Offene Klammer

Author
Peter Petz
Published on
Jul 20, 2011

Hetterich Architekten gewinnen den Wettbewerb um das Studierendenwohnheim Hubland Nord in Würzburg. Matthias Hetterich stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Schwarzplan, Konzept 
Welche Begebenheiten haben Sie vorgefunden? Wie haben Sie auf den Kontext reagiert?
Der offene Landschaftsraum der ehemaligen amerikanischen Leighton-Barracks ist bis heute weitgehend unbebaut. Ein städtebaulicher Kontext ist nur durch die stadträumlichen Planungen der Stadt Würzburg und Universität gegeben.

2018 soll in unmittelbarer Nachbarschaft zum Grundstück des Studierendenwohnheims die Landesgartenschau stattfinden. Der geplante Baukörper umschließt in einer „offenen Klammer“ einen gut nutzbaren Binnenbereich. Er öffnet sich nach Westen zum Landschaftsraum der Gartenschau und gibt den Blick frei auf Stadt und Festung Marienberg. Die landschaftliche Höhendifferenzierung zum LGS-Gelände wird durch Sitzstufen erlebbar gemacht. Die grenzständige Bebauung an der Ostseite des Grundstücks definiert eine klare Kante zum künftigen Straßenraum.
Blick auf die Eingangsseite 
Können Sie uns durch das Studierendenwohnheim führen als ob es schon fertiggestellt wäre?
Vom östlichen Haupteingang betritt man das zentrale Foyer, das sich über einen Luftraum hofseitig über die Geschosse erstreckt. Großzügigkeit schafft auch die zentrale galerieartige Treppenanlage, die über ein Oberlicht die Flurzonen dieses zweihüftigen Bereiches belichtet. Zentral im Erdgeschoss befinden sich die Gemeinschaftsräume mit direktem Bezug zum Innenhof. Zentrales Element der Freiflächengestaltung ist eine großzügige, multifunktional nutzbare Spiel- und Liegewiese, die die Sichtachse zur Stadt freihält. Südlich davon wird ein geschützter Außenbereich als Kommunikations- und Spielzone vorgeschlagen. Vor den erdgeschossigen Apartements schaffen Hecken Intimität.
Erdgeschoss, Ansicht Süd 
Wie teilen Sie die Apartments und Wohnungen auf? Welche Standards sind vorgesehen?
Die südorientierten Apartements werden durch offene Laubengänge erschlossen, die die natürliche Be- und Entlüftung der Sanitärbereiche und die Belichtung der Aufenthaltsbereiche der Wohngruppen ermöglichen. Die ebenerdigen, südseitigen Familienapartements mit eigenem vorgelagertem Außenbereich garantieren den Schutz der Privatsphäre. Insgesamt sind 86 Einzel-, 17 Doppel-, 9 Dreizimmer-Apartments sowie eine barrierefreie und eine Familienwohnung geplant. Im ersten und zweiten Obergeschoss werden zusätzlich zwei anmietbare Gästezimmer angeboten. Alle Apartments werden möbliert und erhalten jeweils eine Kleinküche.
Wohneinheiten, Grundrisse 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Das Studierendenwohnheim soll als eines der ersten Neubauten dieses Stadtviertels beispielgebend sein hinsichtlich Ökologie und Energieeinsparung.

Für das Heizsystem wird das vorhandene Fernwärmenetz genutzt, das sich durch einen sehr guten Primärenergiefaktor auszeichnet. Für die Eigenstromversorgung sorgen die fassadenintegrierten Photovoltaik-Elemente. Horizontal Sonnenkollektoren auf dem Dach werden für die Warmwassererzeugung genutzt. So können störende Aufbauten auf dem Gründach vermieden werden, die die Fernwirkung beeinträchtigen würden. Kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung, gegebenenfalls mit adiabater Kühlung, unterstützen das Energiekonzept. Stahlbetonmassivdecken dienen als Speichermassen. Eine Zisterne ermöglicht die Regenwassernutzung zur Gartenbewässerung und WC-Spülung. Das Gründach dient zur Regenwasserrückhaltung und Verbesserung des Kleinklimas. Befestigte Außenflächen sind auf das notwendigste beschränkt.
Ansichten Ost und West 
Welche Besonderheiten hinsichtlich Konstruktion und Material zeichnen Ihren Vorschlag aus?
Die wenigen geschlossenen Wandteile sind als zweischalige helle Sichtbetonwände ausgeführt. Die Fassadenelemente bestehen aus vorgefertigten, geschosshohen Holz-Aluminium-Elementen. Auf den sonnenzugewandten Seiten kommen vor den feststehenden Wandteilen fassadenintegrierte Photovoltaik-Elemente zum Einsatz. Hinter den PV-Elementen können die Schiebeläden für den Sonnenschutz geparkt werden. Die Schiebeläden mit ihrer filigranen Lamellengeometrie bieten maximalen Sonnen- und Sichtschutz bei gleichzeitig optimaler Transparenz für die Sicht nach außen.
Detail 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Geplant ist die Fertigstellung zum Wintersemester 2013, jedoch noch abhängig von der Gesamterschließung des Areals.
Modell (Foto: Schirmer Architekten + Stadplaner, Würzburg) 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 07/2011
Studierendenwohnheim Hubland Nord in Würzburg
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Wolfgang Fischer, Vors.
Christian Baumgart
Frank Tegtmeier
Gottfried Weis

1. Preis
Hetterich Architekten
Würzburg

2. Preis
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Hamburg

3. Preis
Arbeitsgemeinschaft
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4. Preis
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