Stadtplatz und Stadtterminal

Author
Peter Petz | Podest
Published on
Mar 7, 2012

Stadtplatz und Stadtterminal – Koeber Landschaftsarchitektur gewinnt den Wettbewerb um die Stadtplätze Erlenmatt in Basel. Jochen Köber stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Stadtterminal 
Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für Basel?
Das Erlenmattquartier im Nord-Osten Basels wird auf einem 19,2 ha großen Areal entwickelt, einem früheren Güterbahnhof der Deutschen Bahn. Charakteristisch für dieses neue Stück Stadt ist der hohe Anteil der Freiflächen. Die Anordnung der Freiräume ermöglicht die Verbindung des sehr dichtbebauten Kleinbasels mit den anliegenden Naherholungsgebieten der Wiese und der Langen Erle. Die Bedeutung des Wettbewerbs zur Erlangung qualitativ hochwertiger Gestaltungsprojekte für die beiden öffentlichen Plätze mutet deshalb auf den ersten Blick für die Gesamtstadt untergeordnet an, sie ist jedoch für Kleinbasel und das neue Quartier sehr hoch.
Stadtterminal, Stadtfeld mit Stadtplatz, Parkfeld, Stadtfeld 
Übersicht 
Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?
Die neue Stadtstruktur mit den Baufeldern ist vor Ort noch nicht ablesbar. Bislang ist das Gebiet noch von den alten Lagergebäuden der Deutschen Bundesbahn geprägt. So steht auf dem zentralen Stadtplatz ein Gebäude und auf dem späteren Stadtterminal gibt es Zwischen- und Folgenutzungen, die nur wenige Folgerungen auf die spätere bauliche Entwicklung zulassen. Hier wirkt das Tunnelbauwerk der Autobahn sehr stark in die Fläche hinein. Wir hatten es also auf beiden Plätzen nicht mit einer klassischen Entwurfsaufgabe in einem gegebenen Stadtgefüge zu tun, da es noch keine erkennbaren Raumgrenzen gibt.
Stadtfeld mit Stadtplatz 
Welche Maßnahmen schlagen Sie für das Bespielen der beiden Plätze vor?
Den Stadtplatz haben wir im Gegensatz zu den Mitbewerbern als eher urbanen, harten Platz gestaltet. Die Bauminsel in der Mitte der offenen Fläche wirkt wie ein Vexierbild der angrenzenden Stadtfelder mit ihren dichten Blockrändern. Der Platz soll sich durch eine besondere Topographie auszeichnen, die in Kombination mit Wasser ein sich ständig veränderndes Bild gibt. Wasser staut sich in den Vertiefungen an, aus einzelnen Wasserlachen wird irgendwann eine große Fläche und das Wasser verschwindet wieder, um sich wieder in neuer Form aufzustauen.
Die Gestaltung des Stadtterminals versucht in erster Linie einen Umgang mit dem dominanten Element des Autobahntunnels am nördlichen Ende zu finden. Unter einer Geländewelle wird das geforderte Infrastrukturgebäude situiert. Die Welle überspielt die Tunnelwände und verliert sich in den Kiesflächen über den Tunneln. In einem lockeren Hain auf der Südseite findet sich auf einer Lichtung ein mehrgeschossiges baubotanisches Gebäude, dessen stählernes Tragwerk langfristig durch in Etageren gezogene Bäume ersetzt wird. Ferdinand Ludwig aus Stuttgart hat uns hier fachlich zur Seite gestanden. Der Wandel im Tragwerk vom Stahl zum Baum hat uns als Metapher für den wachsenden neuen Stadtteil im Erlenmatt gut gefallen.
Stadtterminal 
Schnitt Infrastrukturgebäude 
Welche Materialien und Stadtmöbel schlagen Sie vor?
Die Triangulierung des Stadtplatzes haben wir uns in großen Betonplatten vorgestellt, die vor Ort gegossen werden. Die Hängeweiden der Bauminsel stehen in einer Kiesfläche. Das Mobiliar stellen wir uns nicht statisch vor. Die Stühle dürfen über den Platz wandern. Die Beleuchtung des Platzes befindet sich an den Attiken der umgebenden Gebäude und tritt nicht in Erscheinung. Der grüne Baldachin der Weiden erhält einen Lichthimmel.
Mittels Infrastrukturbändern wollten wir die Möblierung des öffentlichen Raums aus Fahrradständern, Abfallbehältern sowie Versorgungs- und Abfallpollern bündeln und in einem einheitlichen gestalterischen Duktus zusammenfassen. Auf dem Stadtterminal haben wir in die Bänder auch die hohen Lichtmasten aus Stahlfachwerk gestellt und uns überlegt, dass daran auch ergänzende Beleuchtung und Lautsprecher bei Veranstaltungen installiert werden können. Der Boden des Stadtterminals soll ein ´hot-rolled-asphalt´ werden, der auf dem Tunnelbauwerk in eine Kiesfläche übergeht. Unter den frei angeordneten Bäumen im Süden des Stadterminals haben wir große, aufgeschnittene Findlingshälften als Sitzelemente vorgesehen.
Baumfachwerk 
Wasserflächen 
Mobiliar 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Die bislang avisierte Fertigstellung liegt in 2016, wobei es zu einer abschnittweisen Umsetzung kommen wird.
Stadtplatz 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 03/2012
Stadtplätze Erlenmatt in Basel
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Hans-Peter Wessels, Vors.
Michele Salvatore
Özkur Bastug
Fritz Schumacher
Roger Reinauer
Angela Bezzenberger
Meinrad Morger
Rainer Klostermann
Christof Haerle

1. Preis
Koeber Landschaftsarchitektur
Stuttgart

2. Preis
vetschpartner Landschaftsarchitekten
Zürich

3. Preis
bauchplan )·( landschaftsarchitektur
München

4. Preis
BRYUM
Basel

5. Preis
Bandorf Neuenschwander Partner
Gockhausen