Wohnstube der Stadt

Author
Peter Petz
Published on
Jun 8, 2011

Atelier Lüps gewinnt den Wettbewerb Königsbrunn Mitte. Mauritz Lüps stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Strukturplan, Piktogramme 
Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für Königsbrunn?
Die Anfänge Königsbrunns liegen einer Entscheidung König Ludwigs I zu Grunde zur landwirtschaftlichen Entwicklung des Lechfelds südlich von Augsburg ein Straßendorf anzulegen. Die Wohn- und Betriebsgebäude wurden rechts und links der alten Straßenverbindung (Via Claudia) aufgereiht, diesen sind rückwärtig landwirtschaftliche Pazellen zugeordnet. Die historische Entwicklung vom längsten Straßendorf Bayerns zu einer Stadt mit nahezu 27500 Einwohnern zwingt zu neuen städtebaulichen Strukturen. Der Bau der Umgehungstraße B17 entlastet die Stadt vom Durchgangsverkehr. In Verbindung mit dem Rückbau der Straße, die Ursache der Linearität, bemüht sich die Stadt seit langem ein Stadtzentrum zu erfinden.
Lageplan 
Wie haben Sie die Wettbewerbsaufgabe interpretiert?
Wir haben eine eindeutige Querachse zur ehemaligen Magistrale vorgeschlagen, die die Grundstruktur eines neuen Stadtzentrums vorgibt und die politische, kulturelle, gewerbliche und verkehrliche Mitte sowie die Freizeitangebote miteinander vereint. Als gestalterisches Mittel wurde ein markanter Wasserlauf mit begleitenden Baumreihen gewählt, der die derzeitige orientierungslose Stadtstruktur in übersichtliche Stadträume gliedert. Die Stadtmitte wird ausgedrückt durch einen zentralen Stadtplatz mit dem zu planenden Kulturhaus, das durch seine Höhe, Materialität und Lage inhaltlicher Ausdruck und optisches Zeichen des neuen Stadtzentrums darstellt.
Schnitt, Erdgeschoss 
Können Sie uns über den Königsbrunner Stadtplatz führen als ob er schon fertiggestellt wäre?
Unser neuer Stadtplatz ist die „Wohnstube“ unserer Stadt geworden. Er hat Elemente, die wir von alten urbanen Stadtplätzen kennen: das Kulturhaus mit Bibliothek, Saal und Kulturbüro, der Blick über den Wasserlauf auf das im Hintergrund liegende Rathaus und die gastronomischen Einrichtungen. Sie sehen die Menge der Bürger, die dort in den Cafehäusern verweilen während ihre Kinder an den Stufen des Kanals ihren kindlichen Freuden nachgehen. Dieses Bild wird ergänzt durch die Betriebssamkeit der Marktsituation unter der Loggia der Schrannenhalle. Von den Sitzbänken unter den Bäumen entlang des Kanals lässt sich dieses Treiben in kontemplativer Weise beobachten. Die gepflasterte Platzoberfläche zieht sich über die vorbeilaufende Hauptstraße integrierend hinweg. Bei Festveranstaltungen versammeln sich hier bis zu 1200 Personen, die die Darbietungen auf der Bühne unter der Loggia der Schrannenhalle verfolgen. Im Winter kann Schlittschuh gefahren und Eisstock geschossen werden.
Ansichten, 1. Oberschoss, Schnitte 
Welches stadträumliche Thema war Ihnen besonders wichtig?
Wir wollten Stadträume schaffen, die nicht nur ein räumliches Erlebnis bieten sondern durch Anlagerung von wichtigen Funktionen zu einer neuen Urbanität führen. Das betrifft die angesprochenen kulturellen und merkantilen Nutzungen, das Rathaus und die um das Zentrum verdichtete Wohnbebauung. Eine wichtige Rolle dabei spielt das Hybridgebäude mit Schranne, großen Verkaufsflächen, mit einer darüber liegenden dorfähnlichen Wohnbebauung mit hängenden Gärten und Plätzen. Die Bedeutung der neuen zentralen Gebäude wird auch durch das verbindende Element der Fassadengestaltung gestärkt: gewählt wurde ein Backstein in zum Teil ornamentaler Verarbeitung in Anlehnung an die Materialität der evangelischen und katholischen Pfarrkirchen.
Blick auf die "Wohnstube" der Stadt 
Gibt es schon eine Zeitschiene für die Realisierung?
Den größten Teil der überbauten Grundstücke besitzt die Stadt. Die Realisierung wird bauabschnittsweise erfolgen. Der Kanal und die südlich angrenzende Wohnbebauung wird von einem Investor nach Feststehen der städtebaulichen Rahmenbedingungen in Angriff genommen. Das Hybridgebäude mit Schranne und Wohnungen sowie der darunterliegenden Tiefgarage kann als zweiter Bauabschnitt angesehen werden. Das Kulturhaus ist dann der dritte Bauabschnitt.
Ansicht Stadtplatz 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 06/2011
Königsbrunn Mitte
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Ulrich Holzscheiter, München, Vors.
Prof. Michael Gaenßler
Armin Keller
Rita Lex-Kerfers
Frank Schwindling

1. Preis
Atelier Lüps
Schondorf
L.Arch.: Martin Karl
Gilching

2. Preis
Meck Architekten
München
L.Arch. : Schegk Landschaftsarchitekten
Haimhausen

2. Preis
Albers Ammann Hugues Bohn
Zürich/München

3. Preis
Hess Talhof Kusmierz Architekten und Stadtplaner
München
L.Arch. : Burger Landschaftsarchitekten Partnerschaft
München

3. Preis
Trojan Trojan & Partner
Darmstadt
L.Arch. : Logo verde
Landshut