven Komponente ähnlich eines Spielbrunnens angedacht.
Platzbausteine 
Wie korrespondieren die freiräumlichen und architektonischen Elemente?
Die Architektur des Platzes nimmt die elegante Rahmung des Platzes durch die Baumbosketts auf, indem sie diesem starken Gestaltungselement zwei architektonische Objekte gegenüberstellt. Einfach und elegant zeigen sich der Pavillon des Cafés und die Stadtloggia. Beide nehmen mit ihrer Konstruktion das Baumraster des Hains auf. So stehen die langgestreckte offene Loggia und der kubische gläserne Pavillon im kompositorischen Dialog zueinander und zum großen Ganzen des Platzes, insbesondere zum Baumboskett. Die Loggia stellt sich als ein additives System dar, deren einzelne Elemente als autonome Stahlrahmen ein Gerüst bieten. Die vertikalen Felder des Rahmens sind im Gegensatz zum geschlossenen Dach durch eine Art textilem Gewebe aus Metall oder auch Kunststoff variabel veränderbar. Darüber kann die Stadtloggia ihre Gestalt verändern, so dass unterschiedliche Nutzungen spielerisch aufgenommen werden können. Das Café liegt an der Schnittstelle zum höher gelegenen Baumhain und nimmt damit auch stärker Bezug auf den Rand des Platzes. Es öffnet sich rundherum zu allen Seiten, sowohl nach zur Stadt als auch, dann zum Baumhain nach Süden.
Loggia, Café 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Ein Fertigstellungstermin ist uns bisher noch nicht bekannt. Wir gehen jedoch davon aus dass bald, nach einem VOF Verfahren, mit der Planung begonnen werden kann und die Realisierung 2012 beginnen könnte.
Vogelblick 

Die gesamte Wettbewerbsdokumentation finden Sie in wa 03/2011
Bielefeld Kesselbrink – Neugestaltung des zentralen Platzbereichs
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Gerd Aufmkolk, Vors.
Prof. Mirko Baum
Susanne Crayen
Hans-Jürgen Franz
Dieter Gutknecht
Ralf Nettelstroth
Klaus Dieter Hoffmann
Dr. Frank Lohrberg
Gregor Moss
Sabine Nakelski
Anja Ritschel
Johanna Spalink-Sievers
Prof. Günther Vogt
Prof. Rolf Westerheide

1. Preis
L.Arch.: Lützow 7 Landschaftsarchitekten
Berlin
Arch.: Léon Wohlhage Wernik
Berlin
Ing.: Schüßler-Plan
Düsseldorf

2. Preis
L.Arch. : Atelier Loidl
Berlin
Arch. : [Pool2 Architekten]
Kassel
Ing. : Reitz und Pritl
Kassel

3. Preis
L.Arch. : RMP Stephan Lenzen
Bonn
Arch. : Kresing Architekten
Münster
Ing. : merz kley partner
Dornbirn

4. Preis
H2R Architekten
München