Sanierung und bedarfsgerechte Erweiterung

Author
Peter Petz
Published on
Nov 30, 2010

Auer+Weber+Assoziierte gewinnen den Wettbewerb um die Inselhalle Lindau. Moritz Auer stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Schwarzplan, Platzfolge, Erschließung 
Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für Lindau?
Mit der Sanierung und Erweiterung der bestehenden Inselhalle verfolgt die Stadt Lindau primär das Ziel, sich durch ein verbessertes Raumangebot und Erscheinungsbild der Halle als attraktiver Kongress- und Tagungsstandort weiter zu profilieren. Wichtige Großveranstaltungen sind schon heute die renommierte Nobelpreisträgertagung sowie die Lindauer Psychotherapiewochen, die traditionell jährlich in der Inselhalle stattfinden.

Städtebaulich bietet die Baumaßnahme die Chance, den im Norden an die Altstadt angrenzenden Uferstreifen als den Ort aufzuwerten, der für viele Besucher der Insel den ersten Anlaufpunkt auf dem Weg in die Altstadt darstellt.
Blick von der Zwanzigerstraße 
Welche Antworten gibt Ihr Entwurf auf die Frage, die der Wettbewerb stellt?
Während der bisherige Haupteingang der Halle ohne angemessenes Vorfeld direkt zur Straße weist, bieten die vorgesehenen Erweiterungsmaßnahmen die Möglichkeit einer kompletten Neuausrichtung der Halle auf einen neuen großzügigen Vorplatz, der sich auf der Hallenostseite zwischen Straße und Seepromenade aufspannen wird. Die östliche Platzkante wird durch die neue Parkgarage mit integrierter Feuerwache definiert. Die Inselhalle erhält durch die vorgeschlagenen Maßnahmen eine Ihrer Bedeutung entsprechende Adresse an einem Platz, der den nördlichen Auftakt zu einer Abfolge von Plätzen in der Lindauer Altstadt bildet. Auch die Seepromenade und der dortige Bootsanleger profitieren von der verbesserten Wahrnehmbarkeit aus Richtung der Straße und werden durch in die Gebäude integrierte Nebennutzungen sowie das neu gestaltete Seerestaurant deutlich aufgewertet.
Akzentuierung Saal/Foyer, Arrondierung der Dachlandschaft 
Wie re/organisieren Sie die Inselhalle?
Das architektonische Konzept für die Sanierung sieht vor, den bestehenden großen Saal als „Nukleus“ vollständig zu erhalten, diesen jedoch in ein neues Gefüge von Foyer- und Nebenflächen einzubetten. Die Haupterschließung des Saales wird nunmehr von Osten über eine großzügige Foyerfläche erfolgen, an die sich auch sechs der neu zu schaffenden Konferenzräume anlagern. Vier weitere Konferenzräume werden im Süden ebenengleich über einen Seitenarm des Foyers angebunden. Alle Konferenzräume können mittels Mobilwänden untereinander sowie mit den vorgelagerten Foyerflächen verbunden werden, so dass sich vielfältige Nutzungsvarianten abbilden lassen.

Eine besondere Funktion nimmt künftig das dem großen Saal nach Norden vorgelagerte Seefoyer ein. Zum einen dient es der Anbindung des Restaurants sowie der kleineren Säle bei entsprechender Unterteilung des großen Saales, zum anderen kann dieses Foyer aber auch als separater Raum für spezielle Empfänge und Feierlichkeiten genutzt werden.

Restaurant und Küche bleiben in ihrer Lage im Gebäude nahezu unverändert, schieben sich jedoch nach außen deutlich prägnanter in die Sichtlinie aus Richtung Straße, um in Verbindung mit einer einladenden Zugangsrampe eine bessere Wahrnehmbarkeit und Erreichbarkeit des Restaurants von der Altstadtseite aus zu erzielen.
Sockelgeschoss und Schnitt 
Erdgeschoss und Ansicht Süd 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Wesentlicher Entwurfsansatz war, die zu erhaltenden Gebäudeteile mit den Erweiterungen zu einer gestalterischen Einheit zu verschmelzen, ohne aber die bisherige Gebäudegeometrie komplett zu negieren. So bleibt der Saal über seine prägnante Dachform auch zukünftig nach außen klar ablesbar, erhält aber in der Dachaufsicht einen „kleinen Bruder“, der das neue Foyer akzentuiert. Alle umgebenden Gebäudeteile werden mittels polygonal gefalteter Dachflächen an diese beiden Hochpunkte angebunden, so dass im Ergebnis eine skulpturale Gesamtfigur entsteht, die die neue Inselhalle als architektonische Einheit im Stadtbild präsentiert. Klar definierte Rückschnitte und Einstülpungen im Fassadenbereich verdeutlichen die wesentlichen Gebäudeorientierungen zum Vorplatz, zur Seepromenade sowie zur Stadt und akzentuieren zugleich die entsprechenden Gebäudezugänge.
Ansicht Nord 
Ansichten Ost und West 
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Die skulpturale Qualität des Baukörpers wird unterstrichen durch die einheitliche Verwendung des Materials Kupfer für Dacheindeckung und Fassadenbekleidung. Mit dem Körper flächig abschließende Verglasungen bestehen aus kupferbedampftem Sonnenschutzglas, während in den Rückschnitten neutrale Verglasungen zum Einsatz kommen. Rampen und Treppenaufgänge sowie der Sockel der Seeterrasse sind in Sichtbeton konzipiert und formulieren so den Übergang zu den Bodenbelägen im Außenbereich. Die Obergeschosse des Parkhauses nehmen in Ihrer Fassadenkonstruktion aus gefaltetem Kupferlochblech die Materialität der Inselhalle auf, ohne jedoch mit der expressiveren Formensprache der Halle in Konkurrenz zu treten. Für den Einsatz von Kupferblechen bei Halle und Parkhaus sprechen neben der bekannten Dauerhaftigkeit und Wartungsfreiheit des Materials auch seine gute Recyclebarkeit sowie die gerade mit fortschreitender Patinierung ideale farbliche Einbindung in die Lindauer Dachlandschaft.
Fassadendetails 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Unseres Wissens gibt es bislang lediglich terminliche Zielvorstellungen, die derzeit in den politischen Gremien intern diskutiert und somit noch nicht nach außen getragen werden.
Modell (Foto: Fides Projekt GmbH, Ulm) 

Die gesamte Wettbewerbsdokumentation finden Sie in wa 12/2010
Inselhalle Lindau
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Jörg Aldinger, Vors.
Prof. Andreas Meck
Prof. Leonhard Schenk
Georg Speth
Axel Lohrer
Petra Meier
Bernd Seidl
Uli Gebhard
Heribert Hostenkamp
Thomas Hummler
Ursula Krieger
Peter Triloff


1. Preis
Auer+Weber+Assoziierte
München

2. Preis
Harter + Kanzler Architekten
Freiburg

2. Preis
Elwert & Stottele Architektur Projektmanagement
Ravensburg

3. Preis
h4a Gessert + Randecker Architekten
Stuttgart