Individuelle Ausformung

Author
Peter Petz
Published on
Apr 20, 2011

Ackermann und Partner gewinnen den Wettbewerb um die Feuerwache 5 in München-Berg am Laim. Peter Ackermann stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Lageplan 
Wie haben Sie auf den Kontext reagiert?
Die neue Feuerwache 5 wird als Blockrandbebauung in die vorhandene, überwiegend von großmaßstäblicher Wohnbebauung geprägter, städtebaulichen Struktur eingebettet. Die klaren ruhigen Kanten des Stadtgefüges werden aufgenommen und fortgeführt. Am Kreuzungspunkt Anziger Straße – Aschheimer Straße erfolgt eine Betonung des Straßenraumes mit der 5-geschossigen Wohnbebauung mit vorgelagertem aktivem Lärmschutz. Zur offenen Struktur nach Osten hin werden die Baukörper auf maßvolle 2 Geschosse reduziert. Die individuelle Ausformung der neuen Feuerwache 5 erfolgt zum zentralen Innenhof mit eingeschnittenen, nach Funktion und Aufenthaltsqualität gestalteten Bauformen. Der Gebäudekomplex ist U- förmig zu den Straßen hin als 4- beziehungsweise zur Anzinger Straße als 5-geschossiger Baukörper konzipiert. Gegenüber dem Kindergarten und der Grünfläche stuft sich der Baukörper auf zwei Geschosse ab.
Höhenentwicklung, Ansichten, Schnitte, Detail 
Wie organisieren Sie die unterschiedlichen Teilbereiche?
Die Feuerwache 5 entwickelt sich selbstbewusst entlang der Aschheimer Straße mit freier großzügiger Ausrückmöglichkeit in beide Verkehrsrichtungen. Am südlichen Ende der Wache befindet sich die Hauptzufahrt mit der zentralen Leitwarte und dem Hauptzugang. Von hier aus kann einerseits das Vorfeld der Feuerwache uneingeschränkt überblickt werden und andererseits der gesamte Betriebshof zentral überwacht und koordiniert werden. In den Obergeschossen zur Aschheimer Straße hin, sind die Funktionsräume der Feuerwache und darüber die Brandbeschau angeordnet. Die Ruheräume sind auf kürzestem Weg zentral über der Fahrzeughalle plaziert und über 4 Vertikalerschließungen mit der Halle verbunden. Die kammartige, eingeschossige Struktur, ermöglicht die ausschließliche Ausrichtung der Ruheräume zu dem ruhigen Innenhof. Zwischen den Kämmen bilden sich individuell nutzbare Dachgärten, die zur Entspannung und Kommunikation in der Feuerwache beitragen. Das Zentrum für Katastrophenschutz ist eigenständig im EG und 1.OG entlang der Anziger Straße untergebracht. Darüber befinden sich in drei Geschossen die nach Süden ausgerichteten Betriebswohnungen. Gegenüber dem Kindergarten ist maßstäblich sensibel die eingeschossige Fahrzeughalle des ZfK angeordnet.
Erschließung, Organisation der Ruheräume 
Erdgeschoss, rechterhand 1. Bauabschnitt 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
In unserer Arbeit geht es immer darum aus den städtebaulichen, den funktionalen und soziologischen Anforderungen der Aufgabenstellung ein in Maßstab, Konstruktion und Form der Bauaufgabe entsprechendes Gebäude zu entwickeln. Das Gesamtkonzept des Blockes mit ausgeschnittenem zentralen Innenhof erlaubt eine funktional, optimierte und nachhaltig sinnvolle Anordnung der Funktionsbereiche. Natürliche Bau- und Fassadenmaterialien, solide Ausführungsdetails und klimatisch sinnvolle Gebäudeausrichtung mit intelligenter Gebäudetechnik, stellen die Nachhaltigkeit sicher. Die freie Lüftung der Büro- und Nutzungseinheiten und die Aktivierung der Baumassen mittels Bauteilkühlung stellen einen weiteren Baustein des nachhaltigen Energiekonzeptes dar. Als Plus-Energie- Träger ist auf der Dachfläche eine Photovoltaikanlage mit einer PV-Anlagenleistung von ca. 210 kW bei einer PV-Stromerzeugung von ca. 200.000 kWh/a installiert.
Ansichten, Schnitte 
Welche Besonderheiten hinsichtlich Konstruktion und Material zeichnen Ihren Vorschlag aus?
Das Projekt gliedert sich in sehr unterschiedliche Funktionsbereiche auf, von einer klassischen Wohnungsnutzung über Fahrzeughallen bis hin zum Landeplatz für Helikopter. Aufbauend auf diesen Voraussetzungen ist von sehr differenzierten, den Nutzungsanforderungen am besten gerecht werdenden Konstruktionssystemen auszugehen, welche dem gestalterischen und konstruktiven Ergebnis entsprechen. Als Fassadenmaterial sind transparente Glasfassaden mit in unterschiedlichen Lochdichten bearbeitete Metallpaneele vorgesehen. Auf die unterschiedlichen Anforderungen wird mit verschiedenen Lochungsdichten und Transparenzen reagiert. Die Möglichkeit von beweglichen sich auf- und zufaltenden Elementen ermöglichen eine individuelle Ausrichtung des Raumgefüges und sorgen für ein lebendiges Fassadenbild zum Straßenraum hin.
Detail Ostfassade 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Planungsbeginn ist Anfang Oktober 2011 geplant mit einer durchgängigen Abwicklung von Planen und Bauen bis 2016
Modell (Foto: Weber/Bartenbach, München) 

Die gesamte Wettbewerbsdokumentation finden Sie in wa 04/2011
Feuerwache 5 in München-Berg am Laim
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Ulrich Holzscheiter, Vors.
Rosemarie Hingerl
Julia Mang-Bohn
Prof. Michael Stößlein
Prof. Zvonko Turkali
Alfons Deventer

1. Preis
Ackermann und Partner
München

2. Preis
Bayer & Strobel Architekten
Kaiserslautern

3. Preis
wulf & partner
Stuttgart